Warum sich ein Mensch selbst umbringt - egal, ob arm oder reich - vom Erfolg verwöhnt oder auch verlassen - oder gar niemals mit diesem in Berührung gekommen - mit oder ohne Familienanhang und Freunden - gesund oder krank im körperlichen Sinne, oder eben auch krank im psychischen Sinne - das können die meisten von uns Postern hier bei Ariva kaum beurteilen, geschweige denn, nachvollziehen.
Kaum beurteilen deshalb, weil die Meisten von uns wohl keine entsprechenden Psychologen sind. Kaum nachvollziehen deshalb, weil ich einfach mal spekulativ unterstelle, dass die Meisten hier unter uns sich noch nicht allzu ernsthaft mit "Selbstmord-Gedanken" auseinander gesetzt haben - und wohl erst recht nicht wegen Spekulationsverlusten aufgrund der Finanzkrise.
Warum sich nun Merckle tatsächlich selbst umgebracht hat, können wir gar nicht beurteilen oder gar wissen.
Er galt als einer der reichsten Deutschen mit einem Vermögen von etwa 6-7 Milliarden Euro. Mit VW-Shorts hat er aber laut Medienberichten doch wohl nicht mehr als etwa 1 Milliarde verspielt? Also - wo wäre normalerweise das Problem? Dann hätte er eben "NUR NOCH" 5-6 Milliarden Euro. Und damit sollte man im Alter von 74 Jahren doch locker noch 30 Jahre oder mehr gut leben können - die ganze Restfamilie übrigens ebenso locker...
Nun kann es natürlich sein, dass diese von den Medien immer wieder publizierten "Vermögensstände" irgendwelcher Industrieller, Sportler, Künstler etc. a) ziemlich aus der Luft gegriffen sind und b) sich speziell im Falle Merckle "NUR" auf Firmenbeteiligungen und Aktienoptionen begründet haben.
Sprich - von den unterstellten ca. 6 Milliarden Vermögen war kaum ein Euro "WIRKLICH" verfügbar in Form von Tages- Festgeld etc.
Vielleicht waren diese ca. 6 Milliarden "VERMÖGEN" doch auch nur eine Art "LUFTVERMÖGEN" - sprich Beteiligungen und Aktienoptionen an Firmen, die man per Kredit erworben hat - also alles nur auf Pump...das Meiste zumindest...
Denn wie sollte es sich sonst erklären, dass ein komplettes Firmenimperium vor dem Abgrund steht, nur weil mal eine einzige klitzekleine Milliarde ;-) verzockt wurde, wo der doch eigentlich 6 Milliarden Vermögen gegenüberstehen?
Ich tippe mal, dass die Schulden seines Firmenimperiums immens höher sein mussten, als sein in den Medien publiziertes und geschätztes Privatvermögen. Ebenso meine ich mal gelesen zu haben, dass er zumindest einen Teil seines Privatvermögens als Sicherheit den Banken gegeben hat...
Das ist, was ich persönlich so noch nicht verstanden habe. Denn wenn ich das jetzt mal so klein runter rechne und davon ausginge, ich hätte 60.000,-- Euro Vermögen, davon verspekuliere ich 10.000,-- Euro mit VW-Shorts - blieben mir doch noch 50.000,-- Euro. Würde mich natürlich schon schwer ärgern, wäre aber nicht verarmt...Außer natürlich, die 60.000,-- Euro "Vermögen" würden lediglich aus "Subprimes und CDO´s und CDS" bestehen - also quasi nix mehr wert sein...Und gerade dieser heutige Schrott (vor ca. 2 Jahren noch sehr viel wert ;-)) läge bei meinen Banken als "SICHERHEIT" ...Dann hätte ich allerdings wirklich ein großes Problem, welches mich persönlich aber bestimmt nicht dazu bewegen würde, mir über "Selbstmord" Gedanken zu machen.
Vielleicht war Merckle aber auch einfach der "Gesichtsverlust" und auch der Verlust der gesellschaftlichen Stellung, die Häme über die Fehlspekulation derart peinlich und unangenehm, dass er lieber aus dem Leben scheiden wollte.
Erst einmal war ihm ja nicht wirklich viel peinlich. Er versuchte gar, sich eine "Landesbürgschaft" zu erbetteln für reine Zocker-Verluste. Das fand ich persönlich wirklich armselig, peinlich und dreist.
Vielleicht war er einfach auch tatsächlich nur zu "feige" sich dem ganzen Desaster zu stellen.
Vielleicht hat ihm seine Familie sogar vermittelt, dass die ganze Knete am Ende völlig unwichtig ist und Hauptsache sei, dass der Vater, Großvater, Onkel auch ohne Geld und Macht geliebt und gebraucht wird.
Kann aber natürlich auch genau so gut sein, dass ihm das eine oder andere Familienmitglied Vorwürfe gemacht hat, wie er denn so leichtfertig mit dem Vermögen spekulieren konnte, und somit das "Erbe" in Gefahr bringen konnte...
Keiner von uns kann auch nur im Ansatz beurteilen, wieso, weshalb, warum sich Merckle am Ende selbst das Leben nahm.
Tragisch ist natürlich auch das "WIE".
Warum wirft sich Merckle vor einen Zug, der ihn komplett zerschmettert. Kaum noch etwas bleibt übrig von seinem Körper. Vielleicht wollte er das bewusst so. Dass nichts mehr übrig bleibt. Nachdem er selbst sein Lebenswerk zerstörte, als letzte Konsequenz die komplette Selbstzerstörung? Keine Ahnung. Bin ja keine Psychologin.
Unabhängig aber davon: Wieso lässt er es zu, dass möglicherweise auch noch der Lokführer - völlig unschuldig - sein Leben lang ein Trauma haben könnte? Ist es die reine Verzweiflung? Dass man, in dem Moment, in dem man jetzt gerade sterben will, sich solche Gedanken nicht mehr macht, sondern einfach nur noch tot sein möchte? Dass es einem total egal ist, ob der Lokführer ein lebenslanges Trauma hat, ob man, wenn man sich im Wohnzimmer aufhängt, (davon sind mir aus mir bekannten Unternehmerkreisen 3 Fälle bekannt, die allerdings schon viele Jahre zurück liegen), der ganzen Familie das Trauma aufbürdet, oder manch einer wird ja auch zum Geisterfahrer und zerstört damit manchmal einzelne Leben oder gar komplette Familien!
Oder ist es doch auch ein gewisser Egoismus? Eine nicht angewandte Eigenverantwortlichkeit. Wäre er eigenverantwortlich gewesen, hätte er sich vielleicht irgendwo im Wald aufgehängt. Alleine. Selbst. Eigenverantwortlich. Er hätte sich vielleicht auch eine Überdosis Schlaftabletten nehmen können. Den Zugang hatte er ja wahrscheinlich. Dieses hätte sogar in der Medienwelt einfach nach einem Herzversagen aussehen können.
Ich persönlich weiß natürlich nicht, was genau in den Tagen, Stunden, Minuten, Sekunden vor der Entscheidung, sich selbst das Leben zu nehmen, in den Gedanken vor sich geht.
Ich kann mir aber schon vorstellen, dass gerade Persönlichkeiten wie Merckle, ein solches Vorhaben nicht von einer auf die andere Sekunde völlig planlos entscheiden und sich mal eben zufällig vor den Zug werfen, weil der gerade eben rein zufällig beim spazieren gehen vorbei gefahren kommt. Nein, nein, das hat der Mann wohl schon ein paar Tage länger im Kopf gehabt - meine persönliche Einschätzung. Und somit verurteile ich schon trotz aller psychologischen Aspekte, dass er in seinen eigenen Selbstmord noch einen unbeteiligten, unschuldigen Dritten, nämlich den Lokführer mit einbezogen hat.
Und wenn ich anfänglich noch dachte, dass Merckle sich ja selbst kaum bis gar nicht um seine Vermögensverwaltung gekümmert hat und am Ende vielleicht doch nur seine "Vermögensverwalter" für sein Desaster verantwortlich waren, so hat mich ein Artikel des Manager-Magazins aus dem Jahre 2003/2004 doch an meiner positiven Einschätzung etwas zweifeln lassen:
ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZEditorial>>Neue Porträts Heft 11/2003 14.01.2004 druckenverschickenbookmarken Adolf Merckle
Der Pate aus Blaubeuren Von Heide Neukirchen
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3. Teil: "Raffgierig, nachtragend, missgünstig"
Als "Führung mit Bleistift und Radiergummi" beschreibt Heinrich Zinken die Vorliebe Merckles, einmal getroffene Vereinbarungen bei Nichtgefallen wieder auszuradieren und neu aufzumalen. Zinken war 20 Jahre lang Geschäftsführer des Vorzeigeunternehmens Ratiopharm. Merckle habe ihn mit einem Trick um seine Pensionsansprüche gebracht, klagt Zinken - ein Vorwurf, den Merckle energisch zurückweist; man habe sich gerichtlich verglichen. Zinken nennt seinen ehemaligen Meister "raffgierig, nachtragend, missgünstig".
Europas Nummer eins: Generika von Ratiopharm © DDP Verantwortung trägt der Eigner immer dann gern, wenn die Geschäfte gut laufen. Kommt es zu Problemen, versteckt er sich oft hinter seinen Führungskräften. Dann spielt er den ehrbaren, ahnungslosen Unternehmer, der von seinen Managern getäuscht wurde. Diese Verschleierungstaktik ist Teil des Systems Merckle. Sie zieht sich wie ein roter Faden durch sein patriarchisches Geschäftsmodell.
Leider weiß ich nicht, wie das mit dem Einstellen von Links funktioniert, daher schreibe ich Euch alles auf:
www.manager-magazin.de/magazin/artikel/0,2828,270843-3,00.html
Sehr interessanter Bericht...
Nun hoffe ich, dass sich wegen der Finanzkrise, wegen Geld so im Allgemeinen oder auch aus anderen persönlichen Gründen niemand mehr selbst umbringt und hoffe eben so sehr, dass auch niemand mehr im Namen des Krieges und Terrors umgebracht wird. Ich weiß - diese Hoffnung wird immer nur eine Hoffnung sein...aber - die Hoffnung stirbt zuletzt...
In diesem Sinne Kosto
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