Gladbach: Erst anfällig, jetzt nur noch 0,8 Gegentore im SchnittWie Favre die Schießbude dicht macht56 Gegentore in 22 Spielen, das sind 2,54 Gegentreffer pro Spiel. Ein Brett. Die Bilanz eines Absteigers. Der Name von der Schießbude der Liga macht die Runde. Keine andere Abwehr ist so durchlässig; vor allem die Schwächen in der Defensive kosten Michael Frontzeck (47) Mitte Februar den Job. Noch ein Stück weg vom Klassenerhalt: Gladbach und Coach Lucien Favre. © Getty Images Mittlerweile ist alles anders. Zwei Spiele ohne Gegentor in Folge gab es noch nie in dieser Saison, zwei 1:0-Siege gegen angriffsstarke Mannschaften wie Dortmund und Hannover sprechen für beachtliche Defensiv-Qualitäten. "Als Mannschaft gemeinsam verteidigen, das haben wir in der Rückrunde sehr gut gemacht", findet Sportdirektor Max Eberl (37). Nur acht Gegentore in zehn Partien unter Lucien Favre (53) musste Gladbach hinnehmen; allein Meister Dortmund (sechs) kassierte in diesem Zeitraum weniger. Keine Frage: Favres Konzept geht bisher auf. Aber reicht das tatsächlich zum Klassenerhalt? Nach einigen Versuchen mit einem 4-2-3-1 oder mit einer Raute setzt er übrigens wie Vorgänger Frontzeck wieder auf ein 4-4-2, allerdings mit anderem Personal. Kämpfer Tobias Levels (24) musste dem fußballerisch stärkeren Tony Jantschke (21) weichen, und im defensiven Mittelfeld setzt Favre mit Erfolg auf das Tandem Roman Neustädter/Havard Nordtveit. Reus-Einsatz nicht gefährdet - Dante im Kader Wichtigste Änderung aber: Statt der beiden Wackelkandidaten Logan Bailly (25) und Christopher Heimeroth (29) sorgt ausgerechnet der junge, wenig erfahrene Marc-André ter Stegen (19) für mehr Sicherheit; seine Ruhe strahlt auch auf den Rest der Abwehr aus. Der junge Bursche nimmt überaus positiven Einfluss auf die Vorderleute. Mit dem 1:0 gegen Dortmund verließ Borussia erstmals seit dem 13. Spieltag den letzten Tabellenplatz, nun lebt die Hoffnung wieder. "Der Glaube an den Klassenerhalt", sagt Marco Reus (21), "ist riesig." Dafür hat Reus selbst maßgeblich gesorgt; in Hannover war der Wirbler einmal mehr der Mann des Tages, ständig unterwegs und kaum zu bremsen. Die Partie gegen Freiburg birgt allerdings eine pikante Situation für Gladbachs Top-Scorer (neun Tore, neun Assists): Sieht er seine zehnte Gelbe Karte, fällt er zum Saisonausklang in Hamburg aus. Sein Einsatz ist, trotzdem er am Donnerstag umgeknickt ist und das Training mit Problemen am Sprunggelenk abbrechen musste, nicht gefährdet. Wieder im Kader ist Abwehrspieler Dante. Der Brasilianer hatte zuletzt wegen einer Muskelverhärtung im Oberschenkel gefehlt. Favres Umbauten haben Hoffnung geweckt, den Abstieg doch noch vermeiden zu können. Und für den Fall des Klassenerhalts hat Borussia laut bosnischen Medien die Fühler nach dem offensiven Mittelfeldspieler Semir Stilic (23) ausgestreckt. Der bosnische Nationalspieler spielt seit drei Jahren bei Lech Posen und kam in dieser Saison auf 20 Einsätze (drei Tore); sein Vertrag gilt bis 2012. Stilic ist schnell und technisch stark; über ihn hat sich Lucien Favre schon zu seiner Zeit als Trainer in Berlin intensiv informiert. Oliver Bitter
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