Ostsee Zeitung, 24.06.2020, 18:31 Uhr:
So plant Aida den Kreuzfahrt-Neustart - internes Schreiben enthüllt
Aida-Chef Felix Eichhorn hat in einem Schreiben an seine Mitarbeiter erklärt, wie die Rostocker Kreuzfahrt-Reederei ihren Betrieb wieder aufnehmen könnte. Zunächst sind wohl Kurzreisen von und nach Deutschland und innerhalb der EU geplant. Danach folgen weitere Stufen.
Rostock
Minikreuzfahrten in Nord- und Ostsee? Touren ohne Stopps und Landgänge? Ausgangs- und Zielhäfen zunächst in Deutschland? Es mehren sich die Informationen, wie die Rostocker Kreuzfahrtreederei Aida Cruises ihren Betrieb wieder aufnehmen könnte.
Denn: Wegen der Coronakrise hatte die Reederei ihre insgesamt 14 Schiffe stillgelegt. Viele Mitarbeiter gingen in Kurzarbeit, Besatzungsmitglieder wurden schrittweise nach Hause geschickt, gekaufte Tickets wurden umgetauscht oder bereits gezahlte Reisepreise erstattet.
Aida will Neustart langsam angehen
Jetzt hat Aida-Chef Felix Eichhorn in einem Schreiben an seine Mitarbeiter erklärt, wie die Reederei ihren Betrieb wieder aufnehmen könnte. Das berichten Mitarbeiter, die ihre Namen nicht in der Zeitung lesen wollen. Man wolle das Comeback langsam angehen – in einem dreistufigen Verfahren. So solle zunächst mit einigen wenigen Schiffen gestartet werden – und zwar mit Kurzreisen, die in Deutschland beginnen und enden sollen.
Es werde ein angepasstes Hygiene-Konzept erarbeitet, die Schiffe sollen zudem mit reduzierter Gästezahl unterwegs sein. Unklar sei sowohl, mit welchen Schiffen gestartet wird, als auch, wann der Neustart geplant ist.
In der zweiten Stufe wolle Aida sein Reiseprogramm auf weitere Häfen innerhalb der Europäischen Union ausweiten. Voraussetzung: Diese müssten für den Kreuzfahrtbetrieb öffnen und entsprechende Hygienemaßnahmen umsetzen. Noch offen sei, wann schließlich Schritt drei, der in den Katalogen beschriebene Regelbetrieb, starten könne.
Details noch offen
Aida selbst will diesen Stufenplan nicht bestätigen. Nur soviel: „Richtig ist, das wir an Plänen für einen Neustart von Aida-Kreuzfahrten arbeiten“, informiert Aida-Vizepräsident Hansjörg Kunze. Details werde man veröffentlichen, „wenn die Prozesse mit den zuständigen Institutionen ausreichend abgestimmt sind“. Die Schiffe lägen derzeit „in der Karibik, auf den Kanaren, in Dubai und in der Nord- und Ostsee“, erklärt Kunze. Letzte Besatzungsmitglieder würden in ihre Heimatländer gebracht, zudem würde die Auszeit für Arbeiten in Werften genutzt.
Fakt ist: Bislang können die avisierten Reisen nicht gebucht werden. Aber: Die Reederei gibt sich optimistisch. So verkauft man zum Beispiel die erste Aida-Weltreise auf einem Schiff der Sphinx-Klasse. Die „Aidasol“ soll ab 25. Oktober kommenden Jahres 42 Häfen in 20 Ländern auf vier Kontinenten ansteuern. Insgesamt soll die Reise um den Globus 117 Tage dauern.
Bedeutender Arbeitgeber
Aida ist ein bedeutender Arbeitgeber im Norden Deutschlands. Allein in der Reederei-Zentrale in Rostock sowie in Hamburg arbeiten rund 1500 Menschen, viele sind derzeit in Kurzarbeit. Im Norden werden vor allem Reisen- und Logistik-Management sowie Reparaturen abgewickelt. Zudem beschäftigt die Reederei auf ihren 14 Schiffen mehr als 13 000 Crewmitglieder aus 50 Nationen.
Auch norddeutsche Werften profitieren von der Reederei – auf der Meyer-Werft im niedersächsischen Papenburg, in Rostock-Warnemünde sowie in Wismar entstanden in den vergangenen Jahren insgesamt zehn Kreuzliner, derzeit ist in Papenburg die „Aidacosma“ im Bau. Das Maschinenraummodul stammt von der Neptun Werft in Rostock.
Auch an den Anläufen der Schiffe verdienen Menschen in MV: Schiffsversorger, Häfen, Anbieter von Tagesausflügen, Busunternehmen und Einzelhandel. Mehr als 45 Millionen Euro geben allein Passagiere und Besatzungsmitglieder pro Jahr im Nordosten aus, hatte erst 2019 der Hafenbetreiber Rostock Port errechnen lassen.
Aida gehört zum Weltmarktführer
Aida Cruises ist Teil der Costa-Gruppe und gehört zum Weltmarktführer der Branche, der britisch-US-amerikanischen Carnival Corporation mit Sitz in Miami. Zuletzt geriet die Reederei, deren Schiffe seit 2004 unter der Flagge Italiens fahren, wegen Verhandlungen mit der staatlichen KfW-Bankengruppe zu Überbrückungsdarlehen des Bundes in die Schlagzeilen. Die Rede ist von 500 Millionen Euro.
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