Mustafa Memeti gilt als gemässigte Stimme unter den Schweizer Imamen. Damit hat sich der Berner nicht nur Freunde gemacht. Konservative Imame haben eine Fatwa gegen seine Moschee im Haus der Religionen in Bern verhängt.
1/4 Eine gemässigte Stimme: Mustafa Memeti, Imam in Bern, will die Islamdebatte nicht den radikalen Muslimen überlassen. Bild: Beat Mathys Zur Person
Mustafa Memeti ist Imam des Muslimischen Vereins Bern und spricht fünf Sprachen. Der 52-Jährige ist verheiratet und Vater von drei Kindern. In Südserbien geboren, verliess er als 13-Jähriger seine Heimat, um in Tunesien, Syrien und Saudiarabien islamisches Recht zu studieren. Memeti lebt seit 26 Jahren in der Schweiz.
Er war vor rund 20 Jahren der erste Imam in Bern. Seit 2005 ist er Schweizer Staatsbürger. Memeti ist Präsident des Albanisch Islamischen Verbands Schweiz und arbeitet als Gefängnisseelsorger. Bald zieht er mit seiner Gemeinde in die Moschee im Haus der Religionen in Bern.
Nach den Terroranschlägen in Paris vor zwei Wochen gab er auf allen Informationskanälen Auskunft und schlüpfte damit in eine neue Rolle. Keine Einigkeit unter Schweizer Muslimen
Mustafa Memeti vertritt in seinen Äusserungen einen gemässigten Islam. Ideologisch auf der anderen Seite anzusiedeln ist Nicolas Blancho, Präsident des Islamischen Zentralrats Schweiz. Die muslimische Gemeinschaft in der Schweiz ist keine einheitliche Gruppe (siehe Interview), die Mehrheit ist nicht organisiert.
Dennoch existieren schweizweit über 300 muslimische Vereine, Stiftungen und Organisationen. Von ihnen eine einheitliche Stellungnahme zu fordern, etwa zu den Vorkommnissen in Paris, sei unrealistisch, sagt Valentina Smajli, Vizepräsidentin des Forums für einen fortschrittlichen Islam.
Bestrebungen von Schweizer Muslimen, sich zu einem nationalen Dachverband zusammenzuschliessen, scheiterten bis anhin. Heute existieren mit Kios (Koordination Islamischer Organisationen Schweiz) und Fids (Föderation Islamischer Dachverbände Schweiz) zwei grosse nationale Muslimverbände. Beide nehmen für sich in Anspruch, die Schweizer Muslime zu vertreten.
Letzte Woche haben beide Verbände ihre Forderung nach einer staatlichen Anerkennung des Islam erneuert. Damit sollen Muslime integriert und Radikalisierungstendenzen bekämpft werden. Entsprechende Gesuche für die Kantone Basel und Waadt sind laut den Verbänden in Vorbereitung.
Man arbeite an einem Musterstatut für islamische Religionsgemeinschaften, das den kantonalen Verfassungen entspreche, sagte der Berner Muslim und Kios-Präsident Farhad Afshar zur «SonntagsZeitung».
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