Mangelnde Siegermentalität, zu wenig Nachwuchs und fast keine Zeit zum Neuaufbau: Heiner Brand schlägt Alarm. "Ich hatte Probleme mit der Mentalität mancher Leute, die Torchancen nicht mit vollstem Einsatz wahrgenommen haben. Jeder weiß, dass man im Notfall mit dem Ball ins Tor springen muss", meinte der Bundestrainer, der das bittere Aus im letzten Gruppenspiel gegen Dänemark noch am besten verkraftet zu haben schien. Seine zunächst in Tränen aufgelösten Spieler übten sich in Selbstkritik: "Das war meine bitterste Lektion. Ich hoffe, dass ich selber daraus lerne, und das sollte jeder von uns tun. Jeder muss sich selber fragen, ob er wirklich alles gegeben und alles hinten angestellt hat", sagte Torwart Johannes Bitter. Auch Abwehrchef Oliver Roggisch meinte, jeder Einzelne habe "sicher nicht alles gegeben für den Erfolg". So reichte die Substanz schlichtweg nicht, um dem DHB in Peking die nächste Olympia-Medaille nach Athen 2004 zu bescheren. Nach dem Rücktritt von Markus Baur und den Verletzungen von Oleg Velyky, Lars Kaufmann und schließlich auch noch Pascal Hens war der Kader nicht ausgeglichen genug besetzt. Und genau dort sieht Brand das Problem: "Ich habe seit zwölf Jahren angemahnt, dass junge Spieler gefördert und gefordert werden müssen. Da müssen die Spitzenvereine mehr tun. Sonst wird die Situation, die wir jetzt haben, zur Gewohnheit", sagte der Bundestrainer. DHB-Präsident Ulrich Strombach will die Botschaft verstanden haben. Nach Analysen, die "noch einige Tagen und Wochen in Anspruch nehmen werden", will er Konsequenzen ziehen: "Wir müssen uns die Frage stellen, woran es liegt, wenn wir in der Jugendarbeit Erfolge erzielen, aber die großen Mannschaften nicht ausreichend mit Spielern bestücken können." Erst in den vergangenen Wochen hatten deutsche Nachwuchsteams Titel und Medaillen bei internationalen Meisterschaften gesammelt. Ich habe seit zwölf Jahren angemahnt, dass junge Spieler gefördert und gefordert werden müssen. Da müssen die Spitzenvereine mehr tun. Sonst wird die Situation, die wir jetzt haben, zur Gewohnheit. Die Diskussion ist gewiss nicht neu. Brand liefert sich seit Jahren Auseinandersetzungen mit den Bundesligaklubs über Ausländerbeschränkungen oder Quoten für den eigenen Nachwuchs. Nun fordern auch die Verbandsoberen schnelles Umdenken bei den Spitzenklubs ein. Allerdings seien dem Verband weitgehend die Hände gebunden, erklärte Strombach: "Wenn es reglementiert werden könnte, wäre es längst geschehen. Es gilt, eine Selbstbeschränkung zu finden, die allen gerecht wird." Große Hoffnungen setzt Strombach dabei auf den neuen Liga-Präsidenten Rainer Witte. Dieser schlug noch in Peking versöhnliche Töne an. "Wir müssen dahin kommen, dass die jungen Leute wenigstens auf den Spielberichtsbögen stehen. Ob sie eingesetzt werden, ist dann Entscheidung des Trainers." Auf der Präsidiumssitzung der Handball-Bundesliga am 29. August stehe das Thema "ganz oben auf der Agenda. Es ist Bewegung in die Sache gekommen", sagte Witte und versprach: "Mittelfristig werden wir eine Lösung hinbekommen."
Wenig Zeit zum Neuaufbau Viel Zeit bleibt nicht. Schon im Oktober sind die ersten Qualifikationsspiele zur EM 2010 angesetzt und im Januar tritt der Weltmeister zur Titelverteidigung in Kroatien an. Brand will über alle Positionen nachdenken. "Wir wissen noch nicht, mit welcher Mannschaft wir bei der WM spielen werden. Es gibt keinen Grund, alles umzukrempeln. Es wird aber ein paar Veränderungen geben, da ich mittelfristig plane", sagt Brand. Es gebe ein paar neue Namen, die in Zukunft dazukommen. Dazu gehören der in Peking als Hens-Ersatz nachgerückte Sven-Sören Christophersen ebenso wie Michael Müller (Großwallstadt) und Martin Strobel (Lemgo).
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...und den hab ich!
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