Psychoaktive Pilze, Zauberpilze, Psilos, (Magic) Mushrooms:
Was sind psychoaktive Pilze?
Psychoaktive Pilze werden auch als Zauberpilze, Magic Mushrooms oder Psilos bezeichnet. In der Literatur der (Speise)Pilzsammler werden psychoaktive Pilze den nicht verzehrbaren Pilzen zugeordnet. Zauberpilze gehören zur Gruppe der Halluzinogene. In der Technoszene werden Pilze seit einigen Jahren verstärkt konsumiert und erleben in Deutschland ein "Comeback".
Geschichte:
Halluzinogene Pilze können zu den ältesten Drogen der Menschheit gezählt werden und wurden schon von den Urvölkern vor allem in spirituellen und rituellen Zeremonien eingesetzt. 1958 gelang dem Entdecker des LSD, Albert Hofmann, die chemische Isolierung der aus den Pilzen bekannten halluzinogenen Wirkstoffe. Er gab den Wirkstoffen (nach dem Namen der Pilzsorte Psilocybe) die Bezeichnungen Psilocin und Psilocybin. In den 60er Jahren wurden zunächst in den USA und dann weltweit Psilocin und Psilocybin in der experimentellen Psychotherapie zur Bekämpfung von Depressionen und Aggressionen eingesetzt. Psychoaktive Pilze (Besitz, Handel, Anbau) fallen seit 1971 in Deutschland unter das BtMG. Seit Februar 1998 fällt auch der Besitz wildwachsender psilocybinhaltiger Pilze aus der freien Natur unter Strafe.
Konsumform:
Pilze werden in der Regel in getrocknetem Zustand, oral eingenommen. Im frisch abgeerntetem Zustand zersetzen sich die Wirkstoffe innerhalb eines Tages und es entstehen Gifte und Schimmelpilze, die Übelkeit hervorrufen und unter Umständen Krebs verursachen können. Rauschdauer: je nach Dosis 1 bis 5 Stunden (Plateauwirkung) Nachweisbarkeit: ca. 2-4 Tage im Urin Toleranzbildung: ein Gewöhnungseffekt und somit ein Ausbleiben der Rauschwirkung entsteht nach 1-2 maligem (Pilz)Konsum innerhalb von 1-2 Tagen für die Dauer von ungefähr einer Woche. Dosierung:
Wirkstoffschwankungen: Ein Rückschluss von der eingenommenen Menge auf die Wirkung ist schwierig. Der Wirkstoffgehalt ist abhängig von der Pilzart. Sogar innerhalb einer Pilzart können Schwankungen des Wirkstoffgehaltes auftreten. Der Wirkstoffgehalt liegt je nach Pilzart bei getrockneten Pilzen zwischen 0,1% und 2%. "übliche Wirkung": Die als "üblich" bzw. "normal" bezeichnete Dosis liegt zwischen 10-20 mg Wirkstoffgehalt. Rauschverlauf: Die Wirkung beginnt ca. 20-30 Minuten nach der Einnahme, erreicht Ihren Höhepunkt nach ungefähr zwei Stunden und dauert bis zu fünf Stunden an und klingt dann langsam und weich aus (Plateauwirkung). Die letale (tödliche) Dosis von Zauberpilzen wird als sehr hoch eingeschätzt und soll bei ca. 10.000-20.000 mg (10-20 g) Wirkstoffgehalt liegen.
Wirkspektrum:
Körperliche Wirkungen
Erhöhung von Körpertemperatur, Herz- und Pulsschlag Ein wohliges Wärmegefühl durchströmt den Körper. Erhöhung der Aktivität und Ausdauer psychische Wirkungen
Psychoaktive Pilze können tiefliegende, verdrängte Gefühle zum Vorschein bringen. Intensivierung der optischen und akustischen Wahrnehmung. Bilder wirken im Rausch mitunter verzerrt, Töne hingegen werden intensiver erlebt. Die Kommunikationsbereitschaft steigt an Die Wirkungen hängen stark von der Dosis ab:
ca. 3 mg Wirkstoffgehalt: Wahrnehmung erster, schwacher Wirkungen 5-10 mg Wirkstoffgehalt: Erleben erster Wahrnehmungsveränderungen, z.B. in Form von fließenden und farbigen Bildern bei geschlossenen Augen. In dieser Dosierung wirken psychoaktive Pilze auf Parties noch tanzfördernd und stark antriebssteigernd. ab 10 mg Wirkstoffgehalt: die Umwelt wird in anderen Farben und Formen interpretiert. ab 20 mg Wirkstoffgehalt: weitere Bewusstseinsveränderungen treten auf. Das Raum-Zeit-Gefühl verändert sich. Gleichgewichtsstörungen, Orientierungslosigkeit und allgemeine Verwirrtheit sind in diesem Zustand keine Seltenheit. Tanzen ist bei dieser Dosis kaum noch möglich!
Risiken:
Prinzipiell: keine exakte Kenntnis der Inhaltsstoffe, unbekannter Wirkstoffgehalt. Bei "Pilzfreunden" heimischer Gattungen kann es beim Sammeln zu Verwechslungen mit giftigen Pilzen kommen. Ungetrocknete Pilze dürfen nicht länger als einen Tag aufbewahrt werden. Anstieg von Herzschlag, Blutdruck- und Pulsveränderungen Anstieg der Körpertemperatur verbunden mit unangenehmen Schweißausbrüchen. Atembeschwerden. Kopfschmerzen Kältegefühl Schweißausbrüche Gleichgewichtsstörungen Schwindelgefühl der Pilzrausch kann auch als unangenehm empfunden werden und bis zum "Horrortrip" ausufern, große Ängste und Panik freisetzen. Wahnvorstellungen auslösen Psychosen auslösen Es kann sein, dass Du die Erlebnisse Deines Pilzrausches nur schwer in Deinen Alltag integrieren kannst.
Suchtgefahren:
Bislang gibt es keine Anzeichen für eine körperliche Abhängigkeit von halluzinogenen Pilzen. Eine psychische Abhängigkeit kann sich bei häufigem Konsum einstellen, vor allem dann, wenn neben Pilzen noch weitere Drogen konsumiert werden.
FLIEGENPILZ (Amanita muscaria)
Zilker Th; Kleber JJ; Haberl B. 1999
BESCHREIBUNG Hut: Durchmesser 5-20 cm, jung halbkugelig und von einer weissen, warzig-flockigen Hülle umschlossen, später konvex bis flach mit leuchtend roter Farbe und den typischen weissen, warzigen Flocken. Hutrand im Alter gerieft. Bei Regen kann die Hutfarbe orangegelb/bräunlich werden und die Flocken können fehlen ! Lamellen: weiss, dichtstehend, am Stiel nicht angewachsen Sporenpulver weiss Stiel: 6-20 cm lang, schlank, weiss, am Grund überhalb der Knolle mit gürtelartig, warzigen Flocken besetzt Der Ring ist breit, häutig und glatt Fleisch: weiss, nur unter der Huthaut gelb gefärbt TYPISCHE MERKMALE: Durch den leuchtend roten Hut mit den weissen Flocken darauf, ist er kaum zu verwechseln.
VORKOMMEN Juli bis November, meist gruppenweise in Nadelwäldern vor allem im Gebirge
GIFTIGKEIT FLIEGENPILZ: ist der bekannteste europäische Giftpilz; schwere Vergiftungen sind möglich; die meisten Vergiftungen werden wissentlich durch Mißbrauch des Pilzes als Droge herbeigeführt. KÖNIGSFLIEGENPILZ (Amanita regalis): gleiche Giftwirkung wie beim Fliegenpilz
SYMPTOME Üblicherweise 0,5 bis 1-4 Stunden nach der Pilzmahlzeit Beginn Sehstörungen, dem Gefühl der Trunkenheit, des Schwebens, teils Bildersehen, fröhliche Stimmung, wie auch Niedergeschlagenheit, Angst oder Wutanfälle; schwereren Vergiftungen folgen Verwirrtheit, Muskelzuckungen und selten Krampfanfall und tiefe Bewußtlosigkeit. Selten kommt es zu Speichelfluß, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Die Symptome sind meist für 3-4 Stunden schwer und klingen dann während der nächsten 10 bis 14 Stunden ab. siehe auch FLIEGENPILZ- PANTHERPILZ- SYNDROM LATENZZEITEN: Beschwerdebeginn 0,5-1-3 Stunden nach der Pilzmahlzeit; Dauer der Beschwerden meist nur 10-14 Stunden.
LAIENHILFE Falls noch keine Beschwerden aufgetreten sind sollte sofort 20-40g medizinsiche Kohle (beim Kind 1g pro kg KG) eingenommen werden und dann ein Krankenhaus aufgesucht werden, wobei der Betroffene auf keinen Fall selbst Autofahren darf. Wegen möglicher schwerer Verläufe und möglichen psychischen Fehlreaktionen muß jeder Fall im Krankenhaus überwacht werden.
ÄRZTLICHE THERAPIE siehe FLIEGENPILZ- PANTHERPILZ- SYNDROM
VERWECHSLUNGSMÖGLICHKEITEN wegen des sehr typischen und gut bekanntem Aussehens bestehen für den Fliegenpilz normalerweise keine Verwechslungsmöglichkeiten, und die meisten Vergiftungen sind durch wissentliche Einnahme wegen Drogenabusus verursacht. In wärmebegünstigten Gebieten wie Oberrheingebiet, Burgenland, West- und Südalpen, südliches Europa kann es zu Verwechslungen mit dem essbaren Kaiserling (Amanita caesarea) kommen: Er unterscheidet sich durch seinen rotorangen Hut, der in der Regel frei von weissen Velumresten (Flocken) ist. Ausserdem sind seine Lamellen schon jung hellgelb und auch der Stiel ist gelblich. GIFT UND GIFTWIRKUNG siehe FLIEGENPILZ- PANTHERPILZ- SYNDROM
SYNONYME Fliegenpilz; roter Fliegenpilz; Amanita muscaria; Königsfliegenpilz; Amanita regalis; Kaiserling; Amanita caesarea;
GRUPPENZUGEHÖRIGKEIT Pilze giftige; Pilze; Amanita spp.; Pilzvergiftung kurze Latenz
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Angehängte Grafik:
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