Werner Pirker Vereinsamte USA Spanier kehren Irak-Krieg den Rücken Spanien ist eben dabei, aus der Kriegskoalition der Willigen auszutreten. Die Regierung in Madrid will die spanischen Soldaten aus dem Irak schnellstmöglich abziehen. Zu hoch war der Blutzoll, den Spanier für die Teilnahme an der Herstellung einer amerikanischen »Friedensordnung« im Nahen Osten bereits zu entrichten hatten. Washington muß diese Entscheidung zur Kenntnis nehmen. Der Protest von Millionen Menschen vor dem Beginn des Krieges, der in Spanien noch stärker als anderswo zum Ausdruck kam, hat spät, aber doch Wirkung gezeigt.
Madrids Rückzug aus dem Kriegsgeschehen im Zweistromland wäre nicht erfolgt, hätten sich die Iraker ihrem Schicksal ergeben. Doch sie haben die Fremdherrschaft nicht akzeptiert und auf die fremdbestimmte »Befreiung« mit einem nationalen Befreiungskrieg reagiert. Inzwischen muß auch die Bush-Administration zugeben, daß es sich dabei um einen Aufstand handelt und nicht um ein verzweifeltes Rückzugsgefecht der Kräfte des alten Regimes. Wer sich im Irak einen bequemen Job erwartet hatte, sah sich mit einer ganz anderen Besatzerrealität konfrontiert, als sie der schnelle Vormarsch auf Bagdad hätte vermuten lassen.
Es ist anzunehmen, daß der spanische Rückzug seine Nachahmer finden wird, weshalb es die Koalition der Willigen schon bald nicht mehr geben dürfte. Damit aber wäre eine Politik gescheitert, die darauf beruhte, an der UNO und auch an der NATO vorbei Ad-hoc-Kriegskoalitionen zu bilden. Gescheitert ist der Versuch, die Politik als Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln wirken zu lassen. Die USA werden die Kräfte des Krieges, die sie entfesselt haben, nun nicht mehr los. Zwischen der Verhängung einer offenen US-Militärdiktatur über den Irak und einem militärisch und politisch erzwungenen Abzug der Amerikaner gibt es keine Alternative. Das politische Modell, das die US-amerikanische Vorherrschaft über das Land und die Region sichern könnte und gleichzeitig Akzeptanz unter der irakischen Bevölkerung fände, gibt es nicht. Die Besatzungstruppen werden bleiben müssen, wollen sie vor den Aufständischen nicht kapitulieren. Der amerikanische Zivilverwalter Paul Bremer mußte zugeben, daß es keine bewaffneten irakischen Kräfte gibt, auf die sich die USA verlassen könnten. Jetzt schon häufen sich die Fälle, daß einheimische Polizisten ihre Waffen gegen die Besatzer richten.
Wenn bis zum 30. Juni die »Macht« tatsächlich an eine irakische Regierung übergeben werden sollte, wäre das reine Kosmetik. Die Bush-Krieger kommen aus der Situation, die sie verschuldet haben, nicht mehr heraus. Oder nur als Besiegte.
|