Stoiber - Kanzler muss bei Telekom eingreifen Berlin, 08. Jul (Reuters) - Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber (CSU) hat Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) angesichts der Kursschwäche der Telekom-Aktie zu einem entschiedeneren Eingreifen bei dem Unternehmen aufgefordert.
Die Aktie der Telekom falle drastisch, während die Vorstandsgehälter des zu noch fast zur Hälfte dem Bund gehörenden Unternehmens erheblich gestiegen seien, sagte Stoiber in einem am Montag in der "Bild"-Zeitung veröffentlichten Streitgespräch mit dem Kanzler. "Die Aktien gehen um 90 Prozent zurück, und auf der anderen Seite werden die Gehälter um 90 Prozent erhöht", beklagte Stoiber. Diese Dinge würden von der Bevölkerung als außerordentlich ungerecht empfunden. Hier müsse die Politik eingreifen, forderte Stoiber. Der Kanzler warf Stoiber vor, sich bei enttäuschten Kleinanlegern "einzuschmeicheln" zu wollen.
Schröder sagte, die T-Aktie leide unter einer Schwäche, von der alle Telekommunikationswerte betroffen seien. Für die Gehälter der Telekom-Vorstände sei allein der Aufsichtsrat des Unternehmens zuständig. Er verstehe den Versuch, den Unmut der Kleinaktionäre für die Zwecke der Union zu nutzen, sagte Schröder. "Aber mit ökonomischer Kompetenz und Durchblick hat das nicht das geringste zu tun."
Am Samstag hatte Unionsfraktionschef Friedrich Merz (CDU) Schröder aufgefordert, angesichts neuer Medienberichte über eine baldige Ablösung von Telekom-Chef Ron Sommer eindeutig Position zu beziehen. Das "Bild"-Streitgespräch war am Donnerstag geführt worden.
Das Magazin "Focus" hatte unter Berufung auf Regierungskreise berichtet, die Bundesregierung wolle Sommer noch vor der Bundestagswahl im September auswechseln. Ein Regierungssprecher kommentierte den Bericht mit den Worten: "Es ist nicht Sache des Bundeskanzlers, sondern des Aufsichtsrates, über Personalfragen zu entscheiden."
Angesichts des Kursverfalls der T-Aktie - sie war von einem Höchststand von knapp 105 Euro im März 2000 in dieser Woche auf ein historisches Tief von 8,14 Euro gefallen - hat es wiederholt Spekulationen über eine mögliche Entlassung Sommers gegeben. Am Freitag hatte die Aktie um 12,5 Prozent zulegen können und bei 10,80 Euro geschlossen.
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