ftd.de, Mo, 12.1.2004, 9:13, aktualisiert: Mo, 12.1.2004, 13:54 Adecco: Aktie stürzt wegen Bilanzproblemen ab
Der Kurs des weltgrößten Zeitarbeitsunternehmens Adecco ist binnen Stunden fast um die Hälfte gefallen. Der Schweizer Konzern kann seine Bilanz nicht pünktlich vorlegen.
Es sei nicht zu erwarten, dass zu dem ursprünglich geplanten Termin das Testat der Wirtschaftsprüfer für den Abschluss vorliege, teilte Adecco am Montag mit. Die für Anfang Februar geplante Bilanz für 2003 werde wegen "materieller Schwächen" in der internen Kontrolle verschoben. Probleme gebe es vor allem in der US-Sparte.
Es müssten auch Fragen im Bereich Buchhaltung, Kontrolle und Compliance in Adecco-Bereichen in anderen Ländern gelöst werden. Um diese Fragen zu untersuchen und die Auswirkungen auf den Jahresabschluss festzustellen, brauche es Zeit, hieß es.
Kurse stürzen ab
Die Adecco-Aktie brach am Montag nach Börseneröffnung um fast 50 Prozent ein. Sie eröffnete bei 51 Schweizer Franken (32,50 Euro), was im Vergleich zum Freitagsschlusskurs von 82 Schweizer Franken (52,30 Euro) einem Abschlag von fast 38 Prozent entsprach. Später fiel der Kurs weiter um insgesamt über 48 Prozent. Händler sprachen von einem "sell off". Banken stuften die Aktie auf "verkaufen" zurück.
Aktienhändler fragten sich, ob sich ein Bilanzskandal der Grössenordnung von Enron, Ahold oder Parmalat ausdehnen werde, wo es zu strafrechtlichen Untersuchungen gekommen war und milliardenschwere Betrügerein festgestellt wurden. Ein Marktteilnehmer vermutete größere Probleme, da noch kein neues Datum für den Jahresabschluss genannt worden sei. "Wann immer etwas wie dies passiert, gibt es im Markt die Ängste, dass es sich um die Spitze des Eisberges handelt", sagte Nigel Cobby von JP Morgan am Montag.
Händler befürchten versteckte Verluste
Händler befürchteten, dass Adecco in Nordamerika möglicherweise einen kräftigen Verlust ausweisen muss. Adecco erwirtschaftete in 2002 einen Umsatz von rund 25 Mrd. Schweizer Franken (16 Mrd. Euro), die USA trugen insgesamt mit einem Viertel dazu bei. Im Zeitarbeitsbereich Adecco Staffing, wo der Konzern rund 90 Prozent seines Umsatzes macht, ist der Konzern weltweit die Nummer eins. Es beschäftigt nach eigenen Angaben 28.000 Mitarbeiter in rund 5.800 Niederlassungen in 68 Ländern
Es sei ein unabhängiger Berater zu den Fragen hinzugezogen worden, der nun seine Untersuchungen beginnen werde, hieß es aus dem Unternehmen. Im Moment lasse sich noch nicht sagen, wann die Prüfung des Abschlusses für 2003 fertig gestellt sein werde. Ein Adecco-Sprecher wollte keine weiteren Detailinformationen über die Firmenmitteilung hinaus nennen.
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