NESTLÉ-ANZEIGE IN SAUDI-ARABIEN
Wir sind Schweizer, keine Dänen
Die Wut der islamischen Welt über Mohammed-Karikaturen in dänischen Zeitungen trifft nicht nur die Skandinavier: Weil die Menschen in Saudi-Arabien auch Produkte von Nestlé boykottierten, wies der Schweizer Lebensmittelgigant nun per Anzeige auf seine Herkunft hin.
Hamburg - E-Mails, SMS-Nachrichten und Flugblätter machten in Saudi-Arabien vor zwei Wochen die Runde, in denen es hieß: "Klim" und "Nido", beides Milchpulver von Nestlé, seien dänische Produkte - und daher zu boykottieren. Und tatsächlich: Viele Araber, über die dänischen Karikaturen verärgert, ließen das weiße Pulver in den Supermarktregalen stehen. Die zwölf Zeichnungen waren im September in der Zeitung "Jyllands Posten" erschienen.
REUTERS Palästinensischer Supermarkt: "Dem Konsumenten die Wahrheit sagen"" Nestlé reagierte prompt auf den arabischen Boykott: Der Konzern schaltete eine Anzeige in einer saudi-arabischen Tageszeitung, um darauf hinzuweisen, dass seine Produkte nicht in Dänemark hergestellt werden und dass es sich bei Nestlé um ein Schweizer Unternehmen handele. "Es sind gezielte Fehlinformationen verbreitet worden", verteidigte ein Nestlé-Pressesprecher gegenüber SPIEGEL ONLINE das Vorgehen. "Wir glauben, dass wir es dem Konsumenten schuldig sind, die Wahrheit zu sagen. Das haben wir getan." Inzwischen hätten sich auch die Verkäufe von Nestlé-Produkten normalisiert.
Wie Nestlé reagiert auch Arla Foods mit Anzeigen auf den Boykott und warb verstärkt für seine Produkte. Das dänisch-schwedische Unternehmen, einer der größten Molkereiprodukte-Hersteller Europas, verliert nach eigenen Schätzungen zehn Millionen Kronen, umgerechnet 1,3 Millionen Euro, pro Tag dadurch, dass die Käufer in der islamischen Welt Arla-Produkte nicht mehr anrühren. Das Unternehmen beschäftigt im Mittleren Osten, seinem wichtigsten Markt außerhalb Europas, rund 1000 Mitarbeiter. Sprecherin Astrid Gade Nielsen sagte, in der arabischen Region würden Arla-Produkte nahezu komplett boykottiert.
Molkerei-Konzern Arla am stärksten betroffen
Die Proteste treffen Arla am heftigsten, aber auch andere dänische Unternehmen müssen Einbußen hinnehmen. "Dänische Produkte in 20 muslimischen Ländern sind betroffen", erklärte Stehen Bocian, Chef-Analyst der Danske Bank. Die dänischen Ausfuhren in diese Staaten machten jährlich etwa 1,3 Milliarden Euro aus. Wie stark der Boykott die dänische Wirtschaft treffe, sei allerdings noch nicht abzusehen, erklärte Marianne Castenskiold, eine Sprecherin des dänischen Industrieverbandes.
Kaum betroffen ist dagegen der weltbekannte dänische Spielzeugbausteine-Hersteller Lego: Charlotte Simonsen, Sprecherin des Unternehmens, sagte, die Proteste würden sich auf den Verkauf kaum auswirken. "Für uns", erklärte Simonsen, "ist diese Region nur ein sehr kleiner Markt. Uns wurde gesagt, dass ein paar Geschäfte im Mittleren Osten unsere Produkte aus den Regalen genommen haben."
|