Automobile Zum Autokauf gibt es Bargeld oder ein Mountainbike dazu 20. Juli 2003 Citroën zahlt die Mehrwertsteuer beim Kauf eines Autos zurück, was bis zu 5.115 Euro Ersparnis bringen kann. Fiat bietet den Stilo Diesel zum Preis eines Benziners an; Preisvorteil 2.300 Euro. Nissan hat sich ebenfalls zu einem solchen Angebot entschlossen und gibt für den Kauf eines Autos 1.000 Euro bar dazu. Ein Mountainbike oder Gutscheine für den Supermarkt können eine Zugabe sein. Es gibt die Volkswagen-Golf-Modelle "Cool" oder "Pepper" zum Sonderangebot mit bis zu 3.200 Euro Ersparnis. Ein VW-Händler übernimmt gar die Finanzierungskosten für den Golf "Ocean", für die die Volkswagen Bank 0,9 Prozent verlangt.
Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, wenn der schleppende Autoverkauf einen Anstoß braucht. Täglich kommen neue Angebote auf den Markt, die von der günstigen Rücknahme des Gebrauchtwagens über attraktive Ausstattungen ohne Aufpreis bis hin zu Rabatten und Barauszahlungen reichen. Der Zeitpunkt für einen Käufer ist günstig - wenn er den Überblick behält.
Rabbat regt Autokonjunktur ein wenig an
"Im Moment haben wir eine geteilte Welt", sagt Willi Diez vom Institut für Automobilwirtschaft (IFA). "Einerseits hauen einige Volumenfabrikate auf die Pauke, andererseits zeigen Premiumhersteller eine gewisse Preisdisziplin, um ihre Marke und die Wiederverkaufswerte nicht zu beeinträchtigen." Sicher ist, daß die Autokonjunktur in Deutschland ohne die Rabattschlachten noch stärker lahmen würde, als es im Absatzrückgang von 1 Prozent im ersten Halbjahr zum Ausdruck kommt. Ähnlich ist es in Westeuropa, wo mit 3 Prozent Minus noch weniger Personenwagen verkauft werden. Anhand der Verkaufsaktionen, sagt Diez, sei klar zu erkennen, wer Absatzprobleme habe. "Das Thema wird uns noch das gesamte Jahr begleiten, da jeder Hersteller seine Absatzziele realisieren will", sagt er.
Das Überangebot stößt auf eine massive Kaufzurückhaltung der Konsumenten, die ihr Geld mit Blick auf eine unsichere Zukunft zusammenhalten. Ein Absatzhemmnis ist zudem, daß eine Reihe von wichtigen Modellen am Ende des Lebenszyklus stehen: der VW Golf oder Passat, der Opel Astra, der Ford Focus, die Fünfer-Reihe von BMW. Solche Autos lassen sich nur im Sonderangebot verkaufen. Auch jüngere Fahrzeuge, die nicht sonderlich in der Gunst der Kunden stehen, benötigen Starthilfe. Dabei nehmen Händler zunehmend die Kosten für solche Anreize auf eigene Rechnung.
Ideenreiche Käuferwerbung
Wie viele Marktbeobachter stellt Ulrich Winzen vom Marktforschungsinstitut Marketing Systems seit dem Jahr 2002 eine wachsende Intensität bei Kaufanreizen fest. "Der Ideenreichtum hat zugenommen", fällt ihm auf und nennt Citroën als Beispiel. Die Gesellschaft des französischen PSA-Konzerns treffe mit der Rückerstattung der Mehrwertsteuer den Nerv der steuergeplagten Konsumenten. Für Willi Diez wird das Preisgebaren einige Hersteller aber dazu zwingen, noch stärker die Kosten zu senken.
In den Vereinigten Staaten ist der harte Wettbewerb schon im Detail erfaßt. Nullzins-Finanzierungen sind an der Tagesordnung. Die nach wie vor schwierige Absatzsituation läßt die Rabatt-Spirale schneller drehen, damit der amerikanische Automobilmarkt in diesem Jahr zumindest wieder ein Absatzvolumen von 16 Millionen Autos erreicht. Die Folgen für das Ergebnis der großen drei Anbieter sind unübersehbar: Chrysler warnte im Juni vor schlechteren Ergebnissen; GM und Ford präsentierten als Folge der Preiskämpfe schlechte Halbjahresergebnisse. Die Analysten von Credit Suisse First Boston (CSFB) haben zwar in ihrer jüngsten Untersuchung der Juni-Zahlen festgestellt, daß es bei den Rabatten etwas ruhiger zugegangen ist - freilich war mit einem Durchschnittswert von mehr als 4000 Dollar pro Auto gerechnet worden.
Kaufanreize steigen
Audi hat seine Kaufanreize um 52 Prozent gegenüber Juni 2002 erhöht. Besonders aktiv ist BMW geworden. Ein teures Vergnügen, denn die Analysten von CSFB schätzen die Zusatzkosten auf 398 Millionen Dollar, womit die Bayern unter ausländischen Marken die größten Belastungen haben. Zum Vergleich: Für GM liegen die Schätzungen bei 6,8 Milliarden Dollar, für Ford bei 4,1 Milliarden Dollar und für Chrysler bei 2,8 Milliarden Dollar.
Die BMW-Offensive hängt nach Angaben eines Unternehmenssprechers mit Verkaufsförderungen für das auslaufende Fünfer-Modell zusammen, dessen Nachfolger spätestens im September nach Amerika kommt. So steigerte das Unternehmen den Absatz des Fünfer in den Vereinigten Staaten im Juni gegenüber dem Vorjahresmonat um 26 Prozent auf 4640 Einheiten. Hohe Rabatte garantieren nicht immer höhere Verkäufe. Obwohl GM, Ford und Chrysler ihre Aktionen ausgeweitet haben, verzeichneten sie bis Ende Mai die stärksten Rückgänge.
Auf dem deutschen Markt macht Experte Ulrich Winzen längst noch keine amerikanischen Verhältnisse aus. Er ist optimistisch, daß mit der Einführung neuer Modelle nach der Internationalen Automobilausstellung im September die Rabatt-Aktionen wieder auf ein "gesundes Maß" zurückkehren werden. Dann trete auch wieder Ruhe an der Preisfront ein.
Text: kön., Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.07.2003, Nr. 166 / Seite 15 Bildmaterial: Fiat Automobil
Quelle: http://www.faz.net/s/...C7AC1E15BE6433A87E~ATpl~Ecommon~Scontent.html
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