Donnerstag, 26. Oktober 2006, 17:50 Uhr 2006 und 2007 Umsatzplus erwartet
Baubranche schöpft Hoffnung In diesem Jahr will die mittelständische Baubranche in Deutschland ihre langjährige Krise endlich überwinden. Und auch für 2007 wird auf steigende Umsätze gesetzt.
HB BERLIN. Für das laufende Jahr sei mit einem Umsatzplus im Bauhauptgewerbe von 1,4 Prozent zu rechnen, erklärte der Zentralverband des Deutsches Baugewerbes (ZDB) am Donnerstag in Berlin. „Die deutsche Bauwirtschaft hat damit nach elf Jahren die Talsohle hinter sich gelassen“, sagte der neu gewählte ZDB-Präsident Hans-Hartwig Loewenstein. Im kommenden Jahr rechne er mit einer weiteren Konsolidierung der Branche und einem Umsatzplus von 1,1 Prozent. Die Zahl der Beschäftigten werde 2006 im Jahresschnitt um 17 000 auf rund 700 000 sinken und sich im kommenden Jahr bei einem Rückgang von etwa 5000 weitgehend stabilisieren. „Diese Entwicklung spricht auch dafür, dass die Bauunternehmen ihren Kapazitätsabbau weitgehend vollzogen haben“, sagte Loewenstein am Rande des Deutschen Baugewerbetages 2006.
Impulse für die Branche erwartet der ZDB vor allem vom Wirtschaftsbau, dessen Umsätze 2007 um 2,2 Prozent nach 3,7 Prozent im laufenden Jahr zulegen dürften. Beim Wohnungsbau sei mit einem Plus von 0,2 nach 0,8 Prozent in diesem Jahr zu rechnen. Für den öffentlichen Bau prognostiziert der Verband ein Minus von 0,4 Prozent in diesem und ein Plus von 0,9 Prozent im nächsten Jahr. Die Entwicklung der Auftragseingänge bezeichnete Loewenstein als erfreulich. Allerdings entfielen drei Viertel des Zuwachses auf nur fünf Bundesländer. Bei den Bauinvestitionen erwartet der Verband für 2006 ein Anziehen um 1,8 Prozent und für das nächste Jahr ein Plus von 1,3 Prozent.
Der mittelständisch geprägte ZDB erhöhte seine Umsatzprognose für 2006 deutlich. Im Mai hatten die Verbandsexperten noch mit einem Umsatzminus von mehr als zwei Prozent für das laufende Jahr gerechnet. Im Frühjahr hatte die Baubranche aber Teile ihrer Produktionsausfälle wegen Kälte vom Jahresanfang wieder aufgeholt und sogar das gesamtwirtschaftliche Wachstum beflügelt. Der Hauptverband der Bauindustrie (HDB) hält sogar ein Umsatzplus von zwei Prozent in diesem Jahr für möglich.
Loewenstein geht noch in diesem Jahr beim privaten Wohnungsbau von Vorzieheffekten wegen der Mehrwertsteuererhöhung 2007 aus. Für Privatleute würde es sich angesichts vierstelliger Euro-Beträge rentieren, Bauvorhaben noch in diesem Jahr umzusetzen, sagte der neue Verbands-Chef der Nachrichtenagentur Reuters. Er sehe die Folgen der höheren Steuer im kommenden Jahr zwar nicht so pessimistisch wie von vielen befürchtet. Einschränkend sagte er jedoch, es werde mehr Schwarzarbeit geben: „Das begünstigt die schwarzarbeitenden Betriebe. Die machen zusätzliche Gewinne, wenn die Mehrwertsteuer erhöht wird.“
Der ZDB beklagte zudem erneut die schlechte Zahlungsmoral der öffentlichen Hand. Nicht selten flössen die letzten Zahlungen etwa für eine Straße erst bis zu zwei Jahre, nachdem sie für den Verkehr freigegeben worden sei, sagte Loewenstein.
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