Lingor: "Ich will diesen krönenden Abschluss!" Noch zwei Spiele, dann wird Renate Lingor (32) ihre Fußballerkarriere beenden. Ihr erstes großes Turnier spielt dagegen Celia Okoyino da Mbabi. Die 20-Jährige gilt als potenzielle Nachfolgerin von Lingor. Im kicker-Doppelinterview sprechen die beiden über Olympia 2008, den Traum von Gold und die Heim-WM 2011.
kicker: Erleben Sie Ihre letzten Spiele intensiver, Frau Lingor? Renate Lingor: Während der Spiele oder in der Vorbereitung darauf eigentlich nicht. Eher in Phasen, in denen ich zur Ruhe komme. Groß denke ich aber noch nicht darüber nach, das tue ich erst, wenn das Ziel erreicht ist.
kicker: Wie erleben Sie Ihre ersten Spiele, Frau Okoyino da Mbabi? Celia Okoyino da Mbabi: Das ist überhaupt mein erstes großes Turnier mit der A-Nationalmannschaft, das ist schon etwas Besonderes. Da will man so viel wie möglich mitnehmen.
kicker: Bisher wurden Sie nur zweimal eingewechselt - hätten Sie sich ein bisschen mehr Einsatzzeiten gewünscht? Okoyino da Mbabi: Ich war lange verletzt, habe kurz vor Olympia seit langem mal wieder ein Länderspiel gespielt, da kann ich froh sein, dass ich hier mitfahren durfte. Ich will hier Erfahrungen sammeln, die mir bei den nächsten Turnieren sicher weiterhelfen.
kicker: Könnte Celia neben Simone Laudehr in Zukunft Ihre Rolle im Nationalteam als Mittelfeldregisseurin übernehmen, Frau Lingor? Lingor: Auf jeden Fall. Es ist wichtig, dass wir in Deutschland so einen guten Nachwuchs haben. Da kann ich ohne schlechtes Gewissen aufhören, weil ich weiß, dass einen solche Nachwuchsspielerinnen sowieso in kürzester Zeit vom Leistungsniveau her eingeholt hätten.
kicker: Was zeichnet Celia auf dem Spielfeld aus? Lingor: Sie ist sehr agil und schnell. Zudem ist sie schon sehr, sehr abgeklärt für ihr Alter.
kicker: Und was kann sie schon besser als Renate Lingor? Lingor: Sie ist auf jeden Fall schneller!
kicker: Was schauen Sie sich von Renate ab, Frau Okoyino da Mbabi? Okoyino da Mbabi: Es ist immer wieder klasse, wenn man auf dem Spielfeld jemanden hat, der einem hilft und einen lenkt. Sie sagt mir, wie ich laufen muss, hilft mir beim Timing. Was Renate sagt, wird gemacht - und stimmt in der Regel!
kicker: Wie würden Sie das Verhältnis zwischen Ihnen beiden beschreiben? Okoyino da Mbabi: Generell ist die Stimmung in der Mannschaft locker, da muss keiner mehr die andere Spielerin siezen. Der Respekt vor Renate ist natürlich da. Sie hat fast 150 Länderspiele, ich komm da mit meinen mickrigen 31 daher. Da muss ich noch ordentlich dran arbeiten.
kicker: Was zeichnet Celia fernab vom Spielfeld aus, Frau Lingor? Lingor: Sie gehört zu unserer Girly-Bande. Celia ist eine ganz Lustige. Sie ist immer gut gelaunt, singt immer sehr viel, sehr gern und sehr laut und hört zu laut Musik.
kicker: Und wie ist Renate so? Okoyino da Mbabi: Sie ist für jeden Spaß zu haben und hat immer einen lockeren Spruch auf den Lippen. Sie bringt ordentlich Stimmung rein.
kicker: Wie sehr wird sie der Mannschaft nach Olympia fehlen? Okoyino da Mbabi: Wir werden das deutlich auf und neben dem Spielfeld spüren. Ihre schönen Sprüche werden wir vermissen. Das ist wie bei Silke Rottenberg: Man wird zu einem Spiel fahren und denken: Da fehlt doch einer!
kicker: Erst ein Sieg gegen Brasilien und zum Abschluss ein Finale gegen die USA - wär's das, Frau Lingor? Lingor: Wer im Finale steht ist mir eigentlich egal. Wir wollen jetzt ins Endspiel. Wir haben zweimal Bronze geholt, das ist nicht wieder unsere Ziel. Wir wollten diese Medaillen toppen und wir sind wieder nah dran. Wir werden zum Schwedenspiel einen draufsetzen. Wir werden noch mal besser spielen, damit wir unseren Traum vom Finale verwirklichen können. Ich will diesen krönenden Abschluss unbedingt!
kicker: Sie hören definitiv nach Olympia auf. Werden andere folgen? Lingor: Ich habe noch nichts gehört, denke aber, dass die Mannschaft erst mal so zusammenbleibt.
kicker: Beneiden Sie Celia, dass sie eventuell die Heim-WM in drei Jahren spielen darf? Lingor: Ja! Das ist ein Traum. Ich bin davon überzeugt, dass das 2011 genial wird. Ein großes Fußballfest, tolle Stimmung und die Stadien werden voll sein - und die kommen alle wegen dem Frauenfußball. Das ist das, was wir uns immer erträumt haben. Schade, dass ich aktiv nicht mehr teilnehmen kann.
kicker: Wird es einen tränenreichen Abschied geben, Frau Lingor? Lingor: Das kann ich erst nach dem letzten Spiel sagen. Ich bin im Moment nicht traurig, auch wenn ich nur noch zwei Partien vor mir habe. Ich freue mich auf diese zwei Begegnungen - es ist noch nicht vorbei. Ich hoffe, dass der Höhepunkt noch kommt!
Interview: Jana Wiske
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