05.12.2007 - 10:00 Uhr DJ INTERVIEW/Kontron ordnet Asien-Geschäft grundlegend neu Von Alexander Becker DOW JONES NEWSWIRES MÜNCHEN (Dow Jones)--Die Kontron AG will ihr Asien-Geschäft neu ordnen und damit ihre EBIT-Marge um zusätzlich 1 bis 2 Prozentpunkte verbessern. "Wir starten jetzt die zweite Phase unseres Programms zur Profitabilitätssteigerung", sagte der Vorstandsvorsitzende Hannes Niederhauser Dow Jones Newswires im Interview. Dazu setzt das TecDax-Unternehmen künftig auf einen zentral gesteuerten Vertrieb in Asien. Zudem sollen die Kosten durch eine Kooperation mit einem großen asiatischen Elektronikhersteller gesenkt werden. Bislang liegt die Marge in Asien deutlich unter denen der anderen Regionen. In den ersten neun Monaten 2007 erwirtschaftete der Hersteller von Kleincomputern in der Geschäftsregion Emerging Markets, die hauptsächlich aus Russland und Asien besteht, eine EBIT-Rendite von 5,3% im Vergleich zu 12,6% in Europa und 8,6% in den USA. Künftig soll die EBIT-Marge auf das derzeitige Konzern-Niveau von etwa 10% steigen. Kontron wachse in den Emerging Markets mit über 30% doppelt so schnell wie in Europa und Amerika, so Niederhauser mit Blick auf die ersten neun Monate 2007. "Man muss in Asien präsent sein und man muss hier auch 10% Marge machen". Dazu gehe Kontron sowohl die Vertriebsstruktur als auch die Produktionskosten an. Die Profitabilität im asiatischen Vertrieb ist geringer als anderswo. Das müssen wir verbessern", so Niederhauser. Bislang verkaufte Kontron ihre Produkte in Asien über ihre an der Taiwan Stock Exchange (TSE) gelistete 66,7-prozentige Tochter Kontron Asia Inc, Taipeh. Bei den Margen im Vertrieb gehe aber "auf dem Weg zu viel verloren, wir brauchen hier eine bessere Kontrolle", sagte Niederhauser. Kontron Asia hatte bislang zwei Funktionen, Vertrieb und Fertigung. Dieses soll nun künftig getrennt werden. Die Vertriebsstrukturen sollen nun aus Kontron Asia herausgekauft und der direkten Kontrolle der Muttergesellschaft Kontron AG unterstellt werden. Hier wolle Kontron zudem noch zusätzliches Geld investieren, da Asien der Schlüsselwachstumsmarkt sei. Die Zahl der Vertriebsmitarbeiter soll demnach 2008 von derzeit rund 100 Personen um rund 50% aufgestockt werden. Abgeschlossen werden soll der Vertriebsumbau im ersten Quartal 2008. Entsprechend bleibe bei Kontron Asien künftig nur noch die Fertigung. Hier habe Kontron mit seiner Fertigung in Malaysia zwar bereits "sehr niedrige Produktionskosten", so Niederhauser. Doch müsse man noch die Einkaufspreise für die Materialien verbessern. Um dies zu erreichen, will das Unternehmen einen großen Elektronikhersteller als Joint-Venture-Partner mit ins Boot holen. Wir wollen spätestens 2009 Produktionskostenführer in unserem Geschäftssegment werden", sagte Niederhauser. Dazu fehle noch eine höhere Einkaufsmacht beim Material, um wie beim Engineering auch bei der Fertigung am günstigsten im Vergleich zu den Wettbewerbern produzieren zu können. Dazu will sich Kontron mit einem "Multi-Milliarden-Unternehmen" aus der Consumer-Computer-Herstellung zusammentun, um an dessen Einkaufspreisen zu partizipieren. Derzeit führt Kontron Gespräche mit potenziellen Partnern, wobei Niederhauser noch keine Namen nennen wollte. Der Partner werde sich an Kontron Asia beteiligen und dieses mit der Muttergesellschaft als Joint Venture führen. Dadurch erhalte der Partner höhere Umsätze und könne zudem an der höheren Profitabilität des Joint Ventures und einem dadurch wohl steigenden Aktienkurs partizipieren. Der Free Float von Kontron Asia an der TSE soll künftig bei rund 30% liegen. Wie die genaue Anteilsverteilung der restlichen 70% zwischen Kontron und dem neuen Partner ausschauen werde, hänge von den Verhandlungen ab. Kontron werde aber auf jeden Fall "größter Aktionär bleiben", kündigte Niederhauser an. Abgeschlossen werden soll die Transaktion im ersten Halbjahr 2008. Eigene Technologien werde Kontron in dem Joint Venture nicht abgeben, da lediglich die reine Basis-Produktion für die Hardware gemeinsam erfolgen soll. Das Hard- und Software-Produkt Know-How verbleibt bei Kontron. So wird z.B. die Kontron-Software wie bisher in Europa auf die Geräte gespielt, um sie vor dem Zugriff von Wettbewerbern zu schützen. Aus der Kombination der Vertriebsmaßnahmen mit der neuen Aufstellung der Produktion soll die EBIT-Marge in den kommenden Jahren um 1 bis 2 Prozentpunkte steigen. Diese unterstützen die im Effizienzsteigerungsprogramm angepeilte Margenverbesserung auf 12% im Jahr 2011. Im laufenden Geschäftsjahr werde Kontron konzernweit mindestens eine Marge von 10% erwirtschaften, bekräftigte Niederhauser frühere Aussagen. Im Jahr 2006 hatte die EBIT-Marge bei 8,1% gelegen. Auf der Cash-Seite werde die Restrukturierung des Asiengeschäfts für Kontron ein "Nullsummen-Spiel". So gebe das Unternehmen zwar für das Herauskaufen des Vertriebs aus Kontron Asien Geld aus, auf der anderen Seite nehme das Unternehmen aber durch die geplante Beteiligung des Partners an der asiatischen Tochter auch wieder Geld ein, erläuterte Niederhauser das geplante Modell. Kontron beliefert mit Embedded Computersystemen vornehmlich Unternehmen der Telekommunikation, Automation, Medizin, Energiewirtschaft sowie der Sicherheitstechnikindustrie. Im Jahr erwirtschaftete das Unternehmen bei einem Umsatz von 405 Mio EUR ein EBIT von 32,9 Mio EUR. Webseite: http://www.kontron.de - Von Alexander Becker, Dow Jones Newswires, +49 (0)89 5521 40 30 industry.de@dowjones.com DJG/abe/brb
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