Was sich hier anbahnt, könnte dramatische Folgen haben. Bricht die Symbiose von China und den U.S.A., bricht auch der Dollar ein. Daß die Chinesen die US-Löcher bis ins Bodenlosen finanzieren, kann man sich kaum vorstellen. Was hier jetzt auf dem diplomatischen Parkett ausgetauscht wird, läßt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Steigen die Chinesen aus, kippt der USD ins Bodenlose, bleiben sie drin, werden sie arm:
"Premier Jiabao fürchtet Verluste auf die riesigen Bestände an Treasuries, die das Land aufgebaut hat - und fordert Garantien von der amerikanischen Regierung. Vorwürfe zur chinesischen Währungspolitik prallen an ihm ab.
China, der größte Gläubiger der USA, zeigt sich besorgt um seine Investitionen in US-Staatsanleihen. Ministerpräsident Wen Jiabao fordert von Amerika die Zusicherung, dass diese sicher sind. "Wir haben den USA eine Riesenmenge Geld geliehen", sagte Jiabao am Freitag in Peking zum Ende des Volkskongresses.
Die Regierung von Barack Obama solle ihre Versprechungen einhalten und die Sicherheit der chinesischen Vermögenswerte garantieren. "Natürlich sind wir beunruhigt, was die Sicherheit unserer Anlagen angeht. Um ehrlich zu sein, ich bin ein bisschen besorgt", sagte Wen.
Die USA sind darauf angewiesen, dass China durch den Kauf von Treasuries die Programme zur Belebung der Wirtschaft und zur Rettung der Banken mitfinanziert. Allein das kürzlich beschlossene Konjunkturpaket ist fast 800 Mrd. $ schwer. Allein für 2009 wird der Finanzierungsbedarf der USA auf 2500 Mrd. $ geschätzt.
Die Chinesen haben die Dollars, die sie durch Exporte in die USA eingenommen haben, dazu benutzt, den weltweit größten Bestand von US-Staatspapieren aufzubauen. Auf diese Investitionen haben sie nun Verluste hinnehmen müssen - die sich noch verschärfen könnten, wenn der Kampf gegen die Krise etwa über eine lockere Geldpolitik die Inflation ansteigen lässt und der Dollar abwertet. Daher sind in China Forderungen laut geworden, weniger in Treasuries zu investieren. Zhang Guobao etwa, Chef der Nationalen Energiebehörde, hatte kürzlich laut der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua gefordert, das Land solle mehr auf Rohstoffe setzen.
Allerdings haben die Chinesen kaum eine Alternative. "US-Staatsbonds sind der sichere Hafen. Das ist für jeden die einzige Option, auch für China", hatte Luo Ping, Generaldirektor bei der chinesischen Bankenaufsicht, vor kurzem gesagt.
Aufgrund dieser wechselseitigen Abhängigkeit kamen Äußerungen von Ron Kirk, dem neuen Handelsbeauftragten der USA, überraschend. Er sagte am Donnerstag vor dem Senat, die Regierung prüfe, ob die chinesische Währungspolitik gegen die Regeln der Welthandelsorganisation WTO verstoße. Die Abgeordneten hatten den ehemaligen Bürgermeister von Dallas zuvor bestätigt. Damit flammen Sorgen wieder auf, das Verhältnis zwischen den beiden Staaten könne sich verschlechtern, und es könne zu verstärktem Protektionismus kommen.
Zuvor hatte Finanzminister Timothy Geithner der Regierung in Peking bereits Ende Januar vorgeworfen, sie manipuliere ihre Währung. Dann hatte die US-Regierung aber einen konzilianteren Kurs eingeschlagen. Dem Vernehmen nach drängte Geithner Vertreter der sieben wichtigsten Industriestaaten (G7) dazu, die Kritik an China zu dämpfen. Die Finanzminister veröffentlichten daraufhin nach einem Treffen Mitte Februar eine sehr vorsichtig formulierte Erklärung. Die USA, aber auch europäische Länder werfen China seit längerem immer wieder vor, den Renminbi künstlich niedrig zu halten, um die heimische Wirtschaft zu stützen."
von Christine Mai und Tobias Bayer (Frankfurt) FTD
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