Börsenlexikon Wenn Hexensabbat an der Börse ist
21. März 2003 Nein, Bibi Blocksberg dürfte nicht gesichtet werden, auch keine runzelige Alte mit Besen und Pickeln auf der Nase. Gleichwohl wird an diesem Freitag an den deutschen Börsen der sogenannte Hexensabbat gefeiert. So heißt unter Börsianern jeder dritte Freitag in den Monaten März, Juni, September und Dezember.
Der Grund: Der Handel fällt an solchen Tagen regelmäßig durch viel Unruhe und besonders hohe Umsätze aus. Denn gleichzeitig werden Index-Futures sowie Optionen auf Indizes und Aktien, also Wetten auf bestimmte Kurse fällig. Gehandelt werden sie über die Terminbörsen, in Deutschland also bei der Eurex. Händler müssen Lieferverpflichtungen einhalten Das besondere am Hexensabbat: Während Optionen auf Aktien und Indizes jeden Monat - nämlich immer am dritten Freitag - auslaufen, ist dies bei Futures-Kontrakten auf Indizes wie den Deutschen Aktien-Index nur alle drei Monate der Fall. Nur wenn die drei Verfallstermine zusammentreffen, spricht man vom Hexensabbat. Grund dafür sind die Lieferverpflichtungen, die Options- und Futureshändler bei ihren Geschäften eingehen. Ist während der Laufzeit einer Option der Kurs seines zu Grunde liegenden Basiswertes, etwa einer Aktie, gestiegen, wird der Besitzer einer Kaufoption (Call) dieselbe ausüben und die Lieferung des Wertpapiers zum vorher vereinbarten (niedrigeren) Kurs verlangen. Der Verkäufer des Calls muss sich das Wertpapier am Markt besorgen, um seinen Vertrag erfüllen zu können. Dieser Vorgang wird als short covering oder Short-Eindeckung bezeichnet. Wird dabei eine große Position eines institutionellen Investoren umgesetzt, treibt die verstärkte Nachfrage die Kurse kräftig in die Höhe, erläutert der Internetdienstleister dooyoo auf seiner Internetseite. Viermal im Jahr wird massiv an Kursen gezerrt Institutionelle Anleger wie Fondsmanager versuchen ihrerseits die Kurse in eine für sie günstige Position zu bewegen, damit ihre Wetten aufgehen und die Optionen noch an Wert besitzen. „Das heißt: Wer auf fallende Kurse gesetzt hatte, versucht die Kurse zu drücken. Wer dagegen auf steigende Notierungen gewettet hatte, versucht sie anzuheben.” Am einfachsten geht das, indem große Mengen von Aktien, die im jeweiligen Indizes ein großes Gewicht haben, ge- oder verkauft werden. Darum verzeichnen insbesondere Indexschwergewichte an diesem Tag hohe Umsätze und teilweise heftige Schwankungen. Viermal im Jahr wird also an den Kursen massiv gezerrt, um der gewünschten Abrechnungsbasis möglichst nahe zu kommen. Der jeweilige „finale Abrechnungskurs” von Indexprodukten von Dow Jones wird freitags um zwölf Uhr mittags festgestellt, für den Dax eine Stunde später. Handelsverlauf schwer einzuschätzen „Hohe Umsätze und die vielen unterschiedlichen Verfallzeiten der Kontrakte führen zu einem unübersichtlichen, von starken Pendelausschlägen geprägten und nur schwer einzuschätzenden Handels- und Kursverlauf”, heißt es beim Deutschen Aktien-Institut (DAI). Die DAI-Experten raten Kleinanlegern, beim Hexensabbat möglichst den großen Investoren das Spielfeld zu überlassen und sich an den „Zockereien” nicht zu beteiligen. Text: @thwiQuelle: http://www.faz.net/s/...4D8297D29CE099642A~ATpl~Ecommon~Scontent.html
Beste Grüße vom Gesellen
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