ich bereits in den Doomsday Thread von Anti Lemming eingestellt habe. Angst vor einer Konjunkturabschwächung Freitag, 06. Oktober 2006
Vor 8-10 Wochen hätte diese Kolumne wohl "Angst vor Inflation" gelautet, doch so schnell ändert sich die Wahrnehmung der Investoren.
Es ist nicht lange her, da war die größte Sorge der Anleger eine zu gut laufende Wirtschaft und als Ergebnis dessen weiter steigende Zinsen. Nur wenige Wochen später haben wir eine spiegelbildliche Entwicklung. Mittlerweile sorgen sich die Anleger eher um die Konjunktur, denn Experten wollen wissen, dass sich die Konjunktur spürbar abschwächen wird.
Auffällig dabei ist, dass es oftmals die gleichen Leute oder Institutionen sind, die noch vor wenigen Wochen genau das Gegenteil behaupteten. Damals war der Grundtenor, dass die Rohstoffe, speziell Gold und Rohöl ins Unermessliche steigen würden und nie wieder fallen werden. Die Aktien sollten deshalb unter Druck geraten, weil die Zinsen so massiv steigen sollten, hieß es.
Nun ist Öl beinahe 30% gefallen und Gold sackte um über 20% ab. Die Aktienmärkte sind deutlich gestiegen. Nun plötzlich ist von Inflation keine Rede mehr, was meines Erachtens einzig und allein ein Ergebnis der Entwicklung der letzten Wochen an den Rohstoffmärkten ist.
Die meisten Anleger und Analysten sind Trendfolger und erzählen das als Zukunftsprognose oder Erwartung, was gerade passiert ist.
Die Frage ist natürlich, ob solche Entwicklungen irgendwie abzusehen waren und die Antwort ist einfach: JA!
Wenn man sich nicht von dem Gerede der Medien, die ihre Meinung ändern, wie hoffentlich die meisten ihre Unterwäsche, verrückt machen ließ und nüchtern analysiert hat, wie sich die einzelnen Investorengruppen verhalten, konnte man durchaus mit einer Abschwächung bei Öl und Gold und mit einer Erholung der Aktien rechnen.
Gehen wir also einige Wochen zurück, als der Goldbulle noch gut geölt lief und Gegenstand der Diskussionen lediglich war, ob Öl in einem, zwei oder drei Monaten bei 100 $ anschlägt. Gehen wir zurück in die Zeit, als sich die Goldbullen lediglich darüber den Kopf zerbrachen, ob der Goldpreis nun auf 3000 oder 30.000 $ ansteigen wird.
Während an den Rohstoffmärkten die Hausfrauen- Hausse einsetzte und es kaum mehr einen Privatanleger gab, der nicht in Gold und Öl investiert war gab es offenbar an den Terminmärkten ein paar unverwüstliche Akteure, die die Dreistigkeit besaßen und Öl und Gold geshortet haben und zwar massiv. Glücklicherweise verfügen diese Institutionen über soviel Geld, dass sie keine Zeit haben sich in Börsenforen aufzureiben, denn man hätte sie sicherlich gesteinigt, wenn sie auch nur das Wort short im Zusammenhang mit Gold und Rohöl in den Mund genommen hätten. Es begab sich zur gleichen Zeit, dass infolge des Kursrutschs am Aktienmarkt auch die EW-Fanatiker wieder Hochkunjunktur hatten und einmal mehr vom Ende der Korrekturwelle b im Dow Jones sprachen. Ziele von 3000-5000 Pkt wurden für den Dow ausgelobt.
Was seinerzeit niemanden interessierte im Wahn um Inflation und Gold-Hausse war die Aktivität der Commercial-Hedger, die ich bereits ansprach. Das sind Firmen und Institutionen, die im Gegensatz zu Ihnen und mir physische bestände der Rohstoffe handeln. Diese Institutionen haben seinerzeit Gold und Öl massiv geshortet. Nicht etwa, wie viele unseriöse Gold- und Silberbullen behaupten, um den Preis künstlich zu drücken, sondern schlichtweg, um ihre physischen Bestände über den Terminmarkt abzusichern.
Offenbar hatten die Öl- und Goldfirmen im Gegensatz zu Hinz und Kunz gemerkt, dass die Bestände stiegen und die Nachfrage eben nicht mehr weiter stieg. Sie sahen die hohe Wahrscheinlichkeit, dass Ihre Gold- und Rohölbestände bald weniger wert sein würden und verkauften Futures leer, um im Falle eines nachgebenden Gold- und Ölpreises entsprechend abgesichert zu sein.
Das war recht intelligent, wie wir nun alle wissen, denn es ging zum allgemeinen Erstaunen massiv abwärts mit Öl und Gold. Damit aber nicht genug. Am Rentenmarkt, wo sich ja die Zinsentwicklung unmittelbar bemerkbar macht, hatten die Commercial Hedger massive Longpositionen aufgebaut. Offenbar war man im Gegensatz zum allgemeinen Konsens von einer abschwächung der Inflation ausgegangen und setzte auf fallende Renditen (steigende Renten).
Im Gegensatz zu den Medien, den Privatanlegern und im Gegensatz zu den Fonds, haben diese Institutionen alles richtig gemacht.
Nun können wir ohne Umschweife zur brennenden Frage kommen, wie sich diese cleveren Kerle nun verhalten:
Erneut komplett anders, als die breite Masse!
Während wir vom Ende der Rohstoffhausse, dem Beginn einer Baisse und plötzlich von Kurszielen unter 500 $ beim Gold lesen und hören, hedgen sich diese Kerle zunehmend gegen steigende Gold und Silberpreise. Mittlerweile sind die Commercials so stark gehedged, wie vor etwa einem Jahr, als der Goldpreis eine 80%-Rallye startete und Silber zu einer Verdopplung ansetzte. Auch bei Öl nimmt die Hedge-Aktivität gegen steigende Kurse zu, ist aber noch nicht auf einem aussergewöhnlich hohen Niveau.
Kupfer ist für mich als bedeutendes Industriemetall ein wichtiger Indikator für die zukünftige Wirtschaftsentwicklung und die Inflation und hier sehen wir massive Hedges gegen steigende Preise. Wie schaut es nun am Bondmarkt aus? Die Commercial Hedger sichern sich hier massiv gegen fallende Bonds (steigende Renditen) ab.
Nimmt man nun all diese Märkte und zieht ein Fazit, so wird schnell klar, dass die Insider offenbar Anzeichen dafür haben, dass sich die Konjunktur nicht etwa abschwächen wird, wie es Ihnen jeder zweite Analyst und Privatanleger sagen wird, sondern auf mittlere Sicht zumindest stabil und robust bleiben wird. Warum sonst sollten diese Institutionen sich massiv gegen alles, was die Inflation antreibt (Kupfer und Öl, aber auch diverse Agrarrohstoffe) und bei anziehender Inflation steigt (Renditen, Gold, Silber) absichern?
Das Allzeithoch im Dow Jones wurde medial eher beiläufig erwähnt und war im Vergleich zu den Partys früherer Tage, als jedes Allzeithoch mit Champagner begossen wurde ein Non-Event. Es führt nun lediglich dazu, dass einige EW-Götter etwas mehr Altpapier zu verschrotten haben, denn die Counts, wonach der gesamte Anstieg seit Herbst 2002 nur eine Welle b in einer gigantischen Baisse war sind nun hinfällig. Doch wen juckts? Es gibt sicherlich in irgendeinem EW-Buch einen Count, der auch ein neues Allzeithoch in einer Korrekturbewegung zulässt.
Wir Privatanleger sind nicht annähernd ausreichend im Markt engagiert, um ein bedeutendes Hoch auszubilden.
Die Fonds sind speziell im Techsektor chronisch unterinvestiert, was eine Fortsetzung der Rallye im Nasdaq 100 begünstigen wird. Hierzu hatte ich vor einigen Monaten bereits etwas geschrieben und auf das enorme Potenzial im Techsektor hingewiesen. Das unterstreiche ich hiermit nochmals! Die Bewegung des Nasdaq 100 von 1445 bis 1691 Pkt war eher der Anfang einer großen Hausse-Bewegung die auf mittlere bis lange Sicht in Richtung 1900 Pkt führen dürfte. Ich würde eher sagen, dass wir (ich inklusive) das Potenzial im Nasdaq 100 unterschätzen und es eine Überraschung auf der positiven Seite geben wird.
Ich wünsche ein schönes Wochenende
René Wolfram www.hedge-trade.de
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