http://www.sz-online.de/Nachrichten/Regionalsport/...rticleid-3049034 Montag, 30. April 2012 (Sächsische Zeitung)
Dynamos Torschütze vom 1:0-Sieg gegen den FC St. Pauli bestätigt Anfragen anderer Vereine.
Endlich. Zehn Spiele hatte er es versucht, sich buchstäblich die Hacken abgelaufen. Vergeblich. Das Runde wollte partout nicht mehr ins Eckige. 1.038 schier unendliche Minuten lang. Verzweifelt sei er deshalb nicht gewesen, sagt Robert Koch. Aber der Offensivspieler des Fußball-Zweitligisten Dynamo Dresden gibt zu: „Ins Grübeln kommt man schon bei so einer Durststrecke.“
Schließlich konnte auch er sich nicht erklären, woran es lag. In der Hinrunde hatte er sechsmal getroffen, und gleich nach der Winterpause beim 3:1-Sieg gegen Greuther Fürth das 1:0 erzielt. Das war am 3.Februar bei eisiger Kälte. Gestern herrschten im Dresdner Stadion beinahe tropische Temperaturen, bei denen „man kaum Luft bekommt und ständig nach Wasser lechzt“, wie Koch es beschrieb. Ihm liegen wohl beide Extreme.
Diesmal nämlich war er wieder im richtigen Moment an der richtigen Stelle, um nach der mustergültigen Flanke von Sebastian Schuppan mit dem Kopf unhaltbar zu verwandeln. Das Siegtor für Dynamo gegen den FCSt. Pauli in der 54.Minute. Ein Jubelschrei der Erlösung. Koch hat seine Treffsicherheit wiedergefunden.
Loose sagt das Tor voraus
Einer hat daran nie gezweifelt: Ralf Loose. „Ich habe vorher zu meinem Assistenten Nico Däbritz gesagt, dass ich glaube, der Robert trifft“, erzählt der Trainer. Für ihn war der Durchhänger des 26-Jährigen „völlig normal“. Schließlich sei die zweite Liga für Koch Neuland gewesen. „Am Anfang spielt man mit Euphorie und großem Enthusiasmus, aber dann stellen sich die Gegner auf einen ein“, sagt Loose. Diese schwierige Phase habe Koch sogar gut getan, denn er werde seine Lehren daraus ziehen. Technisch und taktisch müsse er sich verbessern, aber seine „grandiose Fitness“ sei ein Trumpf für ihn und für die Mannschaft.
Fragt sich allerdings, ob er den nächste Saison weiter für Dynamo ausspielt. Zwar sagt er selbst: „Ich hoffe, dass wir die Truppe beisammen halten.“ Aber dann bestätigt er Anfragen von Erstligisten. „Es ist schön, wie es hier ist. Aber ich bin jetzt 26 und bekomme vielleicht nicht mehr so oft die Chance, noch eins höher zu gehen. Deshalb werden wir uns an einen Tisch setzen und die richtige Entscheidung treffen“, sagte der Oberlausitzer, der als einer der wenigen Spieler aus der Region ein Publikumsliebling ist. „Fußballgott“ skandieren die Fans, wenn der Stadionsprecher seinen Namen aufruft. Welche Klubs interessiert sein sollen, verriet er mit einem ironischen Grinsen: „Der SVMeuselwitz und Eintracht Niesky stehen ganz oben.“ Laut Medienberichten sollen Mönchengladbach, Schalke und der 1.FC Köln um Koch werben.
Dynamos Sportchef weiß davon jedoch bisher nichts. „Wir wollen Robert nicht abgeben. Deshalb ist das Thema überhaupt nicht aktuell“, sagt Steffen Menze, der die Anfragen anzweifelt. „So etwas wird von Beratern gern mal reingetragen. Wenn kolportiert wird, dass Schalke Robert Koch möchte, kann ich das nur belächeln. Nicht, weil ich seine Leistung schmälern möchte. Aber ich stehe mit den Leuten in Kontakt und weiß, dass sie fast 40Mann im Kader haben und nur abbauen wollen.“
Loose war mehr als irritiert, wollte nicht glauben, dass Koch tatsächlich einen Wechsel in Erwägung zieht. „Robert sollte sich überlegen, bei welchem Verein er spielt, wo er groß geworden ist und wer den Vertrag unterschrieben hat“, reagierte er verärgert. Erst im Januar vorigen Jahres hatte Koch seinen ersten echten Profi-Vertrag bei Dynamo erhalten, der noch für die nächste Saison gilt. Als er im Sommer 2009 vom Stadtnachbarn SCBorea zu den Schwarz-Gelben gekommen war, bekam er nur eine spärliche Aufwandsentschädigung, wohnte bei seinem Bruder René in Kleinröhrsdorf und sparte sich die Miete durch Arbeitseinsätze, indem er den Schweinestall ausmistete.
Trotzdem sah er die Perspektive, doch noch den Sprung zu den Profis zu schaffen, nachdem sein Talent im Nachwuchs bei einem Probetraining nicht erkannt worden war. Noch unter Ex-Trainer Ruud Kaiser gab er am 6.September 2009 sein Debüt in der 3.Liga, sein erstes Tor erzielte er am 27.März 2010 beim 1:0 in Braunschweig. Beim Aufstieg gehörte er zu den Helden, erzielte zwei Treffer in der Relegation gegen Osnabrück.
Und jetzt will er Dresden verlassen? „Man sollte das realistisch einschätzen“, sagt Menze. Solange nichts beim Verein ankommt, seien es nur Spekulationen. Trotzdem: Erst die Kündigung von Wolfgang Hesl, jetzt die Wechselabsichten von Koch – es könnte ein heißer Sommer werden bei Dynamo.
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