Ich war vom ersten Moment an ein erbitterter Favre Kritiker. Es hat mit meinem Investitionsstand wirklich nichts zu tun. Ich werde meine BVB Aktien irgendwann auch wieder verkaufen, da wird keiner sagen können, ich wäre ein Wendehals. Man kann selbstverständlich auch Kritik äußern, auch wenn man investiert ist.
Ob BVB das nächste Spiel gegen Freiburg suboptimal gestaltet, würde wenig bis nichts an meinen grundsätzlichen Annahmen zum Saisonverlauf ändern. Eine mögliche Favre Entlassung wäre richtig billig, er hat ein relativ niedriges Gehalt und lediglich Vertrag bis 2021. Endlich mal eine weise Entscheidung von Watzke, nämlich seinen Vertrag nicht zu verlängern und eine Verlängerung von Titeln abhängig zu machen.
Es hat sich aber in der Amtsperiode von Favre einiges geändert. Wichtigste Änderung war der Kauf von Haaland in der Winterpause der vergangenen Saison. Haaland ist eine echte Waffe. In der vergangenen Rückrunde hatte BVB mit Haaland satte 9 Pkt mehr als in der Vorrunde erzielen können, es ist eine klare Verbesserung, Favre hat damit nichts zu tun. Ob RB Leipzig über die ganze Saison gesehen ohne Timo Werner ebenso gut abschneiden kann, werden wir sehen. Ich glaube es aber nicht.
Als möglichen Ersatzstürmer hat BVB demnächst Moukoko, auch das wird sehr spannend. Zudem hat Favre jetzt auch Bellingham im Kader, konkret sehe ich den derzeitigen Kader als klar stärker als zuvor und vor allen Dingen sehe ich ihn breiter aufgestellt.
Das gestrige Spiel hat wirklich NULL Bedeutung. Ob nun Haaland ausgewechselt wurde oder nicht, es ist egal. Wenn die Begründung individuelle Belastungssteuerung lautet, dann ist es eine gute Begründung. Jedes Punktspiel in der Bundesliga und erst Recht in den KO Wettbewerben ist klar wichtiger.
Und Favre ist lernfähig. Favre wurde vom Mannschaftsrat und der sportl Führung bekniet offensiver zu spielen, um die Qualitäten des Kaders besser zu nutzen. Also auf Dreierkette umzustellen. Das hatte Favre gemacht, mit dem Erfolg der viel besseren Rückrunde. Dann hatte BVB in der Transferperiode leider Hakimi verloren (bitterschade, den hätte man halten müssen) und in den wenigen Testspielen stellte er wieder auf Vierkette um, völlig absurd. Aber er hat schnell daraus gelernt und kehrt zur eher offensiven Ausrichtung zurück und das ist gut so.
Hätte BVB einen wirklich guten Trainer, wäre ich viel höher investiert und viel optimistischer, das ist klar. Aber was der Aktienkurs derzeit macht, ist weit untertrieben, da spielen fachkundige Expertisen zu sportl Verläufen eine absolut untergeordnete Rolle.
Beim Coronatief 4,34 wurde der komplette Kader mit 150 Mio bewertet, ein absurder Unsinn (Stadion 250 Mio, Kader 150 Mio = 400 Mio Börsenkapitalisierung). Am Stadionwert hat sich selbstverständlich nix geändert. KPMG bewertet BVB mit 1,2 Mrd wg Corona könnte das bis maximal 0,9 Mrd zurückgehen, Schulden könnten von derzeit -8Mio auf 100 Mio steigen. Folglich müsste die Börsenkapitalisierung bei mindestens 800 Mio liegen, wenn man alles denkbar negative berücksichtigen würde wollen.
In Anbetracht der sehr wahrscheinlichen These, daß Corona irgendwann sowieso wieder vorbei ist, BVB das gut aufgestellt alles überleben wird, ist auch sehr einfach zu benennen, daß man ein Jahr vorher nicht nur die jetzige klare Unterbewertung, sondern auch die generelle Unterbewertung in langfristigen Verläufen sieht.
Ein Kauf der BVB Aktie auf diesem niedrigstem Niveau ist mit wirklich sehr wenigen Risiken behaftet, dafür mit umso besseren Chancen.
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