Güterwaggons oft gefährlich marode Ein erheblicher Teil der Eisenbahnwaggons in Deutschland fährt mit beschädigten Achsen: In einer Stichprobe von rund 4400 Güterwagen hat das Eisenbahn-Bundesamt bei 19 Prozent der Fahrzeuge sicherheitsrelevante Mängel festgestellt. von Leo Klimm Hamburg Entsprechende ARD-Informationen wurden der FTD aus Kreisen des Eisenbahn-Bundesamtes (EBA) bestätigt. Behördenchef Gerald Hörster sehe sich nach der Prüfaktion in der Ansicht bestärkt, dass die Güterbahnen ihrer Verantwortung für die Sicherheit der Fahrzeuge nicht gerecht würden, hieß es. In Deutschland fahren mehr als 100.000 Güterwagen. Die Prüfergebnisse fachen den Streit des Amtes mit den Bahnbetreibern neu an. Schon im Juli hatten diese - wie der damalige Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee - davor gewarnt, durch strenge Auflagen den deutschen Güterverkehr lahmzulegen. Das EBA hatte damals auf ein Kesselwagenunglück in Italien reagiert, bei dem mehr als 20 Menschen starben. Unfallursache war ein Achsbruch. Gespräche, bei denen die Bahnbetreiber mit dem EBA nach Möglichkeiten zur Erhöhung der Sicherheit suchten, blieben erfolglos. Bei den nun von der Behörde festgestellten Mängeln handelt es sich meist um Korrosionsschäden oder Kerben, die zwar ein latentes Risiko, aber meist keine unmittelbare Gefahr darstellen. Das Amt hat die Reparatur der etwa 900 Waggons angeordnet, deren Radsätze Schäden aufwiesen. Ein Achsbruch wurde bei keinem der Wagen festgestellt. In einem Schreiben vom 9. November empfiehlt das EBA den Güterbahnen eine Sichtprüfung vor jeder Fahrt. Während die Deutsche Bahn (DB) verlauten ließ, sie nehme den Brief ernst, kam von den im Netzwerk Privatbahnen organisierten DB-Konkurrenten harsche Kritik. "Hier soll uns etwas völlig Unpraktikables auferlegt werden", sagte Verbandsvorstand Sven Flore. Eine routinemäßige Sichtprüfung erfordere den Bau Tausender Gleisgruben, da sich die Tests sich nur von unten durchführen ließen. Martin Henke, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen, bemängelte, das Amt bleibe den Beweis schuldig, dass Kerben an den Waggons zu Unfällen führten. Verkehrsminister Peter Ramsauer ließ eine Erklärung verbreiten, die Unterstützung für das EBA signalisierte. Laut Henke würde eine systematische Sichtprüfung die Güterbahnen etwa ein Drittel ihres Jahresumsatzes von 4,6 Mrd. Euro kosten. Vom EBA hieß es dazu, es warte die einheitlichen Vorgaben ab, die bis Mitte 2010 auf EU-Ebene vereinbart werden sollen.
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