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Griechische Sprintstars: Unfall auf der "Flucht"? Athen - Schon vor Beginn der Spiele von Athen bahnt sich für die Gastgeber ein handfester Skandal an:
Die griechischen Leichtathletik-Stars Kostas Kenteris und Ekaterini Thanou haben sich am Donnerstag offenbar einem unangekündigten Doping-Test entzogen. Ihnen droht der Ausschluss von den Sommerspielen.
Athleten erscheinen nicht zur Anhörung
Beide Athleten gaben dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) einen Korb und erschienen nach der verpassten Doping-Kontrolle am Freitag nicht vor der Disziplinarkommission des IOC im Hilton Hotel. IOC-Vize Thomas Bach und seine Kollegen warteten vergeblich auf ihn.
Kenteris war für 12.30 Uhr Ortszeit (11.30 MESZ) vorgeladen, Thanou für 13.00 Uhr Ortszeit. Die Aufforderung war vom Medizinischen Direktor des IOC, Patrick Schamasch, überbracht worden.
Frist bis Montag
Zu einem sofortigen Olympia-Ausschluss konnten sich das IOC nicht entschließen. Im Gegenteil: Die "Herren der Ringe" setzten den "Ausreißern" sogar eine längere Frist als selbst vom griechischen NOK gefordert.
Statt 48 Stunden haben Thanou und Kenteris nun 72 Stunden Zeit sich den Fragen der Kommission zu stellen.
Motorrad-Unfall auf dem Rückweg ins Dorf
Auf ihrer "Flucht" am Donnerstag seien beide in einen Motorrad-Verkehrsunfall verwickelt und in der Nacht verletzt ins Krankenhaus gebracht worden. Das berichtet der englische TV-Sender BBC.
Wie der Präsident des Griechischen Leichtathletik-Verbandes (SEGAS), Vasilis Sevastis, bestätigt, ereignete sich das Unglück in der Nacht zum Freitag in Athen, als die beiden von einem Besuch bei ihrem Trainer Chistos Tsekos auf dem Rückweg ins Olympische Dorf mit dem Motorrad ihres Coachs aus unbekannter Ursache stürzten.
"Die Athleten werden das Krankenhaus nicht verlassen. Sie sind dort, das ist bekannt. Und wenn das IOC dort hingehen und hören möchte, was sie zu sagen haben, steht es ihm frei", hatte George Gakis, Sprecher des griechischen Olympiateams, am Donnerstagabend erklärt. Ob die Sportler zur IOC-Anhörung erscheinen, war am Vormittag noch fraglich. Das Krankenhaus hatte ein Bulletin über ihren Gesundheitszustand angekündigt.
Sperre von zwei Jahren bei Vorsatz
Das IOC hatte in der Nacht zum Freitag mitgeteilt, dass es seine Disziplinarkommission einberufen hat. Sie soll prüfen, ob eine Verletzung der olympischen Anti-Doping-Regeln vorliegt. Eine vorsätzliche Testverweigerung würde wie eine positive Kontrolle gewertet und mit einer zweijährigen Sperre geahndet. Dagegen zöge ein versäumter Test nur eine Verwarnung nach sich.
Kenteris und Thanou haben bereits vor einer Woche einen Dopingtest versäumt. Laut Istvan Gyulai, Generalsekretär des Weltverbandes IAAF, wurden beide Athleten vor ihrem Abflug nach Athen in Chicago zu einer Kontrolle gebeten. "Sie kamen einen Tag früher zurück. Dies ist unsere Information", erklärte Gyulai.
Teamführung beantragt nachträglichen Test
Wie das Nationale Olympische Komitee Griechenlands nach einem Bericht des griechischen privaten Fernsehsenders Mega bestätigte, waren Kenteris, 200-m-Olympiasieger von Sydney und Welt- und Europameister über die selbe Strecke, sowie Thanou, 100-m-Olympiazweite von 2000, am Donnerstag um 18.15 Uhr von der Medizinischen Kommission des IOC zu Dopingtests aufgefordert worden.
Doch die Sportler wurden nicht in ihren Zimmern vorgefunden. Beiden sei eine Zwei-Stunden-Frist eingeräumt worden, um in der Athletendorf-Klinik zur Urin-Abgabe zu erscheinen. Stattdessen soll das Duo das Dorf verlassen haben, um aus ihren Athener Wohnungen noch Sachen zu holen.
Beide erschienen erst nach 23.00 Ortszeit (22.00 Uhr MESZ) in der Poliklinik des Olympischen Dorfes. Die Teamführung der Griechen habe daraufhin beantragt, beide mit Verspätung doch noch zu testen. Ob die Proben dann abgegeben wurden, blieb unklar.
"Regeln müssen eingehalten werden"
"Wir gehen davon aus, dass das IOC die Sache neutral betrachten und Griechenland nicht absichtlich Schaden zufügen wird", sagte der griechische Chef de Mission, Ioannis Papadogiannakis, fügte aber an: "Egal, ob Griechenland Gastgeber der Spiele ist: Die Regeln müssen eingehalten werden."
An den Tagen zuvor war über den Aufenthaltsort der geheimnisumwitterten griechischen Sprintasse gerätselt worden. Zu Wochenbeginn hatte Papadoyannakis noch erklärt, Kenteris werde bei der Eröffnungsfeier am Freitag nicht anwesend sein. Zuletzt wurde er aber sogar als einer der aussichtreichsten Anwärter auf die Entzündung des Olympischen Feuers am Freitagabend gehandelt.
"Unsichtbarer Adonis" Kenteris kandidiert für die Athletenkommission des IOC und könnte bei der Wahl in Athen als einer der vier Stimmbesten in das IOC aufgenommen werden. In den vergangenen Jahren war er zu den Großereignissen meist wie eine Sphinx aufgetaucht, was ihm den zweifelhaften Spitznamen "Unsichtbarer Adonis" einbrachte.
Ekaterini Thanou war bereits 1997 auffällig geworden, als sie im Februar mit Trainer Tzekos in Dortmund vor einer Dopingkontrolle geflohen war.
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