Massenproblem Übergewicht: In Deutschland hat sich die Zahl der molligen Kinder in den vergangenen 20 Jahren mehr als verdoppelt. Jeder sechste Schüler gilt mittlerweile als zu dick, sieben bis acht Prozent leiden an regelrechter Fettleibigkeit (Adipositas), wie die Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften berichtet.
Ernährungswissenschaftler Manfred Müller, Wissenschaftler am Instituts für Humanernährung und Lebensmittelkunde der Universität Kiel, hält diese Fehlentwicklung für eine Zeitbombe: „Aus 41 Prozent der Siebenjährigen und aus 80 Prozent der Zehn- bis Dreizehnjährigen mit Übergewicht werden später dicke Erwachsene.“ Ihnen drohen chronische Folgeschäden wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gallensteine, Gelenkverschleiß oder Diabetes.
Eine Tendenz, die sich jetzt schon abzeichnet: Rund 35 Prozent der übergewichtigen Kinder leiden nach Angaben von Ernährungsexperten bereits jetzt an Bluthochdruck, Störungen des Fettstoffwechsels und Insulinresistenz. Rund 30 Prozent haben eine Fettleber. Das Risiko für ein Gallensteinleiden ist bei adipösen Jungen und Mädchen um das Zehnfache erhöht. Auch im Erwachsenenalter haben die dicken Kinder mit einem deutlich erhöhten Gesundheitsrisiko zu rechnen.
„Es ist zu erwarten, dass durch die Zunahme von Übergewicht bei Kindern und dessen Folgen auf das Gesundheitssystem und die Gesellschaft erhebliche Kosten zukommen werden“, betont Martin Wabitsch von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin in Ulm. Er fordert deshalb die Einrichtung von Partnerschaften und Netzwerken, die interdisziplinäre Therapieansätze entwickeln. Sportvereine, Schulen, Ernährungsberatungsstellen, Verhaltenstherapeuten, Ärzte, Krankenkassen und Politiker sollten gemeinsam sinnvolle Strategien zur Vorbeugung und Therapie der Adipositas bei Kindern und Jugendlichen ausarbeiten.
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Anm.: Nur in weniger als einem Prozent der Fälle ist tatsächlich eine körperliche Ursache wie eine Schilddrüsenunterfunktion der Grund für die Fettleibigkeit. Wie ein Mensch seinen Körper gestaltet, das ist erst einmal seine Sache; körperliche Aktivität ist jedoch m. E. grundsätzlich positiv (Übertreibungen in die eine als auch in die andere Richtung gibt es logischerweise) und "Fett entsteht, wenn der Mensch weniger Kalorien verbraucht als er aufnimmt" - so einfach ist das.
MT
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