Mitten in der Konjunkturkrise hat der Schweizer Elektrokonzern ABB mit steigenden Umsätzen und Aufträgen überrascht. Zwar schrumpfte der Gewinn im vierten Quartal wegen der laufenden Sanierung der Energietechniksparte um ein Viertel. Umsatz und Auftragseingang kletterten aber um jeweils vier Prozent - anders als bei vielen Konkurrenten, die mit sinkenden Umsätzen kämpfen. "Wir haben ein weiteres Mal gezeigt, dass wir über den gesamten Konjunkturzyklus stabile Ergebnisse liefern können", pries ABB-Chef Joe Hogan am Donnerstag seine Arbeit. Die geografische Expansion und die Anpassung der Produktpalette habe sein Haus vor Rückgängen bewahrt. Die Einnahmen kletterten im Schlussquartal um vier Prozent auf elf Milliarden Dollar. Die Summe der Neubestellungen nahm im gleichen Umfang auf 10,5 Milliarden Dollar zu - Analysten hatten im Schnitt hier mit einem Rückgang um drei Prozent gerechnet. Damit schlug sich ABB - auch gestärkt durch zahlreiche Übernahmen in den letzten zwei Jahren - besser als Siemens und Philips, die im Kampf mit der Konkurrenz häufig schlechter abschnitten. Analysten lobten, ABB habe mit seinem kontinuierlichen Sparkurs den anhaltenden Preisverfall in der Elektrobranche wettmachen können. "Die Sorgen um das kurzzyklische Geschäft erwiesen sich als unbegründet und die Margen sind durch die Bank stabil", urteilten die Experten von Barclays. "Wir erwarten, dass ABB 2013 an Fahrt gewinnt. Das Unternehmen hat einen starken Auftragsbestand, die Kunden in der Energiewirtschaft investieren und der Konzern hat ein Auge auf die Kosten und Produktivitätszuwächse." Für das laufende Jahr kündigte ABB-Chef Hogan an, die Gesamtkosten seines Hauses um drei bis fünf Prozent zu drücken. Im abgelaufenen Jahr summierten sich die Einsparungen auf 1,1 Milliarden Dollar. Auch auf der Einnahmenseite sehe ABB gut aus, urteilten die Analysten von MainFirst. "ABB zeigt ein besseres organisches Wachstum als Siemens oder Schneider." Obwohl der Jahresgewinn wegen des Sondereffekts um 15 Prozent auf 2,7 Milliarden Dollar schrumpfte, will ABB seine Aktionäre mit einer um drei Rappen auf 0,68 Franken steigenden Dividende beglücken. Die Anteilseigner zeigten sich zufrieden: Die Aktie der Eidgenossen legte um knapp vier Prozent zu. Eine konkrete Prognose für das laufende Jahr scheute Hogan. "Die Nachfragesituation für das Jahr 2013 wird voraussichtlich maßgeblich durch kurzfristigere Trends wie die wachsende Industrieproduktion und staatliche Maßnahmen bestimmt werden", erklärte er. Der Konzern werde beweisen, dass er auch in turbulenten Zeiten stabile Umsätze und Erträge erwirtschaften könne. Regional fielen die Aussichten unterschiedlich aus. Während die Nachfrage in Europa und dem arabischen Raum stagnieren werde, dürften die Geschäfte in Asien und Amerika etwas besser laufen, prognostizierte Hogan. Langfristig sähen die Aussichten für ABB weiter gut aus.Energieeinsparungen, Stromtechnik und die weiter zunehmende Automatisierung der Industrie spielten den Schweizern in die Hände. "Die längerfristigen Chancen für ABB dürften dank eines großen Nachholbedarfs bei der Infrastruktur in den Schwellenländern und des Erneuerungsbedarfs in den reifen Märkten weiter vorhanden sein", sekundierten die Analysten der Notenstein Privatbank. Für weiteres Wachstum vertraut ABB vor allem auf seine eigene Kraft. Es werde zwar weiter Zukäufe geben, allerdings nicht mehr in dem Umfang wie in den vergangenen Jahren. Hersteller von elektromechanischen Komponenten und von Industriesoftware seien mögliche Ziele. Spekulationen, die Züricher könnten sich auf den US-Konkurrenten Rockwell stürzen, dementierte Hogan. "Um es gleich zu sagen: Es wird vielleicht GE, aber bestimmt nicht Rockwell", scherzte der Texaner. Handelsblatt - 14.02.2013
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