09:19 27.02.12
München (www.zertifikatecheck.de) - Schokoladenfans im Glück: Kakao, der Grundstoff der süßen Versuchung, ist 50% billiger als noch vor einem Jahr, so die Experten von "BörseGo" in ihrem "Rohstoff-Report".
Dabei sei Kakao ein zutiefst afrikanisches Produkt - 72% des Angebots komme aus dem Westen des Kontinents. Höhere Preise wären dort also jedem Recht - auch den Röstern, die fast ausschließlich in den reichen Ländern in Europa und den USA sitzen würden. Sie würden mittelfristig ein massives Angebotsdefizit auf dem Kakaomarkt erwarten, da seit einiger Zeit vollkommen neue Abnehmer für Nachfrage sorgen würden, die es vor einigen Jahren noch fast gar nicht gegeben habe: die Asiaten. Sie würden für Wachstumsraten von 20 bis 30% pro Jahr sorgen. Geringe Preise würden nicht dafür sorgen, dass in neue Kapazitäten investiert werde - warum auch: Nur hohe Preise würden die Produzenten motivieren, neue Kapazitäten aufzubauen. Doch diese wären gerade jetzt dringend notwendig.
Der Brite Angus Kennedy, ein Kakao-Experte, rechne damit, dass dem Weltmarkt in acht Jahren eine Million Tonnen Kakaobohnen fehlen würden. Da ein Kakaobaum fünf Jahre benötige, um erste große Früchte zu liefern, müsste also schon jetzt gehandelt werden. "Die Elfenbeinküste ist ein no-go für Kakaohändler, es ist zu gefährlich, also ist die Ausbildung neuer Kakaobauern und das Arbeiten an der Lösung von Problemen in der Region fast unmöglich", sage Kennedy gegenüber der "Daily Mail". Dabei gehe es vor allem um "Fair Trade"-Kakao, der nach nachhaltigen Kriterien angebaut und für den in den Industrieländern am meisten Geld verlangt werden könne. Nur 10% der Kakaobauern in der Elfenbeinküste seien Schätzungen zufolge zertifiziert nach "Fair Trade". "Das Angebot für nachhaltigen Kakao wird zur Neige gehen, so einfach ist das", sage Kennedy.
Noch im letzten Jahr sei Côte d‘Ivoire Schauplatz für einen Bürgerkrieg gewesen: Das Land, das fast 40% des Weltangebots stellt, war und ist gespalten; eine Versöhnung des christlich geprägten Südens mit dem muslimischen Norden liegt noch immer in weiter Ferne, so die Experten von "BörseGo". Noch vor einem Jahr hätten sich rebellische Aufständische der Opposition im Norden und die Partei des regierenden Präsidenten Gbagbo im Süden bekriegt. Auch wenn dem Erzverbrecher Gbagbo in Den Haag jetzt der Prozess gemacht werde, und der Oppositionsführer der Elfenbeinküste, Alassane Ouattara, seit Mai 2011 neuer Staatspräsident der Elfenbeinküste sei, gebe es viele Herausforderungen zu meistern.
Der Norden Côte d‘Ivoires sei stark unterwandert von Nachbarvölkern und vorwiegend muslimisch, während der Süden für sich geltend mache, nur aus Einheimischen zu bestehen, die traditionsgemäß Christen seien. Ständig habe damals noch die UN für Sicherheit sorgen müssen, nachdem die Franzosen total versagt hätten. Häufig seien die Transportwege der Kakaobauern zu den Häfen des Landes von Rebellen besetzt worden. Das rief immer wieder Spekulanten auf den Plan. Sie hätten die Preise in die Höhe, dann aber genauso wieder in die Tiefe getrieben.
Seitdem die Aussicht auf Frieden bestehe, würden die Kakaopreise wie an der Schnur gezogen fallen: Seit Mai vergangenen Jahres, der Vereidigung Ouattaras, habe der Kakaopreis in London in der Spitze um 50% auf 1.230 Pfund pro Tonne nachgegeben. Das sei der größte Verlust seit zwölf Jahren gewesen. Ein im Blog empfohlener Short habe mit über 100% im Gewinn geschlossen werden können.
Ursache für den Preisrückgang sei auch eine Reform des heimischen Kakaomarktes, die jetzt implementiert werde. Sie solle Kinderarbeit verhindern, der Druck sei hier von multinationalen Konzernen wie Cargill gekommen, die Kakao nur noch nach voriger "Fair Trade"-Zertifizierung kaufen würden. Die neue Ernte sei nicht wie sonst gehalten und erst Schritt für Schritt am Markt verkauft worden, sondern die Verkäufe hätten schon im November begonnen und Ende Dezember sei schon fast die ganze Ernte verkauft gewesen. Grund dafür sei wiederum die Reform: Sie garantiere ivorischen Kakaobauern nach fast einem Jahrzehnt der Liberalisierung des Marktes wieder staatlich garantierte Mindestpreise.
Somit habe es für die Kakaobauern keinen Grund mehr gegeben, zu warten, zu taktieren und erst zu verkaufen, wenn die Preise wieder gestiegen seien. Dadurch habe ein Überangebot auf den Markt gedrängt, das die Preise zusätzlich nach unten gedrückt habe. Das Resultat: Eine Überversorgung des Weltmarktes im Jahr 2011 um 341.000 Tonnen. In diesem Jahr seien Beobachter schon pessimistischer: Sie würden ein Defizit für die Saison 2011/12 von 100.000 Tonnen sehen, was auch am Wetter liegen solle.
Im letzten Jahr seien diese Defizitprognosen auch kursiert, aber die Experten hätten diese angezweifelt. Einfach deshalb, weil die Charttechnik eine andere Sprache gesprochen habe. Die Experten hätten auf Short gesetzt: Der Gewinn: +110%. Jetzt würden die Experten den Prognosen glauben, weil der Kakaopreis dynamisch anspringe, seit dem er das im Short-Trade angepeilte Kursziel von 1.230 Pfund/Tonne exakt erreicht worden sei. Der Abwärtstrend könnte also ein Ende gefunden, die Preise einen Boden ausgebildet hätten. Die Kakaopreise könnten nun einen neuen Aufwärtstrend beginnen.
Für eher spekulativ ausgerichtete Investoren sollten bei Kakao die Marken von 1.300 Pfund/Tonne bei einer Notierung an der LIFFE und von 2.000 Dollar/Tonne bei Kontrakten, die an der ICE gehandelt würden, nicht mehr unterschritten werden. Ein entsprechender Mini-Future-Long (Mini Future auf Kakao NYBOT [Goldman Sachs]) auf einen LIFFE-Kontrakt komme von Goldman Sachs und habe einen Hebel von 8,04. Die Basis liege hier bei 1.307,48 GBP, die Stopp-Loss-Schwelle bei 1.396 GBP. Die Dollar-Variante (Unlimited Turbo Zertifikat auf Kakao NYBOT [Commerzbank AG]) habe einen Hebel von 8,11 und besitze eine Basis bei 2.070,07 USD. Sie werde von der Commerzbank geliefert.
Die konservativeren Knock-Out-Alternativen würden von der Royal Bank of Scotland (RBS) und der Commerzbank kommen. Die Hebel lägen hier bei 2,10 bzw. 2,53, die Basispreise bei 773,98 GBP beim LIFFE-Kontrakt, sowie bei 1.433,06 USD bei der ICE-Notierung.
Statt auf ein Stopp-Loss-Produkt könnten Anleger bei Kakao auch auf einen ganz normalen Rohstoff-Endlos-Tracker (Open-End Zertifikat auf Kakao LIFFE [The Royal Bank of Scotland plc]) der RBS setzen, der die Wertentwicklung eins zu eins nachvollziehe. Die rolloptimierte Variante liefere die Schweizer Bank Vontobel mit einem Endlos-Papier (Open End Partizipationszertifikat auf JPMorgan CC NYBOT Cocoa TR [Vontobel Financial Products GmbH]) auf den JP Morgan Commodity Curve (JPMCCI) Cocoa Total Return Index, bei dem die Investition streng regelbasiert entlang der gesamten Futures-Kurve mit einer Gewichtung der einzelnen Laufzeiten nach dem ausstehenden Kontraktvolumen erfolge. Dafür werde von den Schweizern eine Managementgebühr von 1,00 Prozent p.a. in Abzug gebracht. (Ausgabe 4 vom 23.02.2012) (27.02.2012/zc/a/a)
Offenlegung von möglichen Interessenskonflikten: Mögliche Interessenskonflikte können Sie auf der Site des Erstellers/ der Quelle der Analyse einsehen. Quelle: Aktiencheck
Hört sich doch ganz gut an für Kakao - ich hab mal ne erste Position eröffnet zu 1505,5.
|