In den letzten Tagen wurde hier von vielen Seiten ein Delisting als Schreckensszenario beschrieben.
Ich habe da ehrlich gesagt ein gänzlich anderes Szenario vor Augen, was da heißt: Übernahmephantasie
Raymond_James hat in Post #17667 dankenswerter Weise die aktuellen Beteiligungsverhältnisse im Aurelius-Aktionariat beschrieben.
Demnach sind der Lotus AG (family office der Familie Dirk Markus) ca. 19,51% der zum 31.12.2022 ausstehenden Aurelius-Aktien (28.769.944) zuzurechen.
Dem weiteren Aurelius Gründer Gert Purkert sind 5,81% zuzurechnen.
In Summe hielten die beiden Aurelius-Gründer am 31.12.2022 unmittelbar 25,32% der ausstehenden Aktien.
Unter Berücksichtigung der heute bekanntgegebenen Einziehung von 1,5 Mio Aktien auf nunmehr 27.269.944 Aktien und die darüber hinaus gehaltenen 587.391 eigenen Aktien sind aktuell noch 26.682.553 Aktien in Umlauf, von den Aurelius potenziell weitere 1,5 Mio Aktien zurückerwerben möchte.
Nehmen wir an, es gelingt Aurelius tatsächlich, im Rahmen des heute verkündeten Rückkaufprogramms 1,5 Mio Aktien zum Durchschnittskurs von 20 EUR je Aktie zurückzukaufen. Dann wären im Anschluss an das Rückkaufprogramm 2023 noch 25.182.553 Aktien in Umlauf.
Unter der m.E. hochwahrscheinlichen Annahme, dass weder Markus noch Purkert Aktien veräußern werden, ergäbe sich ihr Stimmrechtsanteil nach Abschluss des Aktienrückkaufsprogramms 2023 wie folgt:
25,32% x 28.769.944 : 25.182.553 = 29,50%
Ohne weitere Zukäufe wären den Aurelius-Gründern nach Abschluss des Rückkaufprogramms demnach weiterhin "nur" 29,5% der Stimmrechte zuzurechnen. Von einer gemeinsamen HV-Mehrheit wären Markus und Purkert unverändert weit entfernt.
Eine Reprivatisierung des Unternehmens vor dem Hintergrund eines Streubesitzanteils von dann 70,5% durchzuführen, erscheint mir betriebswirtschaftlich hochunwahrscheinlich, da man als nicht börsennotiertes Unternehmen nicht mit zehntausenden Kleinaktionären konfrontiert sein möchte, die gemeinsam potenziell jeden HV-Beschluss torpedieren können und einzeln gegen jede Verwaltungsmaßnahme (z.B. Einberufung der HV) klagen können.
Es mag vielen Forenteilnehmern fremd sein, aber Delistingfälle ziehen sog. Berufsaktionäre an, deren Handeln auf nichts anderes aus ist, als das Unternehmen durch Klagen etc. zu einem möglichst hohen Abfindungsangebot für die Minderheitsaktionäre zu zwingen.
Die durch Berufsaktionäre / Berufskläger ausgelösten Verwaltungsaufwendungen können ein Unternehmen gänzlich zum Stillstand bringen.
Vor diesem Hintergrund erachte ich ein Szenario, in dem Aurelius ohne ein zuvor durch die Großaktionäre Markus/Purkert erfolgreich abgeschlossenes Übernahmeangebot reprivatisiert wird, für nahezu ausgeschlossen.
Wenn Dirk Markus / Gert Purkert vor dem Hintergrund der seit Jahren festzustellenden Fehlbewertung von Aurelius durch die Börse tatsächlich eine Reprivatisierung planen, dann m.E. eingebettet in ein auf Grundlage des Börsenkurses hochattraktiv gestalteten Angebots zur Übernahme sämtlicher ausstehenden Aktien.
Nur dann, wenn Dirk Markus / Gert Purkert wieder tatsächlich Herr im eigenen Haus sind und Aurelius nach Lust und Laune (um-)gestalten können, werden sie Aurelius tatsächlich in einer für private Equity Investoren attraktiven Weise aufstellen können, um den "wahren" Unternehmenswert bei einem Verkauf an strategische Investoren wie BlackRock o.ä. auch tatsächlich realisieren zu können.
Das von einigen Forenteilnehmern an die Wand gemalte Angstszenario eines Delistings ohne Abfindungsangebot mag gesetzlich zulässig sein, ist in der Realität meines Erachtens nach wegen der fehlenden HV-Mehrheit der Ankeraktionäre Markus / Purkert und des in der Praxis tatsächlich riesengroßen Problems namens "Berufsaktionäre / Berufskläger" betriebswirtschaftlich hochunwahrscheinlich.
Meiner Meinung nach wird eine Reprivatisierung von Aurelius nur auf Grundlage eines erfolgreichen Übernahmeangebots stattfinden, was für die heutigen Streubesitzaktionäre ein durchaus erfreuliches Szenario darstellen könnte.
Wie zuvor schon mehrfach geschrieben, erachte ich die Kündigung des Börsenlistings bewertungstechnisch als Nonevent und habe den Crash genutzt, meine langfristig ausgerichtete Beteiligung in Aurelius auszubauen. Wer sich mit den bei Aurelius handelnden Personen Dirk Markus / Gert Purkert einmal ernsthaft beschäftigt, wird erkennen, dass es in der Vergangenheit nicht unvorteilhaft gewesen wäre, das eigene Anlageverhalten den Investitionsentscheidungen dieser Herren anzupassen.
Im Gegensatz zu den häufig als Kontraindikation dienenden Insidergeschäften der Vorstände anderer Aktiengesellschaften, waren insbesondere die Insidertrades eines Dirk Markus in der Vergangenheit stets ein verlässlicher Gradmesser für eine Über- / Unterbewertung der Aurelius Aktie.
Mein persönliches Fazit (ohne allgemeine Handlungsempfehlung): Solange Herr Markus nicht verkauft oder die Beteiligung gar aufstockt, werde ich meine Aurelius Aktien nicht veräußern und mich mit der Dividendenrendite begnügen.
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