Das Problem ist nicht, dass er sich so und so ernährt, das Problem ist, dass er nicht weiß, warum. Vielleicht liegt er falsch. Vielleicht vergiftet er sich damit langsam und merkt es nicht (halte ich für unwahrscheinlich, aber wer weiß?). Man kanns halt nur wissen, wenn man sich auskennt mit dem, was man sagt.
Das Problem an seiner Einstellung sind die Folgen, die für ihn und vorallem für andere, eintreten. Was, wenn er diese Einstellung auf noch mehr anwendet und etwas, wo er leider nicht durch Zufall auf das richtige getippt hat? Was, wenn er sich sagt "ist doch egal, was die Ärzte mir sagen, kolloidales Silber hilft meinem Sohn gegen Krebs, weil Dr. Axel Stoll das gesagt hat!" und dann stirbt der Junge dran?
Ich will ihn gar nicht davon abbringen, so zu leben, wie er das will: Das könnte ich auch gar nicht. Ich will aber, dass man sich, wenn man für — oder gegen — irgendwas ist, bewusst ist, warum und es nicht einfach blind und lauthals in den Raum schreit und noch stolz hinterherbrüllt: "Ich hab davon aber keine Ahnung!".
Das geht in allen Bereichen schief, immer wieder und wieder. Stellen wir uns vor, er sitzt mit dieser Einstellung in einem Tower: "Ich weiß gar nicht, was diese roten blinkenden Kreise sind und was diese ganzen Flugzeuge da wollen, ist mir auch egal, aber ich mag das blinken, also lass ichs mal so."
Oder er ist Arzt: "Am besten, Sie fangen an, zu rauchen. Das ist super. Warum? Keine Ahnung, ist mir auch egal. Mir hilft das wenigstens, wenn ich Streß habe".
Oder...
Die Liste von Dingen, wo das absolut schädlich für ihn und vorallem seine Mitmenschen ist, so zu denken, ist lang. Und wenn ihm sein eigenes Leben so egal ist: Was sollte ihn daran hindern, mit dem Leben anderer so zu jonglieren?
Wenn man Verantwortung übernehmen will, muss man wissen, worüber. Man kann sich nicht an irgendetwas komplexes setzen, von dem man keine Ahnung hat, rumraten und hoffen, dass man durch Zufall das Richtige wählt. Daher muss er lernen, Verantwortung zu übernehmen, nachzudenken, bevor er etwas behauptet (hätte er sich an seine eigenen Aussagen gehalten, wäre er seit Jahren verhungert!) und vorallem nachzudenken, bevor er etwas macht. Aber ich bin mir schon ziemlich sicher, dass das bei ihm nicht ankommt.
"Tut es doch. Wenn ich z. B. meine Kinder richtig ernähre, dann ist`s wurscht, ob ich deshalb Chemie studiert habe oder nicht. Da gibt es immer solche, die `s besser wissen, weil sie die entsprechende Ausbildung haben" Natürlich musst du dafür keine Chemie studiert haben, aber du musst deine Ernährung durchaus gut begründen können. Mit seiner Einstellung kannst du genauso gut sagen "Kinder mögen Süßigkeiten, also ernähren sich meine ab jetzt nur noch davon!". Ist halt keine Begründung, sondern unbegründetes, stupides Gewäsch. Er hat, wie gesagt, nur durch reinen Zufall die richtige Wahl getroffen.
Warum also ein Risiko eingehen? Die Informationen dazu lernt man in der Schule. Wer das nicht hatte oder verpasst hat, dem kann heutzutage das Internet helfen, dank Google ist das wirklich keine schwere Sache.
Weißt du, Jule: Aus falschem folgt beliebiges und aus wahrem folgt immer wahres.
Du kannst, wenn du falsche Grundlagen hast, immer zufälligerweise die richtige Entscheidung treffen. Aber wenn du richtige Grundlagen hast, kannst du keine falsche Entscheidung mehr treffen.
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