agieren:
Welche Rolle spielte Goldman Sachs in diesem Spiel? Kommt darauf an, in welcher Ära. Unter der Ägide von Hank Paulson zählte Goldman Sachs zu den großen Käufern von toxischen Hypothekarpapieren. Sie hofften damit große Gewinne zu machen, obwohl sie wirklich nur 30 Cents je Dollar wert waren. Genau das wurde zu einem riesigen Problem für Goldman, nachdem Paulsen die Firma verlassen hatte, um Finanzminister zu werden. Das neue Management schließlich erkannte das mögliche Desaster und begann, sich gegen solche Papiere zu positionieren. Dabei tat man sich zusammen mit John Paulsen, dem Hedge-Fondsmanager, und ging Strategien ein, die gegen die eigenen Kunden gerichtet waren und die diesen schließlich große Verluste bescherten. Goldman konnte auf diese Weise die eigenen Risiken abbauen, während es für Paulson ideal war, um einen riesigen Gewinn zu erzielen. War das Betrug? Ich denke, das war Betrug. Denn Goldman konnte wohl schlecht zu seinen Kunden gehen und erklären, ihrer Meinung nach entwickelten sich die Alt-A-, die Subprime- und die hochtoxischen Märkte zu einem Desaster mit hohen Verlusten und man bemühe sich verzweifelt, die eigenen Positionen möglichst rasch loszuwerden - und ihnen auf der anderen Seite Investmentprodukte anzupreisen, die sich genau aus dem Schlechtesten des Schlechten zusammensetzten. Durch Kreation mezzanineartiger Konstrukte erhielten die sogar die Bonitätsstufe „investment grade“ und konnten so unter anderem an Pensionsfonds und auch an die deutschen Landesbanken verkauft werden. Statt den Kunden dieser Art zu erklären, „wir haben ein Portfolio aus dem schlechtesten Mezzanine-Material der Welt geschaffen, das beinahe sofort versagen wird“, sagten sie, ACA habe diese Produkte geschaffen und arbeite im Auftrag dieser Kunden an Produkten, die mit großer Wahrscheinlichkeit lukrativ für sie sein werde. Und genau dieser Teil ist betrügerisch, eine falsche Darstellung im Zusammenhang mit Wertpapierhandel. Was bedeutet das für Goldman Sachs, welche Konsequenzen kann es haben? Das bedeutet viel, abhängig davon wie es weitergeht. Denn die Geschäfte, um die es geht, sind groß genug. Unter Umständen auch für John Paulsen, sollte man ihm das Wissen nachweisen können, dass Goldman seine Kunden falsch informierte. Sollte Goldman zur Zahlung von Entschädigungen verpflichtet werden, könnte das große Teile der Gewinne aufzehren - alleine aufgrund dieses einen Geschäftsvorfalls. Allerdings tätigte Goldman über seine Vehikel viele andere Geschäfte dieser Art. Was heißt das generell? Viele Fälle dieser Art und die darin verwickelten Unternehmen sind bisher nicht ernsthaft untersucht worden. Schauen wir auf die wesentlichen Marktteilnehmer - so finden wir Betrug bei Lehman Brother und wir stoßen auf klassischen Bilanzbetrug bei Washington Mutual, der sich über Jahre hinzog. Citicorp verkaufte Jahr für Jahr riesige Beträge - von 50 Milliarden Dollar und mehr jährlich - an „Nicht-Premium-Vermögenswerten“ mit der Garantie, sie seien auf Basis der eigenen Kreditvergabestandards zustande gekommen und entsprechend guter Qualität. Interne Untersuchungen zeigten schon früh, dass das bei 60 Prozent der Werte nicht der Fall war. Entsprechende Warnungen jedoch wurden vom Top Management ignoriert, unter anderem auch von Robert Rubin. Mit der Folge, dass der Anteil verkaufter Vermögenswerte, der nicht den Qualitätskriterien des eigenen Hauses entsprach, sogar auf 80 Prozent zunahm. ... und, wer kaufte so schlechte Produkte? Vor allem Freddie Mac und Fannie Mae! Folglich brauchte man sich grundsätzlich nicht zu wundern, wenn Fannie und Freddie Citicorp auffordern würde, hunderte Milliarden Dollar an unter betrügerischen Umständen verkauften toxischen Papieren dieser Art zurückzukaufen. Taten sie das? Nein, bisher nicht. Die amerikanische Regierung zögert, Fannie und Freddie zu ermuntern, von Citi und anderen Verkäufern toxischer Papiere den Rückkauf zu verlangen, weil sie die Konsequenzen fürchtet. Stattdessen hat sie am Heiligabend des vergangenen Jahres unlimitierte Staatsgarantien für Fannie und Freddie ausgesprochen. Das heißt, die amerikanischen Finanzinstitute können ihren toxischen Müll nun bei diesen beiden Instituten abladen. Nur so können sie behaupten, die Krise sei vorbei, können auf dem Papier wieder große Gewinne ausschütten und den Managern riesige Boni ausschütten. So werden die Oligarchen der Finanzindustrie geschützt. Nicht nur die Lehmans, die Countrywides, die Washington Mutuals, die Citicorps, die Goldmans und andere, sondern auch Fannie und Freddie waren in betrügerische Aktivitäten verwickelt. Die Wertpapieraufsicht SEC fand schon früh heraus, dass die beiden Immobilienriesen ihre Bücher gefälscht hatten. Später begannen die dann, Rekordbeträge an toxischen Wertpapieren aufzukaufen. Und was ist bisher passiert? - Keine Festnahmen, keine Anklagen, keine Verurteilung. Nicht einer ist verurteilt worden, der in führender Position für diese toxischen Geschäfte verantwortlich war. Die Oligarchen setzen ihre Betrügereien heute noch fort.
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