weiterhin bedrohlich. Kein Wunder, das Fed-Mitglied Lacker wieder, wie bei der Juli-Sitzung, für eine Zinserhöhung plädierte. Er wurde überstimmt, doch die Fed ist noch nicht "über den Berg".
FTD, heute Fed hält sich alle Türen offen von Mark Schrörs (Frankfurt)
Die US-Notenbank Federal Reserve hält sich die Möglichkeit weiterer Zinserhöhungen offen, auch wenn sie ihren Leitsatz erneut bei 5,25 Prozent belassen hat. Die Fed betont, dass wegen der hohen Kapazitätsauslastung und der hohen Energie- und Rohstoffpreise weiter Inflationsrisiken bestünden.
"Ausmaß und Zeitpunkt jeder zusätzlichen Straffung, die nötig werden könnte, wird abhängen von der Entwicklung des Ausblicks für die Inflation und das Wirtschaftswachstum", teilte die Fed nach ihrer Sitzung mit. Der Chef der regionalen Notenbank von Richmond, Jeffrey Lacker, stimmte wie im August für eine Zinserhöhung.
Die Fed wählte damit exakt jene Formulierung wie im August. Zumindest an den Märkten wird dies als Signal gewertetet, dass vorerst keine weitere Zinserhöhung zu erwarten ist. Wie Terminkontrakte zeigen, wird einer Anhebung bis Dezember nur eine zehnprozentige Wahrscheinlichkeit eingeräumt. Die US-Börsen legten zu.
Verbraucherpreise und Produktion überraschen US-Wirtschaft
Von Mai 2004 bis Juni dieses Jahres hatte die Fed 17-mal in Folge den Leitzins erhöht. Ihre Pause im August begründete sie mit der sich abschwächenden US-Wirtschaft. Im zweiten Quartal wuchs diese um 2,9 Prozent - nach 5,6 Prozent im ersten Vierteljahr. Die Märkte rätseln seitdem, ob die Fed nur pausiert oder ihr Zinszyklus beendet ist.
"Die Abschwächung des Wirtschaftswachstums scheint sich fortzusetzen, auch infolge der Abkühlung auf dem US-Häusermarkt", heißt es im Statement. Im August hatte die Fed noch von einer "graduellen" Abkühlung gesprochen. Dies könnte bedeuten, dass sie den Einbruch als gravierender als bislang erwartet einschätzt. Wie am Dienstag bekannt wurde, lag die Zahl der neu begonnenen Hausbauten im August um 20 Prozent unter dem Vorjahr.
Die Fed betont erneut, dass wegen der hohen Kapazitätsauslastung und der hohen Energie- und Rohstoffpreise weiter Inflationsrisiken bestünden. Auffallend ist aber, dass sie jegliche Aussage zu den Lohnstückkosten vermeidet. Sie sind deutlich nach oben revidiert worden, was einen größeren Inflationsdruck anzeigt.
Im August legten die Verbraucherpreise in der Kernrate, also ohne die sehr schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise, zum Vorjahr 2,8 Prozent zu - der größte Anstieg seit November 2001. Die Währungshüter setzen aber darauf, dass die Abkühlung der Konjunktur dazu beiträgt, dass die Inflation nachlässt.
Die jüngsten Zahlen scheinen das zu bestätigen. So stiegen die Verbraucherpreise in der Kernrate im Monatsvergleich im Juli und August mit 0,2 Prozent geringer als in den Monaten zuvor. Die Erzeugerpreise fielen im August gar um 0,4 Prozent. Der Verfall des Ölpreises dürfte diesen Trend stützen. Das erwartet auch die Notenbank, wie sie im Statement schreibt.
Dass die Fed weitere Zinserhöhungen dennoch nicht ausschloss, überraschte Volkswirte nicht. "Das erhält ihr die Flexibilität, in den nächsten Monaten noch mal zu erhöhen, falls sich das Wachstum wieder beschleunigen oder die Inflationsdaten schlechter ausfallen sollten", sagte Andrew Tilton, US-Volkswirt bei Goldman Sachs. Er setzt aber darauf, dass der nächste Schritt eine Zinssenkung sein wird - im Frühjahr 2007. Sein Kollege Richard Berner von Morgan Stanley glaubt nicht, dass die Fed bereits am Ende ist. Er prognostiziert, dass sich das US-Wachstum nicht so stark abkühlt und damit die Inflation hoch bleibt. Tatsächlich war der Start ins dritte Quartal, vor allem beim Konsum, stark. "Die Fed hat noch mehr zu tun."
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