Nervosität vor der Fed-Sitzung: US-Zinswende nur Frage der Zeit
Von Christiane Oelrich, dpa
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Washington (dpa) - Jetzt ist der alte Fuchs Alan Greenspan wieder gefragt. Der amerikanische Notenbankchef, seit 18 Jahren im Amt und lange als genialer Leitzins-Akrobat gefeiert, hat eine knifflige Aufgabe vor sich.
Angesichts des robusten Wachstums und anziehender Inflation gilt eine Zinserhöhung in den USA als unumgänglich, und das muss Greenspan in einem Wahljahr bewerkstelligen, ohne Investoren und Verbraucher zu verschrecken und den Konjunkturaufschwung zu bremsen. Aktienhändler blicken gespannt auf die Sitzung des Offenmarktausschusses an diesem Dienstag.
Die Leitzinsen der größten Volkswirtschaft der Welt liegen seit Juni 2003 bei 1,0 Prozent, so niedrig wie seit 1958 nicht mehr. Mit der rapiden Verbilligung des Geldes - 13 Zinssenkungen seit Januar 2001 um insgesamt 550 Basispunkte - hat Greenspan eine milde Rezession und den durch die Terroranschläge und zwei Kriege beeinträchtigten mühsamen Aufschwung abgefedert.
Inzwischen wächst die US-Konjunktur aber wieder robust, im 1. Quartal dieses Jahres um 4,2 Prozent auf hoch gerechneter Jahresbasis. Und der Inflationsdruck wächst: In den ersten drei Monaten zogen die Preise (ohne Energie und Lebensmittel) auf Jahresbasis um 2,0 Prozent an, nach 1,2 Prozent im Vorquartal.
Greenspan bereitet die Märkte seit Anfang des Jahres behutsam auf die Zinserhöhung vor. Zuerst änderte sich die Formulierung in der Verlautbarung der Notenbank (Fed). «Auf absehbare Zeit» sei keine Zinserhöhung zu erwarten, hieß es noch im vergangenen Jahr. Seit Januar stellt die Fed nur noch in Aussicht, «geduldig» zu sein, bevor die Zinsen raufgehen.
Bei einer Kongressanhörung Mitte April wurde Greenspan deutlicher: «Wie ich schon früher gesagt habe, irgendwann müssen die Zinsen steigen.» Unternehmen sähen mehr Chancen, Preiserhöhungen durchzusetzen, der schwache Dollar nähre den Inflationsdruck. «Die Fed weiß, dass nachhaltiger Wohlstand Preisstabilität voraussetzt, und wird handeln, um dies sicherzustellen.»
Die Zinserhöhung ist nach einhelliger Meinung der Analysten deshalb nur noch eine Frage der Zeit. Spätestens im Sommer, meinen die meisten. Doch Greenspan ist immer für eine Überraschung gut. Die Aktienhändler sitzen deshalb schon an diesem Dienstag nervös an ihren Bildschirmen. Obwohl alle wissen, dass die Tage der historisch niedrigen Zinsen gezählt sind, dürfte eine Erhöhung zumindest kurzfristig für Preisabschläge sorgen. So geschehen im April, als Greenspan vor dem Kongress nur allgemein auf die zu erwartende Entscheidung hingedeutet hatte.
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