FXdirekt Bank Kolumne: Kapitalzuflüsse machen den Weg für US-Dollar frei
KREFELD (FXdirekt Bank) - \"Follow the money\" - folge der Spur der Geldes, lautet eine einfache Börsenregel. Und wohin geht der Kapitalfluss? Natürlich dorthin, wo es die höchsten Zinsen gibt. Da kann es sich durchaus lohnen, einmal einen Blick auf die Nettokapitalzuflüsse, den positiven Saldo aus Kapitalzu- und -abflüssen eines Landes zu werfen. Nehmen wir die USA: Hier steigen die Zinsen. Das zieht internationales Kapital an, wie die sprunghaft gestiegenen Nettokapitalzuflüsse in die USA belegen.
Im Juni waren den Vereinigten Staaten ausländische Mittel in Höhe von netto 71,2 Milliarden US-Dollar zugeflossen, so viel wie seit Februar 2005 nicht mehr und deutlich mehr als Ökonomen erwartet haben. Im Durchschnitt hatten sie nur mit 64,5 Milliarden US-Dollar gerechnet. Damit übersteigen die Zuflüsse bei weitem das Juni-Handelsbilanzminus von 58,8 Milliarden US-Dollar, das ebenfalls deutlich über den Erwartungen der Analysten gelegen hatte. Die USA benötigen ausländisches Kapital, um ihre milliardenschweren Fehlbeträge in Außenhandel und Leistungsbilanz zu finanzieren.
Vor diesem Hintergrund kann der US-Dollar gegenüber allen wichtigen Währungen kräftig zulegen. Waren es in der Vergangenheit doch vor allem die Sorgen um die Finanzierbarkeit des Leitungsbilanz- und Handelsbilanzdefizits der USA, die den Greenback unter Druck gesetzt haben. Davon redet nun keiner mehr. Insofern scheint sich der waghalsige Kurs der US-Notenbank auszuzahlen, die Zinsen immer weiter anzuheben und auf diese Weise noch mehr Kapital ins Land zu holen. In diesen Kontext passt auch die jüngste Ankündigung von US-Finanzminister John Snow, wieder 30jährige US-Treasuries aufzulegen. Denn wer diese US-Staatspapiere erwerben will, braucht US-Dollar.
Das alles dürfte sich negativ auf den Euro auswirken, der in den vergangenen Tagen kräftig unter Druck geraten ist. So stützte die deutlich besser als erwartet ausgefallene ZEW-Konjunkturerwartung (von 37 auf 50 Punkte gestiegen) den Euro nur kurzzeitig. Trotzdem dürfte die EZB die Leitzinsen auf absehbare Zeit unverändert lassen. Da auch die Charttechnik gegen eine nachhaltige Erholung der Gemeinschaftswährung spricht, sollte der Abwärtstrend gegenüber dem US-Dollar noch eine Weile Bestand haben.
Carsten Stern ibas AG FXdirekt
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