@fbo, weder kenne ich die Analystin, noch bin ich bei der Commerzbank, also zusammengefasst: ich weiß es nicht. Im Prinzip wissen wir noch nicht mal, ob es wirklich ein „Feuern“ war, oder?
Vermutete/wahrscheinliche Gründe warum das Arbeitsverhältnis aufgelöst wurde:
Wenn Du öffentlich einen Bericht der Financial Times „Fake News“ nennst und sich die CoBa danach entschuldigen muss…
…wenn Dein email-Verkehr mit dem Betrugsunternehmen später im Bundestag besprochen wird und dieser email Verkehr eine (zu) starke Nähe zum Unternehmen suggeriert bzw. dass Du nicht kritisch genug an Deine Analyse herangegangen bist…
…wenn Du ein Daueroptimistist für eine Aktie gewesen bist (neben Tausenden anderen), die sich später als (einer) der größte(n) Betrugsfälle herausstellt…
…das zweitgrößte/wichtigste Unternehmen, das Du gecovered hast, mittlerweile ein Pennystock ist…
…dann hast Du als Aktienanalystin für den weiteren Berufsweg (bei Deinem Arbeitgeber) sicherlich schlechte Karten und Du bist den Kunden/Investoren verbrannt, weil die Dich immer mit Wirecard in Verbindung bringen und Dich nicht ernst nehmen. Zudem will die CoBa sicherlich aus den Schlagzeilen raus, sprich: der öffentliche Druck wird auch eine Rolle gespielt haben mMn.
Zu dem inhaltlichen Vorwurf: ich habe den Spiegel Artikel damals gelesen und alles, wirklich alles, was die Analystin in dieser einen (!) email an die WDI IR geschrieben hat, stand entweder in der FT, in den Tweets von Frazer Perring, auf der Seite von MCA Mathematik oder wurde in Foren geschrieben. Da war im Prinzip nichts Neues, nichts Vertrauliches was die Öffentlichkeit oder WDI nicht selbst schon wussten.
Dass eine Analystin das Unternehmen verteidigt, was sie auf „Buy“ hat, wundert mich nicht. Dass eine Analystin Feedback von ihren Investorengesprächen mit dem Unternehmen bespricht, halte ich für etwas recht Normales (aber hier kann ich mich natürlich irren). Wenn Bankhaus Lampe Daimler auf „Buy“ hat und mit den Allianz Fondsmanagern spricht, darf der Analyst dann der Daimler IR zurückmelden „die kaufen Eure Aktie nicht, weil sie nicht an den Erfolg der neuen E-Klasse glauben“? Wenn das der Maßstab ist, dann müsste man wahrscheinlich wirklich hunderte/tausende von Analysten entlassen.
Aber dieser Tenor hier (und unter dem Spiegel-Artikel) a la „die hat die Kleinanleger in die Aktie getrieben, wurde bestochen, muss ins Gefängnis und ihr Privatvermögen muss verwertet werden“ ist für mich jenseits von Gut und Böse. Wenn sie einen schlechten Job gemacht hat oder interne Vorgaben nicht richtig umgesetzt hat, dann beendet man das Arbeitsverhältnis und das macht man im Stillen. Punkt. Aber – falls sie Kinder hat – dass diese demnächst in der Schule angesprochen werden mit „muss Deine Mutter ins Gefängnis und wird Euer Haus gepfändet?“ oder so ähnlich, weil der Spiegel ne Story brauchte und der (von WDI-Verlusten geprägte) Mob sich mobilisiert, hat mit Fairness & Objektivität in meinen Augen nichts zu tun.
Und warum ich hier so energisch schreibe: ich war ja Teil von den WDI-Foren damals. Die Analystin P. wurde damals als Heldin gefeiert und jeder, wirklich jeder kritische Bericht von Journalisten und/oder Analysten wurde so etwas von zerrissen, das war unglaublich und u.a. haben die Foristi den Journalisten/Analysten Gewalt angedroht, etc. Da wollte keiner auch nur irgendeine kritische Stimme hören. Sich jetzt hinzustellen und die Schuld auf eine einzelne Analystin zu schieben, ist zu einfach. Ich habe auch Geld bei WDI verloren, aber da gibt es nur einen Schuldigen: moi!
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