Du hast Recht, die Diskussion in Deutschland, die doch eigentlich einer solchen Gesetzgebung hätte vorausgehen müssen, scheint so ziemlich unter den Tisch gefallen bzw. auf das Talk-Forum bei Ariva beschränkt zu sein lol Ausführlich diskutiert wurden und werden die Beschneidungen der Mädchen, denen übrigens gar kein religiöses Gebot zugrunde liegt und die deshalb in den meisten Ländern, in denen sie nach wie vor praktiziert werden, verboten sind. Die Beschneidung der Jungen und der Mädchen ist ein großes Fest, auf das die Kinder ihr bisheriges bewußtes Leben lang vorbereitet wurden und auf das sie sich freuen. Wenn sie Angst davor hätten, würde sich die Sache schwierig gestalten. Die Beschneidung ist ein derart wichtiges, identitätstiftendes Ritual, dass es realitätsfremd ist, sie zu verbieten - man kann ja auch kaum das Amen in der Kirche verbieten. Worauf man aber maßgeblichen Einfluß nehmen kann und sollte, ist die Art und Weise des Vorgehens. Fortschrittliche und aufgeklärte Juden und Muslime hierzulande haben ohnehin Ärzte hinzugezogen oder die Kinder im Krankenhaus beschneiden lassen. So etwas hätte man gesetzlich regeln und zur Pflicht machen können.
Die Rabbinerin Yael Deusel schreibt dazu in "Beschneidung und jüdische Identität" :
Bedenken gegen die Brit Mila aus medizinischen Gründen läßt sich durch eine Durchführung der Zirkumzision nach dem jeweils aktuellsten chirurgischen Standard begegnen, unter Anwendung einer geeigneten Anästhesie. Hierbei ist nicht nur eine angemessene vorherige Aufklärung der Eltern über den Eingriff und seine möglichen Risiken einerseits sowie über die medizinischen Vorteile einer Beschneidung andererseits unerläßlich, sondern es muß auch eine korrekte Nachsorge erfolgen, um etwaigen Komplikationen entgegenzuwirken. Eine dem entsprechende, spezielle Ausbildung von Mohalim (vorzugsweise Ärzten) ist daher unverzichtbar.
Ich kenne einen muslimischen Facharzt, der Mädchen beschnitten hat, hier in Deutschland. Ein mutiger Mann - das war natürlich verboten, hat aber verhindert, dass sich die Familien zusammengetan und eine weise Hebamme mitsamt ihrer Rasierklinge nach Deutschland geholt haben. Das war nämlich so üblich. Der Arzt hat den Schaden begrenzt, soweit es ihm möglich war, und Schmerzen nicht zugelassen. Es ging ihm nicht um`s Geld, und er hat seine Zulassung dabei auf`s Spiel gesetzt.
Wieviele männliche Kinder in Krankenhäusern beschnitten werden, weiß ich nicht - auch nicht, ob der Grund der Beschneidung dort überhaupt in irgendwelche Statistiken eingeht. Wenn es so ist, dass die Beschneidung im Krankenhaus den religiösen Anforderungen nicht genügt, sollte man die Eltern auch nicht zu Aussagen darüber drängen.
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