Banken sollen Daten offenlegen!
Bei Insiderhandel droht Gerichtsverfahren. Schwierige Suche nach Beweisen.Eben erst ist ein Rekordjahr für die Investmentbanken zu Ende gegangen - doch nun droht den Gewinnern der Globalisierung Ungemach. Wenige Jahre nach der größten Krise der Branche nehmen die Aufsichtsbehörden die Praktiken von Morgan Stanley & Co. wieder ins Visier.
Die US-Börsenaufsicht SEC untersucht mögliche illegale Praktiken im Umgang mit vertraulichen Informationen bei großen Geldhäusern. Die "New York Times" berichtete diese Woche unter Berufung auf hochrangige Banker, die SEC wolle offenbar das Ausmaß von Insiderhandel an der Wall Street ermitteln.
Lang gehegter Verdacht Insider-Informationen können Anlegern einen entscheidenden Zeitvorsprung verschaffen. Kauft oder verkauft etwa ein Investmentfonds ein großes Aktienpaket, lassen sich damit am Markt hohe Profite erzielen - oder Verluste vermeiden.
Der Verdacht, dass Infos zum so genannten Front-Running missbraucht werden, um sich damit Vorteile vor anderen Marktteilnehmern zu verschaffen, war an der Wall Street immer wieder ein Thema. Bisher galt jedoch, dass die Bankhäuser die Informationen dazu nutzten, um selbst mit entsprechenden Aktienankäufen oder -verkäufen Geld zu machen.
Tipps als "Service" Im Zentrum der aktuellen Untersuchung steht aber laut "NYT" nun, ob Bankmitarbeiter Informationen zu großen Handelsvorgängen an bevorzugte Kunden weitergeben, um sich so deren Loyalität zu sichern.
Die SEC hat demnach vergangenen Monat mehrere große Banken aufgefordert, sämtliche Handelsdaten - für das eigene Haus und für die Kunden - für die letzten zwei Septemberwochen offenzulegen. Das ist das Ende des dritten Quartals.
Von UBS bis Deutsche Bank Unter den Instituten seien Merrill Lynch, Morgan Stanley, Deutsche Bank sowie UBS. Die Institute lehnten bisher eine Stellungnahme ab.
Fondsgesellschaften haben laut SEC schon lange den Verdacht, dass ihre großen Handelspläne von Marktteilnehmern mit Insider-Informationen "vorweggenommen" werden und damit der Preis für diese Aktien in die Höhe getrieben wird. Diese Vorwürfe würden nun untersucht - für Urteile sei es aber noch zu früh, so Lori Richards von der SEC.
Verdächtige Handelsbewegungen Das Thema ist umso brennender, als insbesondere im letzten Jahr Fusionen und Übernahmen boomten und es in einem ähnlichen Tempo auch heuer weitergehen soll. Untersuchungen auf verschiedenen Märkten - einschließlich jener für Aktien und von Kreditderivaten - zeigten, dass kurz vor der Bekanntgabe großer Übernahme-Deals der Handel ungewöhnlich stark zugenommen hat.
Hedge-Fonds im Visier Nicht zuletzt bereiten laut "NYT" die zunehmende Dominanz von Hedge-Fonds und ihre oft undurchsichtigen Strategien den Behörden Kopfzerbrechen. Denn die Hedge-Fonds kontrollierten bis zur Hälfte des täglichen Handelsvolumens - und sie sind zugleich die wichtigsten, weil besten, Kunden der Investmentbanken. Im Schnitt nehmen sie mehr Geld auf und handeln mehr als andere Bankkunden.
Findet die SEC-Untersuchungskommission Material, das Insiderhandel belegt, wäre eine formelle Untersuchung der nächste Schritt. Im äußersten Fall könne es zu einer Anklage kommen.
Schwierige Spurensuche Allerdings sei es extrem schwierig, Insiderhandel in so riesigen und volatilen Märkten nachzuweisen. Es gebe keine eindeutigen Beweise, vielmehr ließen sich solche Missbrauchsfälle oft nur durch zufällig gefundenes Belastungsmaterial festmachen. Mit solchen Vorwürfen konfrontierte Händler hätten meist zahlreiche Argumente für ihr Handeln bereit.
Außerdem sei der Graubereich groß: Eine Bank, die mit dem Verkauf eines Aktienpakets betraut werde, müsse Kunden anrufen, um das Interesse an den Aktien zu messen. Damit gebe die Bank keine Tipps weiter, das sei vielmehr Teil ihrer normalen Arbeit.
Links: 08.02.07
"New York Times"-Artikel
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