Milliarden-Anleihen auf dem Prüfstand Die Neubewertung der von Zweckgesellschaften vieler Großbanken ausgegebenen Anleihen, die auf schwach besicherten Immobiliendarlehen basieren, könnte zu weiteren großen Wertverlusten am Finanzmarkt führen. Bei der Ratingagentur Moody's stehen derzeit Kreditpapiere im Gesamtwert von mehr als 100 Mrd. Dollar auf dem Prüfstand. Details werden täglich erwartet.
HB NEW YORK. Die in den nächsten Tagen drohende Herabstufung zahlreicher Papiere wäre eine der umfangreichsten seit Beginn der Turbulenzen an den Kreditmärkten. Die Urteile von Ratingagenturen sind für Investoren eine wichtige Orientierung bei ihrer Anlageentscheidung. Je schlechter das Rating ausfällt, desto riskanter und weniger wert sind die Papiere. Die ausgebenden Banken müssen dann höhere Zinsen bezahlen, um sie risikobereiten Investoren schmackhaft zu machen.
Die Agentur Bloomberg berichtete heute, Moody's Investors Service habe mitgeteilt, man bereite derzeit die umfassendsten Herabstufungen seit Beginn der Subprime-Krise vor.
Mit den zahlreichen Neubewertungen durch Moody's wird im Laufe der Woche gerechnet. Bereits in den vergangenen Tagen stufte die Agentur Papiere im Gesamtwert von einigen Milliarden Dollar zurück. Moody's hatte die Überprüfungen Anfang November gestartet. Seither habe sich der Markt für die Papiere der Zweckgesellschaften weiter deutlich verschlechtert, hatte Moody's Freitag mitgeteilt.
Die Ratingagenturen waren im Zusammenhang mit der Kreditkrise massiv in die Kritik geraten. Sie hätten die auf schwach besicherten Hypotheken beruhenden Wertpapiere zu lange deutlich zu gut benotet, lauten die Vorwürfe von Investoren, Politikern und Medien. Eine der am stärksten in dem Markt engagierten Banken ist der US-Finanzriese Citigroup. Aber auch deutsche Banken wie die schwer angeschlagene Mittelstandsbank IKB oder die WestLB spielen hier mit.
Das Geschäft mit den speziellen Wertpapieren betrieben die Banken über ausgelagerte Spezial-Gesellschaften („Structured Investment Vehicles“ - kurz SIV). Seit der Kreditkrise sind die Papiere praktisch unverkäuflich und daher im schlimmsten Fall wertlos. Die SIV-Gesellschaften hielten in ihren Büchern zuletzt mehr als 300 Mrd. Dollar an Wertpapieren. Insgesamt nimmt Moody's aktuell 20 solcher Zweckgesellschaften unter die Lupe.
Kreditkrise erfasst mehr Bevölkerungsgruppen als angenommen
Unterdessen trifft die Hypothekenkrise einem Zeitungsbericht zufolge in den USA weitaus größere Bevölkerungskreise als bislang angenommen. Die als Hauptgrund der Probleme geltenden zweitklassigen Immobiliendarlehen (subprime) wurden nicht nur an finanzschwache Kreditnehmer vergeben, berichtete das „Wall Street Journal“ am Montag. Mehr als die Hälfte der Hochzinskredite sei zuletzt an Kunden mit eigentlich guter Bonität gegangen. Das Problem: Die relativ hohen Zinszahlungen dieser Kredite bei zugleich fallenden Hauspreisen bringen nun auch diese bessergestellten Kunden in Bedrängnis.
Die Kreditkrise dringe dadurch wesentlich weiter als gedacht in die gesamte Bevölkerung und US-Wirtschaft ein. Die teuren Subprime-Kredite reichten weit hinein in die Mittelschicht und auch reichere Bevölkerungsgruppen, berichtete die Zeitung unter Berufung auf eine von ihr beauftragte umfangreiche Datenanalyse.
Die eigentlich ausreichend finanzstarken Kunden, um Anspruch auf günstigere Kreditkonditionen zu haben, seien von Kreditvermittlern in die teureren Darlehen hineingetrieben worden. Die Vermittler lockten dem Blatt zufolge mit einfacheren und schnelleren Bewilligungen, weniger nötigem Eigenkapital und niedrigeren Startzinsen. Die später hohen Lasten durch stark steigende Zinsen und strenge Tilgungsregeln spielten sie demnach herunter oder verschwiegen sie völlig. Obendrein verdienten die Vermittler an solchen Darlehen deutlich mehr durch höhere Provisionen.
Im Jahr 2006 seien mehr als 60 Prozent der teuren zweitklassigen Hypothekenkredite an Kunden vergeben worden, denen eigentlich weitaus bessere Darlehenskonditionen zugestanden hätten. Zwei Jahre zuvor habe dieser Anteil erst bei 40 Prozent gelegen, berichtete die Zeitung.
Quelle: handelsblatt.com
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