Quelle: FAZ Euro auf Talfahrt 06. Januar 2009 Die Aussicht auf eine kräftige Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) setzt den Euro schon jetzt an den Devisenmärkten kräftig unter Druck. Am Dienstag fiel die europäische Gemeinschaftswährung zeitweise auf ein Tief von 1,3312 Dollar - dies ist der niedrigste Stand seit Mitte Dezember. Immerhin: Bis zum späten Nachmittag erholte sich der Euro auf etwa 1,3408 Dollar. Gegen Mittag hatte die EZB den Referenzkurs auf 1,3332 Dollar festgesetzt, nachdem sie ihn am Montag auf 1,3582 Dollar festgelegt hatte. Konjunktursorgen belasten zusätzlich Die bevorstehende Ratssitzung der EZB findet zwar erst am Donnerstag in der kommenden Woche statt. Doch dieses Treffen bewegt die Teilnehmer an den Devisenmärkten schon jetzt. Hinzu kommen Konjunktursorgen. „Die Erwartung, dass sich die amerikanische Konjunktur schneller wieder fängt als die Wirtschaft in der Eurozone, belastet den Euro“, sagte ein Frankfurter Devisenhändler laut der Nachrichtenagentur Dow Jones. Hintergrund dieser Erwartung sei nicht zuletzt die Aussicht auf eine rasche Verabschiedung und Umsetzung der staatlichen Konjunkturprogramme in den Vereinigten Staaten nach dem Amtsantritt des designierten amerikanischen Präsidenten Barack Obama. „Nach zuletzt extrem schwachen Konjunkturdaten rechnet der Markt mittlerweile fest mit einer erneuten Zinssenkung der EZB in der kommenden Woche“, zitierte die Nachrichtenagentur dpa-AFX den Devisenexperten Thomas Amend von HSBC Trinkaus. Zwar würden noch die „ganz klaren Signale“ von führenden Vertretern der Zentralbank fehlen, der Markt gehe aber mittlerweile von einer erneut deutlichen Zinssenkung um 0,5 Prozentpunkte auf dann 2,0 Prozent aus. Der Euro hat in den vergangenen zwölf Monaten Kursausschläge erlebt wie wahrscheinlich noch nicht zuvor. Im Frühjahr stieg die Währung auf ein Rekordhoch von 1,5974 Dollar und stürzte bis zum November bis auf 1,2437 Dollar, um nur kurz darauf wieder bis auf 1,4406 Dollar zu steigen. Spielraum für die EZB Die jüngsten Inflationsdaten aus der Eurozone würden dabei für die nötigen Spielräume in der Geldpolitik der europäischen Währungshüter sorgen, sagte Amend laut dpa-AFX weiter. Im Dezember schwächte sich die Inflationsrate nach Angabe der Statistikbehörde Eurostat auf 1,6 Prozent ab. Aus Sicht der EZB ist Preisstabilität im Euroraum bei einer Inflationsrate von knapp unter zwei Prozent gewährleistet. Damit ist die derzeitige Teuerung unter den Zielwert der EZB gerutscht, was die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung nach Einschätzung von Experten erhöht. Die weiteren Konjunkturdaten, die im Tagesverlauf in der Eurozone und in den Vereinigten Staaten veröffentlicht wurden, sollten nach Einschätzung von Amend „nicht überbewertet“ werden. Allerdings habe sich die Stimmung der Einkaufsmanager der Dienstleister in den Vereinigten Staaten im Dezember überraschend aufgehellt. Dies habe dem Dollar weiter Auftrieb verliehen und den Euro zusätzlich belastet. Auch die Charttechnik spricht nicht uneingeschränkt für die die europäische Währung: Sollte der Euro unter die Unterstützung bei 1,33 Dollar fallen, so sei auch das charttechnische Bild angeschlagen, sagte ein Händler laut Dow Jones. Mittelfristig drohten dann Wechselkurse von 1,21 Dollar. Hierin spiegelten sich auch die sinkenden Zinserwartungen in der Eurozone wider. Am Euro-Geldmarkt, wo Zinserwartungen gepreist werden, haben die Sätze zuletzt kontinuierlich nachgegeben. „Vermutlich haben viele Akteure zu Beginn des neuen Handelsjahres schlichtweg ihre alten Positionen eingenommen, die sie zum Jahresende glatt gestellt hatten: Euro-Shortpositionen“, vermutet Cognitrend in einem Marktkommentar der Deutschen Bank zur starken Abwertung des Euro. Text: hlr. Bildmaterial: F.A.Z.
|