Tyros AG Finanzdienstleistungen Stammdaten: Adresse ISIN: DE0005090807 Am Rödingsmarkt 16, 20459 Hamburg www.tyros.ag Handelsplatz Open Market Aktien: 1.100.000 Aktionärsstruktur: nbekannt, nach eigenen Schätzungen dürfte der Streubesitz ca. 25 % betragen – ohne Gewähr! Kurs am 30.11.2007: 0.325 Euro Marktkapitalisierung: 0,36 Mio. Euro Mit der Aufnahme der Tyros AG in unsere Mantel-Studie lehnen wir uns zugegebenermaßen vielleicht etwas weit aus dem Fenster, aber durch die Ereignisse der vergangenen Wochen wird man uns in ein paar Monaten vielleicht Recht geben mit unserer Entscheidung… wenn nicht: Asche über unsere Häupter – dann wollen wir nichts gesagt oder geschrieben haben!Undervalued-Shares.com 71 Der Mantel-Aktien-Report 2007 Aber der Reihe nach: Die Tyros AG wurde 1998 als Beteiligungsgesellschaft mit einem Grundkapital von 100.000 DM von der Sparta AG gegründet, verblieb jedoch jahrelang im Konsolidierungskreis von Sparta, ohne dass jemals eine Geschäftstätigkeit aufgenommen wurde. Versierte Mantelexperten hatten Tyros schon damals auf ihrem Radar als (Börsen-) Mantelgesellschaft – lange bevor die Aktien überhaupt an einer Börse gehandelt wurden. Die Börseneinführung via Listing erfolgte nämlich erst im Juni 2006. Als Börsensegment wurde der Open Market gewählt, die Umfirmierung in „Tyros Finanzdienstleistungen AG“ erfolgte im November 2005. Vor der Notierungsaufnahme wurde eine Kapitalerhöhung um 250.000 Euro auf 750.000 Euro (eingeteilt in ebenso viele Aktien) durchgeführt. Die Altaktionäre, die zusammen 500.000 Aktien hielten, verpflichteten sich zu einer 12-monatigen Lock Up-Frist, was ebenso aufhorchen ließ, wie die Namen der Aufsichtsräte Philip Moffat und Dr. Lukas Lenz, die beide schon öfters hier in unserer Studie genannt wurden. Neben P. Moffat und dem Vorstand Gernot Wüst befand sich auch die Sparta AG unter den Großaktionären. Das Geschäftsmodell von Tyros sah damals folgendermaßen aus: Die AG fokussierte sich als unabhängiger Finanzdienstleister auf den deutschsprachigen Raum. Über die „Basic Line“ sollten Arbeitnehmer mit einem Einkommen bis zu 40.000 Euro beraten werden und über die „Business Line“ Besserverdienende, Selbständige und Unternehmen. Die Beratung sollte über freie Mitarbeiter erfolgen, die provisionsabhängig bezahlt werden sollten. Dadurch wurde der Aufbau eines großen Fixkostenblockes vermieden und diverse Börsenpostillen wollten in Tyros bereits eine neue AWD, MLP oder Tecis sehen und gaben zum Teil recht ambitionierte - um nicht zu sagen „abstruse“ - Gewinnprognosen, KGVs und Kursziele aus. Dennoch konnte das den rapiden und sukzessiven Kursverfall nicht aufhalten. Vom Hoch bei ca. 12 Euro zu Beginn der Notierungsaufnahme ging es stetig bergab und momentan kämpft der Kurs mit der Ein-Euro-Marke, nachdem das Tief bei knapp unter 0,30 Euro verzeichnet wurde. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass sowohl im November 2006 als auch im Januar 2007 eine Kapitalerhöhung zu je 6,50 Euro platziert werden konnte: 75.000 Aktien wurden im November an institutionelle Investoren unter Ausschluss des Bezugsrechts und 275.000 Aktien im Januar mit Bezugsrecht für alle Aktionäre ausgegeben. Obwohl das Planziel in 2006 bzgl. der Einstellung der freien Mitarbeiter erreicht werden konnte, schien es bei Tyros nicht wirklich rund zu laufen, da Anfang Februar 2007 der Mitgründer Gernot Wüst völlig überraschend aus dem Vorstand ausschied. Dazu veröffentlichte die AG folgende Stellungnahme: „Gernot Wüst steht der Gesellschaft weiterhin positiv gegenüber. Wir haben die Zusammenarbeit im besten gegenseitigen Einvernehmen aufgelöst“, so Gerhard Tausch, Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft. „Wir danken Gernot Wüst für die gute Zusammenarbeit und für sein Engagement im Rahmen der Gründung der Gesellschaft. Wir werden auch zukünftig auf das Know-how von Gernot Wüst zurückgreifen.“ Interessantes Detail am Rande: Im Februar rückte mit Franz Josef Lhomme eine in Nebenwertenkreisen bekannte Persönlichkeit in den Aufsichtsrat nach. Mit Spannung wurden die Vorlage der Geschäftszahlen für 2006 bzw. der Ausblick auf 2007 und die Folgejahre erwartet. Anfang August wurde schließlich der Geschäftsbericht veröffentlicht: Der Jahresfehlbetrag fiel mit knapp minus 1,7 Mio. Euro doch deutlich negativ aus und bei weitem schlechter als von den meisten Beobachtern erwartet. Die Einladung zur Hauptversammlung, die am 27. September 2007 stattfinden sollte, sah neben der Umfirmierung in „Tyros AG“ auch die Nichtentlastung des ehemaligen Vorstandes Wüst vor, was ein wenig im Widerspruch zur o. g. offiziellen Tyros-Stellungnahme anlässlich des Wüst-Ausscheidens steht… Ende September fiel der Kurs dann praktisch ins Bodenlose auf Penny-Stock-Niveau. Der Grund dafür war schnell ausgemacht: Die anberaumte Hauptversammlung wurde abgesagt und auf unbestimmte Zeit verschoben – ein Tag vor dem Termin! Die Begründung für die Absage: „Aktuelle Verhandlungen wegen strategischer Neuausrichtung“. Eine Adhoc-Meldung o. ä. zu lancieren hielt man bei Tyros zunächst nicht für erforderlich und auch auf der Homepage fanden sich keine weiteren Informationen, was nicht gerade für gute Investor Relations-Arbeit spricht, aber leider ins Bild passt, welches man sich von Tyros v. a. im Jahr 2007 machen konnte
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