Grundproblem nicht. Denn der Strick des Mörders und die Kochkunst des Kannibalen stehen in einem engen Zusammenhang mit der jeweiligen Untat. Das Toilettenpapier allerdings nicht. Was Du damit brachtest, war ein sehr abstraktes Beispiel, und ich führe das mal so fort.
Du ziehst den Schluß, man könne über Toilettenpapier reden, obwohl Hitler es benutzt hat. Nehmen wir einmal an, es wird eine neue Sau durchs Umwelt-Dorf getrieben, nach dem Motto: Abwischen mit Toilettenpapier erhöht das CO2-Aufkommen und zerstört den Regenwald, dann kann darüber bei uns noch (mit Einschränkungen) rational diskutiert werden.
Ein richtiger Hardcore-Gegner des Toilettenpapiers wird dann aber irgendwann nach Verbindungen zwischen dem Toilettenpapier und der Politik Hitlers suchen. Irgendwas wird sich da sicher finden. Zum Beispiel irgendeine Verbindung zwischen der Zellstoffindustrie und der NSDAP, irgendwas über Abholzung russischer Wälder zum Nutzen dieser Industrie, irgendwas von gegenüber Juden bevorzugter Versorgung von Nicht-Juden mit Toilettenpapier, etc. Von da bis zu dem Schluß, daß Toilettenpapier ein nazistisches Übel ist, ist es dann nur noch ein kleiner Weg.
Von da an wird eine freie Diskussion über Vorteile und Nachteile von Toilettenpapier in unserem Lande nicht mehr möglich sein. Jeder Verteidiger des Toilettenpapiers wird unweigerlich in die Nähe des Nationalsozialismus gezogen, auch wenn er hundert mal beteuert, damit nichts zu tun zu haben.
Übertrieben? Ja. Ich habe Dein abstraktes Beispiel auf die Spitze getrieben, um das Wesentliche zu verdeutlichen. Das ist:
Wir haben uns angewöhnt, fast jeden Diskussionsgegenstand mit der Elle seiner Behandlung im Dritten Reich zu messen und danach zu bewerten. Und viele merken nicht einmal, daß wir damit genau den Geist des kleinkarierten Duckmäusertums erzeugen, wie er unter dem Nationalsozialismus üblich war.
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