Suzlon könnte in der Tat ein sehr interessanter Turn Around-Kandidat werden, aber die riesige Verschuldung (Nettofinanzverschuldung: 1,57 Mrd. €;Gesamtverschuldung: 3,8 Mrd. €) und das negative Eigenkapital ist dann doch ein wenig erschreckend.
Das 2014/2015er KUV sieht wie schon von einigen hier geschrieben mit 0,36 wirklich sehr attraktiv aus, aber aufgrund der sehr hohen Verschuldung und der indiskutablen Bilanz kann man das recht niedrige KUV nicht unbedingt als Bewertungsmaßstab her nehmen. Sieht man auch im Vergleich zu Nordex beim wesentlich aussagekräftigeren Multiple EV/Umsatz, weil hier auch die Nettofinanzverschuldung mit in die Bewertung eingeht. Nordex hat aufgrund der nicht vorhandenden Nettofinanzverschuldung ein 2014er EV/Umsatz Multiple von 0,71 (Marktkapitalisierung: 1,31 Mrd. €/Nettofinanzverschuldung 2014e: + 171 Mio. €/Umsatz 2014e: 1,61 Mrd. €) und Suzlon hat ein EV/Umsatz-Multiple von 0,81 (aktuelle Marktkapitalisierung: 1,08 Mrd. €/Nettofinanzverschuldung 2014/2015e: 1,44 Mrd. €/Umsatz 2014/2015e: 3,13 Mrd. €). Bei der reinen KUV-Betrachtung wäre Suzlon gg. Nordex ganz klar unterbewertet (0,36 zu 0,81), aber bei der Betrachtung des EV/Umsatz-Multiple (0,81 zu 0,71) sieht die Geschichte dann doch anders aus. Vestas z.B. wird aktuell mit einem 2014er KUV von 1,27 und einem 2014er EV/Umsatz-Multiple von 1,22 bewertet.
Schaut man sich die GuV von Suzlon an, dann sind die operativen Kosten (724 Mio. € im Jahr) und auch die Finanzkosten (248 Mio. € im Jahr) schlicht und einfach viel zu hoch um überhaupt an Gewinne denken zu können und darum bringt die sehr ordentliche Bruttomarge von 28,6% leider nicht allzu viel. Sieht man auch sehr gut am Q4-Ergebnis. Trotz eines guten Q4-Umsatzes von 815 Mio. € und einer Bruttomarge von 28% kam nur ein EBITA-Gewinn von 41 Mio. € raus mit einer EBITA-Marge von 5% (Nordex z.B. Bruttomarge von 22,5% und eine EBITA-Marge von 5,8% im Gesamtjahr 2013 - 2014 wird bei Nordex eine EBITA-Marge von 8,2% erwartet) und zusammen mit den sehr hohen Unternehmensfinanzierungskosten kam damit unweigerlich ein Q4-Nettoverlust von 75 Mio. € zustande. Nordex z.B. hat nicht mal 10% der Finanzkosten von Suzlon und nur 35% der operative Kosten gegenüber Suzlon (256 Mio. €) bei einer Umsatzdifferenz von 44%. Alleine bei diesem simplen Vergleich sieht man wo es bei Suzlon krankt.
Obwohl die Analysten für Suzlon im laufenden Geschäftsjahr ein Umsatzwachstum von 25% bzw. 632 Mio. € prognostizieren wird nach wie vor ein hoher Verlust von 198 Mio. € erwartet. Aufgrund der hohen Kosten ist das auch kein Wunder. Mit dem hohen Auftragsbestand von 5,6 Mrd. €, der generell guten Nachfrage im Windsektor und einem wiederbelebten indischen Windmarkt ist aber durchaus ein höheres Umsatzwachstum von 35 bis 40%, also ein Umsatz zwischen 3,4 bis 3,5 Mrd. €, nicht so unwahrscheinlich. Es fällt aber auf, dass Suzlon aktuell stark abhängig ist vom deutschen Markt, denn 44% des aktuellen Auftragbestandes kommen aus Deutschland.
Bei den zu erwartenden Umsätzen sieht es ricgtig aus, aber Suzlon hat definitiv ein großes Kostenproblem. Alleine mit einem hohen Umsatzwachstum ist es mal ganz sicher nicht getan um in der mittelfristigen Zunkuft ansprechende Gewinne realisieren zu können. Um die operativen Kosten runter zubringen sollen die Fixkosten trotz Umsatzwachstum nicht ansteigen, die neuen Windmühlen sollen helfen die EBITA-Marge nach oben zu bringen wie auch der weitere Ausbau des hochmargigen Servicegeschäftes, der mittlerweile 13% zum Umsatz beigetragen hat. Um von den sehr hohen Unternehmensfinanzierungskosten runter zu kommen wird wohl an einem Börsengang der ehemaligen Repower kein Weg vorbei führen (Einnahmen wohl etwa 600 bis 650 Mio. €, wenn wie geplant ein Drittel von Senvion an der Börse platziert wird). Dazu soll das Working Capital konstant gehalten werden. Wie aber Suzlon ihre indiskutable Bilanz wieder auf die Reihe bekommen will ist mir schon ein Rätsel. Wobei aber bei einem Börsengang von Senvion aller großer Wahrscheinlichkeit große Buchgewinne entstehen würden, denn Suzlon hat für die damalige Repower nur 1,3 Mrd. € bezahlt. Schon wäre dann die Bilanz wieder einigermaßen in Ordnung und die negative Eigenkapitalquote würde sich dann ins Positive drehen und wäre dann irgendwo zwischen 10 bis 15%. Ist zwar jetzt auch nicht berauschend, aber damit könnte man zunächst mal einigermaßen leben.
Mit der Wiederbelebung des indisches Windmarkts hat Suzlon einen richtig guten Joker in der Hand und wenn der gewinnt, dann könnte der Turn Around schneller gelingen als er aktuell erwartet wird, denn die Analysten erwarten frühestens im Geschäftsjahr 2017/2018 einen Nettogewinnausweis.
Nach der aktuellen Faktenlage (Q4-Zahlen und Analystenschätzungen) braucht man hier durchaus schon einigermaßen viel an Fantasie und eventuell auch einen längeren Atem um den Turn Around erkennen zu können. Eine Marktkapitalisierung von um die 1 Mrd. € für ein Unternehmen das nach Analystenschätzungen erst in 2 oder 3 Jahren überhaupt in die Gewinnzone wieder kommen soll ist nicht gerade wenig. Auf der anderen Seite läuft es für die Windbranche aktuell sehr gut, die kurz- und mittelfristigen Branchenaussichten sind auch gut und der mit großer Wahrscheinlichkeit kommende Börsengang von Senvion sollte dem Kurs mal sicher nicht schaden. Sollte der Turn Around schneller kommen als derzeit erwartet wird (HSBC erwartet den Turn Around z.B. schon ab 2016), was nicht so unrealistisch ist wie man bei Nordex, Vestas und Gamesa gesehen hat, dann sind die Kursgewinnchancen aber wirklich richtig gut.
Ich bin demnächst hier auch mit dabei da die Aktie mittlerweile doch wieder schön runter gekommen ist. Zumindest an der deutschen Börse, denn die "richtige" Suzlon-Aktie an der indischen Börse ist bei weitem nicht so extrem abgestürzt, da sie auch nicht so super performt hat wie in Deutschland. Jetzt lasse ich aber erst mal den Kurs sich einpendeln. Gehe aber zunächt nur mit wenig Geld rein, denn das Risiko hier ist dann schon sehr hoch. Das Risiko Ist zwar bei einem Turn Around-Wert generell immer hoch, aber die Kombination bei Suzlon mit negativen Eigenkapital/sehr hohe Verschuldung/Nettogewinne sehr wahrscheinlich noch weit entfernt, macht ein Suzlon-Invest schon zu einem High Risk-Invest. Zumindest nach aktueller Faktenlage.
Hier zum Schluss für ein Einstandsposting mal ein schöner Artikel, der auf den Suzlon-Turn Around eingeht:
http://www.business-standard.com/article/markets/...4060301470_1.html
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