Unicredit hält Immobilienwerte für zu billig Kurspotenziale von durchschnittlich 20 Prozent - Favoriten sind unter anderem Alstria, DIC und Vivacon amb Frankfurt
Börsen-Zeitung, 3.5.2008 amb Frankfurt - Die Immobiliengesellschaften in Deutschland sind nach Ansicht von Unicredit fundamental unterbewertet, im Durchschnitt sehen die Analysten Kurspotenziale von rund 20 % für die Real-Estate-Aktien. Bei der Hälfte der beobachteten Werte rät die Bank in einer Studie zum Kauf, darunter Alstria, Deutsche EuroShop, DIC Asset und Vivacon. Angesichts des allgemein schwierigen Umfelds und der Risikoaversion der Investoren werden die Kursziele allerdings zum Teil deutlich gekürzt. Bei Patrizia Immobilien empfiehlt Unicredit sogar den Ausstieg. Die Unterstützung der Immobiliengesellschaften durch ein allgemein positives Immobilien- und Kapitalmarktumfeld, das bis Mitte 2007 den Markt geprägt hatte, wird nach Ansicht der Analysten in den kommenden Quartalen weitgehend ausfallen. Entscheidend sei nun die Wertschöpfung im Unternehmen auf Basis des vorhandenen Bestandes und der Asset-Management-Kapazitäten. "Die Immobilienunternehmen müssen in dieser Phase unter Beweis stellen, dass die Akquisitionsstrategien und die strategischen Ausrichtungen der letzten zwei Jahre ein erfolgreiches Fundament für Wertgenerierung auch in einem schwierigen Umfeld bieten", heißt es in der Studie. Die Analysten sind diesbezüglich optimistisch und glauben an den Erfolg der deutschen Real-Estate-Unternehmen, allerdings könne dies noch einige Quartale dauern. Unicredit geht davon aus, dass am Markt weiter nach intakten, soliden und planbaren Geschäftsmodellen gesucht wird, und bevorzugt derzeit Unternehmen mit niedrigen Risiken, einem starken internen Asset Management, hoher Transparenz sowie positivem Newsflow. Zum Kauf ("Buy") rät die Bank bei Alstria Office, Deutsche EuroShop, Deutsche Wohnen, DIC Asset, Polis Immobilien und Vivacon. Bei Alstria Office, die Aktie wird als defensiver Wert gesehen, bestätigt Unicredit das Kursziel von 13,60 Euro. Zwar habe das niedrige Risiko bereits seit Anfang dieses Jahres zu einer überdurchschnittlichen Kursentwicklung geführt, die Bewertung erlaube aber noch einen weiteren Kursanstieg, so die Studie. Alstria sei gut gerüstet für schwierige Zeiten. Risikofaktoren eingepreist Deutsche EuroShop ist und bleibt laut Unicredit Kerninvestment der Branche, das Kursziel wird leicht von 29 auf 30 Euro angehoben. Die Aktie werde trotz der bisherigen Outperformance auch künftig von dem geringen Risiko profitieren. Zudem rechnen die Analysten mit weiteren guten Nachrichten. Ebenfalls optimistisch sind sie bei Deutsche Wohnen, hier bleibt das Kursziel bei 21 Euro. Die Risikofaktoren spiegeln sich laut Studie mittlerweile ausreichend im Kurs wider. Nach der Restrukturierung müsse nun das operative Geschäft wieder im Vordergrund stehen. DIC Asset gilt als starker Dividendenwert mit einer attraktiven Dividendenrendite von rund 8 %. Aufgrund der exzellenten Marktexpertise rechnet die Bank mit erfolgreichen Verkäufen, das Kursziel wird leicht von 25 auf 25,50 Euro angehoben. Ebenfalls auf "Buy" wird in der Studie Polis Immobilien gesetzt. Bei Polis loben die Analysten die solide Bilanz- und Finanzierungssituation. Die hohe Transparenz und der klare Fokus würden die geringe Liquidität der Aktie mehr als kompensieren. Als Kursziel nennt die Bank unverändert 13,50 Euro. Bei Vivacon wird das Kursziel von 20 auf 18 Euro gesenkt, die Experten erwarten für die kommenden Monate positive Neuigkeiten. Insbesondere ein Portfolioverkauf werde die Zielmarken für 2008 untermauern. Adler Real Estate und Colonia Real Estate werden jetzt etwas skeptischer beurteilt, Unicredit stuft die Aktien von "Buy" auf "Hold" herunter und reduziert die Kursziele deutlich. Trotz der soliden Bilanzstruktur und der fundamentalen Unterbewertung sieht Unicredit bei Adler Real Estate (Kursziel 1,30 nach bislang 3,20 Euro) derzeit kein Potenzial nach oben: Es sei nicht abzusehen, wann die zweifellos vorhandenen Werte in der Bilanz realisiert werden könnten. Ein Problem sei auch die fehlende Liquidität des Dividendentitels. Colonia Real Estate (Kursziel 15,00 nach 26,50 Euro) hat laut Unicredit zwar Wertschöpfungspotenziale im Bestand, die Zielmarken seien aber ambitioniert und müssten eventuell nach unten angepasst werden. Unverändert auf "Hold" eingestuft werden Gagfah, IVG Immobilien und TAG Tegernsee. Gagfah (Kursziel unverändert 12,60 Euro) zeichne sich durch stabile Cash-flows aus, es fehle aber an Wachstumsfantasie. Die Ergebnisstruktur sei zwar stabil, ohne weitere Zukäufe sehen die Analysten allerdings keine Auslöser für kurzfristige Preissprünge. Bei IVG Immobilien gebe es trotz des jüngsten Kurseinbruchs bis auf weiteres kaum eine Chance für eine nachhaltige Kurserholung. Vorerst sei mit weiteren negativen Nachrichten zu rechnen, das Kursziel wird von 24 auf 18 Euro gekürzt. TAG Tegernsee (Kursziel unverändert 6,50 Euro) sei zwar unterbewertet, im derzeitigen Branchenumfeld fehlten aber die Kurstreiber. Strukturelle Schwierigkeiten Lediglich bei Patrizia Immobilien raten die Analysten zum Ausstieg, die Aktie wird in einer Erstbeurteilung auf "Sell" gesetzt, das Kursziel bei 3,25 Euro veranschlagt. Die strukturellen Schwierigkeiten aus dem vergangenen Jahr seien zwar wahrscheinlich Vergangenheit, Unicredit wartet aber weiter auf eine operative Steigerung. Das Unternehmen müsse nach den letzten Enttäuschungen erst wieder überzeugen.
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