Wahrscheinlich sind an Asbestose und Lungenkrebs infolge Asbestinhalation mehr Menschen gestorben als an Verkehrsunfällen oder ionisierender Strahlung (z.B. AKW-Havarien). Habe heute eine Sendung im Deutschlandradio über das Thema gehört und musste an meinen Vater denken, der an den Folgen einer Asbestose gestorben ist. Allein in Deutschland sterben jährlich etwa 1000 Menschen an den Folgen des Asbestkontaktes (ohne die Dunkelziffer zu berücksichtigen), mehr als an tödlichen Arbeitsunfällen. Und das wird für Jahrzehnte noch so bleiben.
http://daserste.ndr.de/panorama/media/panorama264.html
Das Gemeine ist, dass die Erkrankung bereits 1900 beschrieben wurde, schon 1943 wurde Lungenkrebs als Folge von Asbestbelastungen als Berufskrankheit anerkannt. Die tödlichen Gefahren waren also seit Jahrzehnten bekannt, aber erst ab 1979 wurde das gefährlichste Produkt, Spritzasbest, offiziell verboten. Techniker und Ingenieure haben dieses Material wegen seiner Eigenschaften geliebt, und die Gefahren wurden absichtlich heruntergespielt oder totgeschwiegen, das Wirken der Industrielobby ist unverkennbar, nicht zuletzt wurde das Argument der Arbeitsplätze benutzt, um ein Verbot zu verhindern.
Unverkennbar ist die Parallele zum Umgang mit der Kernenergie.
"Im Oktober 2008 verhinderte Kanada als einzige westliche Industrienation auf der sogenannten Rotterdam-Konvention in Rom, einer UN-Institution, die den Handel mit gefährlichen Chemikalien und Pestiziden kontrolliert, dass es strengere Exportregeln für Asbest gab und die Produzentenländer ihre Abnehmer im Ausland vorab über die Gesundheitsrisiken hätten informieren müssen. Das „Canadian Medical Association Journal“ warf der kanadischen Regierung vor, dass Kanada sich als einzige westliche Demokratie konsequent internationalen Bemühungen widersetzt habe, den weltweiten Asbest-Handel zu regulieren. „Und die kanadische Regierung hat dies mit einer beschämenden politischen Manipulation der Wissenschaft gemacht“, da sie bislang einen in ihrem Auftrag von internationalen Experten verfassten Bericht über gesundheitliche Risiken von Asbest unter Verschluss halte.[13]
Im Gegensatz zu den Verboten in den meisten Industrieländern wird Asbest in den Entwicklungs- und Schwellenländern immer häufiger eingesetzt. Der Grund liegt darin, dass Asbest deutlich billiger ist als geeignete Ersatzstoffe und die Gefährlichkeit dieses praktischen und günstigen Baustoffes offenbar als ein Neben- oder Luxusproblem angesehen wird.[14]"
"Heutige Gefahren und Umgang
Asbesthaltige Dichtungen in einem PT100-Temperatursensor (Baujahr 1966) Auch heute begegnet man Asbest noch in vielen alten Bauteilen: Asbestzement („Eternit“): Dacheindeckungen und Außenwandverkleidungen Asbestplatten, zum Beispiel Zwischenlagen unter Elektro-Abzweigdosen und Vorschaltgeräten, hinter Öfen in älteren Holzgebäuden, oft als Asbestpappe, also schwach gebunden Asbest in älteren Elektrogeräten (Bügeleisen, Nachtspeicheröfen, Toaster, Elektrogrill, Haartrockner, Kohlebogenlampen, Thermoelemente, Temperaturmesswiderstände, Hochlastwiderstände, Heizwiderstände, NH- und HH-Sicherungen, Röhrenrundfunkempfänger und anderes) Asbest als Bestandteil von sehr alten Bremsbelägen und Dichtungen Asbest als Bestandteil von alten Fußbodenbelägen aus Kunststoff Der Chemiekonzern Dow Chemical verwendet Chrysotil als Dichtungsmaterialien im Werk Stade bei der Chlor-Alkali-Elektrolyse. Insgesamt wurden im Jahre 2009 aus Kanada nach Deutschland 38 Tonnen Asbest importiert. Hierfür gibt es eine Ausnahmeregelung[16]
Darüber hinaus kommt es vor, dass verbotenerweise asbesthaltige Produkte aus Ländern wie z. B. China, in denen Asbest noch legal verarbeitet wird, importiert werden. Dazu können gehören:[17] Abstandhalter in Isolierkannen (zwischen den beiden Glasschichten, von innen als dunkle Punkte sichtbar; Asbest wird nur beim Bruch des Glaskörpers freigesetzt)[18][19] Dichtungsringe[20] Möglicherweise Faserzementprodukte Toaster, Heizungen und andere Elektrogeräte. Gartenfackeln[20]"
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