"Vielleicht sollte der deutsche Branchenprimus sich an einem Institut orientieren, die [sic!] beim Stresstest mit einer gestressten Kernkapitalquote von nur 7,1 Prozent noch weiter am hinteren Ende des Feldes gelandet ist. Die italienische Großbank Unicredit liegt zwar hinter den Deutschen, zeigte aber zuletzt unter ihrem neuen Chef erhebliche Anstrengungen, damit sich das Bild bald ändert. Jean-Pierre Mustier hatte einen schnellen Start bei der Bank hingelegt und bereits einige Beteiligungen der Bank verkauft hat [sic!], um das Kapital aufzustocken. Mustier will so versuchen, eine nötige Kapitalerhöhung so gering wie möglich zu halten."
Quelle: http://www.wiwo.de/unternehmen/banken/...rettungsplan/13949104-2.html
Verstehe ich den Autor der WiWo richtig: Die Deutsche Bank soll sich an einem Institut messen, das im Stresstest deutlich schlechter abschnitt? An einem Institut, das bis zuletzt eine üppige Dividende aus der Substanz heraus ausschüttete (http://www.finanzen.net/nachricht/aktien/...ividende-stabil-4727685)? An einem Institut, dessen neuer CEO beabsichtigt, die "nötige Kapitalerhöhung so gering wie möglich zu halten"?
Ich sehe nicht, dass der neue CEO der Unicredit wesentlich anders vorgeht als Cryan, der neue CEO der Deutschen Bank, außer dass der neue CEO der Deutschen Bank seine Hausaufgaben früher und besser erledigt hat, weshalb keine Kapitalerhöhung mehr erforderlich ist. So wurde 2015 auf die Ausschüttung einer Dividende verzichtet.
Nicht nur die Unicredit, beide Banken trennten sich izuletzt von Beteiligungen. Unter anderem steht bei der Deutschen Bank im dritten Quartal der bereits erfolgte Verkauf der Beteiligung an der chinesischen "Hua Xia"-Bank an, der noch nicht in den Halbjahreszahlen enthalten ist und vermutlich auch nicht in den Kennzahlen des Stresstests. Nach dem Verkauf der "Hua Xia"-Bank kommt die Eigenkapitalquote der Deutschen Bank nach eigener Aussage auf 11,2 % (statt 10,8 %). Die gestresste Quote käme dann wohl über 8 % zu liegen (statt der bereits hinreichend guten 7,8 %). Damit läge die Deutsche Bank im Mittelfeld des Testfeldes: Für eine Investmentbank ist das ein exzellentes Ergebnis.
Es ist also falsch vom Autor zu unterstellen, nur die Unicredit würde erhebliche Anstrengungen unternehmen, um das Eigenkapital zu stärken. Die Deutsche Bank macht das auch und ist dabei mindestens eine Stufe höher auf der Leiter, die zum Ziel führt.
Trotz der objektiv deutlich besseren Zahlen der Deutschen Bank, trotz der immensen Bemühungen der Deutschen Bank (Aussetzung der Dividende, Entlassungen, Verkäufe, Kosteneinsparungen, Restrukturierungen, Klärung von Rechtsstreitigkeiten und Vermeidung neuer) meint der Autor, das sich das Bild bald ändere, die Unicredit also die Deutsche Bank hinsichtlich der Kernkapitalquote überflügeln werde. Ich sehe dafür keinerlei Anhaltspunkte.
@Baerenstark: Mit der Unicredit sind es wenigstens sieben.
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