Der Guru der Anlegergemeinde sagt "eine Menge Spannungen" als Folge der Euro-Krise voraus. Er sieht sich nicht in der Lage, einen Rat zu geben, da "zu schwierig". Konsequenz: "Ich kandidiere nicht als Kanzler von Deutschland." von Gisela Baur Die Affäre um den Ex-Berkshire-Manager David Sokol überschattete die jüngste Hauptversammlung von Berkshire Hethaway. Sokol hatte sich persönlich mit Anteilen an der Chemiefirma Lubrizol eingedeckt – kurz vor der Übernahme des Unternehmens im März durch Berkshire, die Sokol persönlich eingefädelt hatte. Buffett selbst war in die Kritik geraten, weil er sich zunächst hinter den Manager gestellt hatte, der bisher als sein Kronprinz galt. Später korrigierte sich Buffett. Darüber spricht er im Interview mit Börse Online - und über vieles mehr. Herr Buffett, die Affäre um David Sokol hat den Ruf von Berkshire bedroht. Wie sehen Sie sein Verhalten heute? Warren Buffett: Sein Verhalten hat unseren ethischen Code verletzt. Er hat die Aktien nur eine Woche vor dem Tag gekauft, an dem er Berkshire empfohlen hatte, diese Firma anzusehen. Das ist für mich unentschuldbar. Er hatte damals erwähnt, dass er selbst Aktien von dem Unternehmen hält. Mein Fehler war, ihn nicht zu fragen, seit wann. Zunächst haben Sie Sokol aber in Schutz genommen ... Warren Buffett: So wie ich David Sokol gekannt habe, hatte ich nicht erwartet, dass so etwas passiert. Er hat vor einigen Jahren einmal auf rund 12,5 Millionen Bonus als Chef von Mid- American Energy, einem unserer Tochterunternehmen, verzichtet. Anders als wir war er der Meinung, dass sein Kollege Greg Abel die gleiche Zahlung erhalten sollte wie er. Ich finde es auch sehr interessant, dass David Sokol nicht versucht hat, seine Transaktionen mit Lubrizol-Aktien in irgendeiner Weise zu verschleiern. Er hat sie unter eigenem Namen gekauft. Wird die Affäre Ihren Ruf nachhaltig belasten? Warren Buffett: Ich glaube nicht, dass es viel an meiner Reputation ändern wird. Berkshire beschäf- tigt rund 260 000 Mitarbeiter. Irgendjemand wird da immer etwas Falsches tun - auch wenn es diesmal relativ weit oben geschah. Es gibt noch weitere schlechte Nachrichten für Berkshire. Die Naturkatastrophen in Neuseeland, Australien und Japan haben dem Versicherungsgeschäft heftige Verluste eingebracht. Sind Sie froh, dass Sie viel Geld in der Kasse haben, um das abzufedern? Warren Buffett: Wir haben vor einigen Jahren versprochen, dass wir nie weniger als 10 Mrd. Dollar an Cash halten wollen. Als Arbeitslevel möchte ich gern immer etwa 20 Mrd. Dollar für Berkshire zur Verfügung haben. Ich hoffe allerdings, dass ich alles, was wir derzeit darüber hinaus halten, in etwas investieren kann, das besser für uns arbeitet als Cash. Streben Sie einen bestimmten Anteil der liquiden Mittel am gesamten Vermögen von Berkshire an? Warren Buffett: Nein, das ist eine feste Summe. Aber Cash ist im Moment ein schreckliches Investment und wird es auf absehbare Zeit bleiben. Wir halten die Liquidität nur deshalb, weil wir buchstäblich zu jeder Zeit für alle widrigen Ereignisse gewappnet sein wollen. Und derzeit streben wir nicht an, mehr Cash zu halten, als nötig ist, um wirklich sicher zu sein, dass wir alles bewältigen werden, was kommen kann. Glauben Sie denn, dass die Zeiten wieder schwieriger werden? Ist der Aktienmarkt überbewertet? Warren Buffett: Nein, nicht hier in den USA. Die Wirtschaft zieht an. Das spüren wir bei allen Berkshire-Tochtergesellschaften, mit Ausnahme der Unternehmen, die direkt mit dem Immobilienmarkt zusammenhängen. Wenn es derzeit in den USA eine Blase gibt, dann am ehesten bei Staatsanleihen. Ich denke, sie werden in fünf oder zehn Jahren niedriger notieren, als sie das heute tun. Gibt es denn nicht eine Blase bei den Rohstoffen? Warren Buffett: Da habe ich keine Antwort. Richtig ist, dass die Kurse aller Aktiva steigen, wenn Geld weniger wert wird. Und wir werden Inflation sehen. Allerdings wird nicht jedes Gut gleichmäßig teurer werden. Ich kann ihnen daher nicht sagen, ob Gold oder Baumwolle in einem Jahr mehr oder weniger kosten wird als heute. Rohstoffe sind ein Investment, das man nicht kauft, weil man Erträge erwirtschaften will, sondern weil man auf höhere Preise in der Zukunft hofft. Und das ist nicht die Art von Investment, mit der wir uns beschäftigen. Ist Inflation wirklich der einzige Weg, die Schuldenkrise in den USA zu lösen? Warren Buffett: Theoretisch nicht, aber ich fürchte, es ist der einfachste Weg. Im Prinzip stehen die Politiker vor der Wahl, entweder Steuern zu erhöhen oder Ausgaben zu kürzen oder ihre Währung zu inflationieren. Und das Letztere ist die einfachste Lösung für sie. Das wird dazu beitragen, dass China als Wirtschaftsmacht und auch auf den Devisenmärkten schneller die Nummer eins werden könnte als gedacht. Was wird das in den Vereinigten Staaten verändern? Warren Buffett: Bis China die wichtigste Volkswirtschaft der Welt sein wird, ist es noch ein langer Weg. Ganz offensichtlich hat die Volksrepublik erstaunliche Fortschritte gemacht. Das Land hat Japan eingeholt, und es wird weiter stärker wachsen als die USA. Allerdings von einem sehr viel niedrigeren Niveau aus. Irgendwann werden die Chinesen rein numerisch dann die Nummer eins sein, und ich wünsche ihnen alles Gute auf ihrem Weg dahin. Aber das Ganze ist kein Nullsummenspiel. Wenn China gewinnt, muss in den USA nicht zwangsläufig jemand verlieren, vielleicht in einigen Branchen, aber nicht in der Summe. Muss die Welt mit einem neuen Aufflammen der Finanzkrise rechnen? Warren Buffett: Die Chancen dafür sind zumindest in den USA sehr gering. Die Politik hat hier sehr gut gearbeitet, rund zehn Prozent der Einlagen des Bankensystems wurden in der Krise vom Staat übernommen. Doch heute ist das System wesentlich stabiler geworden, und die Steuergelder sind zurückgeflossen. Die Menschen tendieren immer dazu, darauf zu warten, dass sich die letzte Krise wiederholt. Das war nach dem Platzen der Dotcom-Bubble so und geschieht auch jetzt nach der Finanzkrise wieder. Krisen kommen aber nicht in Mustern, die nächste wird anders sein als die letzte. In Europa scheint die Lage allerdings noch sehr instabil zu sein. Warren Buffett: Dort sehen wir extreme Probleme, und es gibt dort eine Reihe von Banken, die in Gefahr sind. Ich denke, in Europa müssen zuerst die Schuldenprobleme der Staaten gelöst werden, damit die Probleme im Finanzsektor lösbar werden. Wird es in fünf oder zehn Jahren den Euro noch geben? Warren Buffett: Das ist die schwierigste Frage von allen. Der Euro steht unter immensem Druck, auch wenn der Wechselkurs gegenüber dem Dollar derzeit sehr stark ist. Aber wenn 17 Länder aneinandergekettet sind, obwohl sie eine ganz unterschiedliche Fiskalpolitik und andere Steuerregeln verfolgen und verschiedene Kulturen haben, entsteht eine Menge Druck. Der Zusammenhalt wird getestet, und der Test ist noch nicht vorbei. Deutschland sitzt in der Falle. Einerseits profitiert es von der gemeinsamen Währung, andererseits kommen immense Zahlungen auf den Staat zu. Haben Sie einen Rat für uns? Warren Buffett: Ich habe nicht vor, als Kanzler von Deutschland zu kandidieren. Das ist zu schwierig. Deutschland ist in einer sehr interessanten Position. Es hat enorme Erfolge im Export erzielt, obwohl der Euro in den vergangenen Jahren stark gestiegen ist. Es ist für mich wirklich erstaunlich, wie produktiv die Wirtschaft in Deutschland ist. Trotzdem wird es in Zukunft eine Menge Spannungen aushalten müssen - mit den anderen Euro-Ländern, die anders agieren. Ich kann da wirklich keinen Rat geben.
http://www.ftd.de/finanzen/...t-europa-extreme-probleme/60051929.html ----------- Die Gedanken hier geben nur meine Meinung wider. Sprecht mit eurem Finanzberater darüber...
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