Studie schliesst versiegende Öl-Erlöse bis 2015 nicht aus
Der Iran leidet laut einer wissenschaftlichen Analyse unter einem starken Rückgang der Einnahmen aus dem Ölexport. Sollte der Trend anhalten, könnten die Einnahmen der Analyse zufolge bis 2015 praktisch versiegen.
Die wirtschaftlichen Probleme könnten das Land destabilisieren, erklärte der Wirtschaftsgeograph Roger Stern von der Johns-Hopkins-Universität in dem in der Zeitschrift «Proceedings of the National Academy of Sciences» in Washington veröffentlichten Bericht.
Drastischer Rückgang der Erdöl-Erlöse
Der Iran nimmt mit Ölexporten jährlich etwa 50 Milliarden Dollar ein. Der Rückgang wird auf jährlich zehn bis zwölf Prozent geschätzt. Damit könnte sich der Export in weniger als fünf Jahren halbieren und bis 2015 ganz zum Erliegen kommen.
Die Ablehnung ausländischer Investitionen zur Entwicklung neuer Ölquellen und mangelhafte staatliche Planung trügen zu den Problemen bei.
Nuklearprogramm doch aus ökonomischen Gründen?
Die Analyse stützt den von den USA und anderen westlichen Staaten geäusserten Verdacht, dass der Iran die Entwicklung von Atomwaffen vorantreibe. Doch kann es laut Stern sein, dass das Land die Atomkraft für zivile Zwecke tatsächlich «so dringend benötigt, wie es das behauptet».
Die Ölförderung gehe zurück, und Öl und Gas werden im Iran zu hoch subventionierten Preisen verkauft. Zugleich werde es versäumt, Einnahmen aus der Ölförderung zu reinvestieren. Angesichts einer explodierenden Nachfrage zu Hause und schlechtem Management könne die Atomkraft, von Russland finanziert, einen real vorhandenen Bedarf für mehr Strom decken.
Tagesförderung: 3,7 Mio. Barrel Öl
Der Iran produziert täglich etwa 3,7 Millionen Barrel (das Fass zu 159 Liter) Öl, etwa 300'000 Barrel weniger als von der Organisation Erdöl exportierender Staaten (OPEC) für das Land vorgesehen. Die Differenz bedeutet laut Stern einen Verlust von 5,5 Milliarden Dollar jährlich.
«Bild einer zusammenbrechenden Industrie»
2004 machten die Gewinne aus dem Ölgeschäft 65 Prozent der staatlichen Einnahmen aus. Ausserdem würden Lecks in den Raffinerien nicht abgedichtet. «Das summiert sich zu einem Verlust von zehn bis elf Milliarden Dollar jährlich», erklärte Stern. «Das bietet das Bild einer zusammenbrechenden Industrie.»
Politisch künftig nachgiebiger?
In einigen Jahren werde der Iran daher möglicherweise politisch viel konzilianter reagieren. Eine Militäraktion der USA gegen Teheran wäre deswegen nicht ratsam, sagte Stern. «Das einzige, was das Land derzeit einen könnte, wäre, es zu bombardieren. Hier ist ein Problem, das sich vielleicht von selbst löst.»
(ap/halp)
Derzeit exportiert der Iran jährlich Öl im Wert von rund 50 Mrd. Dollar. (reuters)