BILD: Ehrloses Klatschblatt für Schwachköpfe

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neuester Beitrag: 16.09.16 17:29
eröffnet am: 28.11.05 16:04 von: Happy End Anzahl Beiträge: 584
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01.08.06 21:21
1

3347 Postings, 7421 Tage Dautenbach@Klausi

Entweder merkst Du gar nix mehr oder bei Dir stimmt die Übertragung vom Hirn zu den Fingern nicht. Für mich ist das Geistige Brandstiftung und Antisemitismus in Reinkultur, den Du hier betreibst.

Warum feinden Dich wohl soviele User an - in Bezug auf diese Themen? Mal drüber nachgedacht?

Erst postest Du widerliche Stammtischparolen, bekommst Lack, um Dich dann in die Schmollecke zurückzuziehen. Dann kommen dann solche Schwätte:

"Ich sehe Juden und Christen und was sonst noch als völlig gleichberechtigt."

Bevor das Spiel von vorne beginnt.

Für mich ist das auch die letzte Auseinandersetzung mit Dir. Verschone mich bitte auch mit BM dazu. Die Bewertungen mit -schwarz- spar ich mir auch künftig (wird Dich beruhigen).

Die Hoffnung auf Normalisierung soll man ja nicht aufgeben, weder im Nahen Osten - noch hier.

ade
Jo
 

01.08.06 21:40

1116 Postings, 6482 Tage MaxiJoDautenbach , Du hast Unrecht!

Zumindest in der Hinsicht, dass Du dir Schwarz "sparen" willst- denn es geht gar nicht mehr, lol!

Es wäre sicher, wirklich das Sinnvollste gewesen, auch schon vorher klar und deutlich das zu benennen, was Du meinst, was Antisemitisch wäre!

Ich bin mir da wirklich nichts bewusst, und allein schon deshalb , weil ich ja weiss, wie ich selber darüber denke, und deshalb meine ich , könnte ich gar nicht antisemitisch schreiben. ich weiss, dass ich von einigen angefeindet werden, aber eben leider in den meisten Fällen ohne Argumente, sondern nur mit schnöden Beleidigungen, Beschimpfungen und Diffamierungen. Diese Leute machen wohl das, was sie mir vorwerfen. Da liegt schon die Vermutung nahe, dass sie wohl selber nicht wissen, worüber sie reden.

Israels Handlungen hier bei diesem Krieg, und überhaupt die so geführten Auseinandersetzungen mit den "Nachbarn" aufs äusserste zu missachten, hat nichts, aber auch gar nichts grundsätzlich damit zu tun, wie man zu Juden steht oder nicht!

Selbst wenn, was ich genau weiss, was nicht so ist, alle Juden hinter diesem Krieg stehen würden, würde ich sie nicht wegen dem "jüdisch sein" angreifen, sondern wegen dieser kriegerischen Handlungen.

Es ist wohl schwer mit einem normalen demokratsichen Rechtsverständnis, "geplante Tötungen von Terroristen" zu verstehen!

Richtig ist, das habe ich auch schon eingeräumt, dass dieser Satz, "..was man nicht gleich merkte" doch extrem unglücklich gewählt wurde. Wie ich das meinte habe ich ja inzwischen dargelegt.

Zukünftig verbitte ich mir alle Anschuldigung  in dieser Hinsicht!
Wenn hier einer nochmals soetwas sagen sollte, dann hat er direkt den entsprechenden Beweiss vorzulegen!
Immerhin ist Antisemitismus etwas, was durchaus auch strafrechtlich relevant sein könnte, und sowas lasse ich mir hier nicht länger, ohne Begründung unterstellen!  

17.08.06 14:23

95441 Postings, 8500 Tage Happy End"Bild" soll als Marke geschützt werden

“Bild” soll als Marke geschützt werden

Nanu, was läuft denn da?
Der Axel- Springer-Verlag will sich den Begriff “Bild” als Wortmarke schützen lassen. Also nicht etwa “Bild” in Versalien (”BILD”) oder “Bild” zusammen mit einer Graphik als Wort/Bild-Marke. Begriffe wie etwa “BILD-Zeitung” sind schon längst geschützt.
Es geht um das schlichte Wort “Bild” aus dem Sprachalltag, und zwar für die Klasse 16 (Druckereierzeugnisse usw.). Die Anmeldung ist laut öffentlicher Datenbank am 21. Juni 2006 beim Deutschen Patent- und Markenamt in München eingegangen (Az: 30638634.8).

Will der Axel-Springer-Verlag etwa den Klum, Günther machen?
Würde es dem Axel-Springer-Verlag gelingen, “Bild” zu schützen, könnten möglicherweise z.B. Fanartikel mit dem Wort “Bild” untersagt werden.

Andererseits ist die Markenanmeldung m.E. auf den ersten Blick völlig absurd. Denn gerade in den vergangengen Monaten sind durch die Rechtsprechung des BGH zu “Postdie Voraussetzungen erheblich gestiegen, für einen allgemeinen Begriff ein exklusives Recht zu beanspruchen. Zudem hat sich das Markenamt gegen die Eintragung von “Lotto” entschieden sowie eine gerade eine Löschung von “Gelbe Seiten” verfügt.
Hat vielleicht der Axel-Springer-Verlag gehofft, auf leisen Sohlen noch schnell eine Markeneintragung für “Bild” zu bekommen? Bis dann eine Marke wieder gelöscht wird, vergeht einige Zeit.
Auszug aus der Datenbank-Abfrage:
DPMA Auszug Bild Markenantrag

 

21.08.06 10:23
1

95441 Postings, 8500 Tage Happy End"Bild" erklärt Jürgen Vogel für pervers

 "Bild" erklärt Jürgen Vogel für pervers

"Bild" zitierte gestern den Schauspieler Jürgen Vogel mit einem Satz, der sich auch in einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa vom Vortag findet. Dort heißt es unter anderem:

"Der Schauspieler Jürgen Vogel (38) hält nichts von Prüderie in Filmen. 'Ich bin Exhibitionist', sagte Vogel nach der Publikumspremiere des umstrittenen Films 'Der freie Wille' am Donnerstagabend in Köln."

In der gestrigen "Bild" las sich das so:

'"Erster

(…) Warum spielt er diese Ekel-Rolle?

Vogel nach der Premieren-Vorführung: „Ich bin Exhibitionist!“ (Erklärung s. Kasten)

Und man fragt sich, was Vogel der "Bild"-Zeitung oder "Bild"-Autor Sven Kuschel angetan haben mag, dass sie seinen kleinen O-Ton so groß gemacht und ihm im dazugehörigen Erklärkasten ("Was ist ein Exhibitionist?") eine "sexuelle Perversion" bzw. "Persönlichkeits- oder Verhaltensstörung" unterstellt haben – wiewohl es doch Wikipedia z.B. mühelos gelingt, dem Begriff "Exhibitionismus" sinnigere Bedeutungsvarianten abzugewinnen…

Und nähme man die Gaga-Behauptung "Erster deutscher Schauspieler gesteht" tatsächlich beim Wort, wäre sie nicht einmal wahr. In der Programmzeitschrift "Auf einen Blick" zum Beispiel sagte der Schauspieler Dieter Landuris bereits vor sechs Jahren wörtlich:

"Ich bin Exhibitionist."*

*) Damit's in der "Bild"-Redaktion jetzt nicht zu Missverständnissen kommt… Im Kontext lautete das Landuris-Bekenntnis übrigens: "'Ich bin Exhibitionist. Ich stehe gern auf der Bühne und brauche das Publikum', sagt er über sich selbst und fährt sich durchs halblange, zerzauste Haar."

http://www.bildblog.de/?p=1643

 

21.08.06 10:31

58960 Postings, 7726 Tage Kalli2003habe ich gelesen!!

jawoll, ich oute mich! Habe am Samstag wohl zum 2ten Mal im Leben mir ne Bild geholt, um die am Strand zu lesen! War höllisch interessant. Besonders der Artikel mit den beiden Mädels aus der BA in Nürnberg!!

Happy, stell den doch mal rein; Du kennst Dich doch mit Bild.de aus *fg*

So long (oder doch besser short?)  

...be happy and smileKalli  

 

06.09.06 13:17
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95441 Postings, 8500 Tage Happy End"Friede Springer ist pervers!"

"Friede Springer ist pervers!"

Der Fall Natascha Kampusch. Interview mit dem Psychoanalytiker Erwin Sonderbrügge

taz: Herr Sonderbrügge, die nach achteinhalb Jahren Gefangenschaft der Gewalt ihres Entführers entkommene Natascha Kampusch hat sich in einem offenen Brief intime Fragen ausdrücklich verbeten und erklärt: "Die Intimität gehört mir alleine." Nun haben das österreichische Magazin News und die deutsche Bild-Zeitung ausführlich Intimstes aus den unrechtmäßig angezapften Vernehmungsprotokollen zitiert, die die Öffentlichkeit einen Dreck angehen …

Erwin Sonderbrügge: Ich bin kein Jurist und kann mich nur auf mein Gerechtigkeitsempfinden berufen, wenn ich sage, dass die presserechtlich dafür Verantwortlichen hinter schwedische Gardinen gehören. Außerdem bedürfen sie einer intensiven Therapie. Es ist allerdings fraglich, inwieweit Menschen, die seit Jahren ihren Lebensunterhalt mit Schnüffeleien in fremden Betten bestreiten, therapierbar sind.

Bild hat die Leserschaft auch über die Existenz von DNA-Spuren der Geisel am Bettlaken des Entführers informiert.

Wer so etwas tut, ist pervers. Der finanzielle Vorteil, den die Sexualnachrichtenhehler aus ihrem Geschäft ziehen, sollte nicht den Blick darauf verstellen, dass ihnen als Triebtätern die Fähigkeit fehlt, moralisch und sozial verantwortlich zu handeln. Im Grunde sind diese Leute arme Schweine.

Besonders arm ist der Bild-Herausgeber Kai Diekmann ja nun nicht.

Das ist auch wieder wahr.

Die Verlegerin Friede Springer ist sogar Milliardärin und verdient sich in diesen Tagen noch dümmer und dämlicher mit dem Ausplärren der im Schlafzimmer des Entführers zusammengetragenen polizeilichen Ermittlungsergebnisse.

Und eben daraus spricht ja die bittere Geistesarmut dieser Person. Sie ist betriebsblind, sozial inkompetent, seelisch verroht und absolut unfähig, ihre Geldgier aus Rücksicht auf andere Menschen zu zügeln, und so lässt sie ihre Angestellten eben das Bettlaken eines Entführers auslutschen und Schindluder in Frau Kampuschs Intimsphäre treiben.

Wie würden Sie Friede Springer, Kai Diekmann und Mathias Döpfner, den Chef des Springerkonzerns, therapieren?

Pffffff … (Kratzt sich am Kopf und schweigt ratlos.)

Wäre es aus Ihrer Sicht gescheiter, alle drei untherapiert wegzusperren?

Gebrochen werden müsste auf jeden Fall ihr fester Wille, aus dem Munde und dem Unterleib einer Exgeisel profitable Schlagzeilen zu schlürfen. Nach zehn bis fünfzehn Jahren Zwangsarbeit in einem Salzbergwerk wäre das Trio möglicherweise reif für eine erste behutsame Analyse seiner deformierten Psyche. Aber das ist reine Spekulation.

Würde es Sie reizen, als Psychiater an den therapeutischen Maßnahmen zur Rehabilitation des Trios mitzuwirken?

Um Gottes willen, nein, das würde ich mir nicht zutrauen! (Lacht schallend.) Ich habe zwar dem einen oder anderen geistig behinderten und sexuell funktionsgestörten Patienten bei der Rückkehr ins normale Alltagsleben geholfen, aber ich kenne meine Grenzen. Und wenn ich ehrlich sein soll - nein, ich glaube nicht, dass diese Boulevardfritzen therapierbar sind. Man sollte sie in Sicherheitsverwahrung nehmen. Lebenslänglich.

Erwin Sonderbrügge, wir danken Ihnen für das Gespräch.

INTERVIEW:

GERHARD HENSCHEL

taz Nr. 8066 vom 5.9.2006, Seite 20, 112 Interview GERHARD HENSCHEL

 

06.09.06 13:59

129861 Postings, 7455 Tage kiiwiiwenn schon lebenslänglich Salzbergwerk, bidde nur

mit Herrn Sonderbarbrügge als Aufseher... und bidde kein softes "Happy End" als klopapier...dafür tut's BILD und taz, in kleinen Stücken...


MfG
kiiwii  

15.09.06 18:50
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95441 Postings, 8500 Tage Happy EndGossenreport. Betriebsgeheimnisse der Bild-Zeitung

Auseinandersetzung mit der "Bild"-Zeitung

Die Sozialisierung des Schnüffelns

Wir leben mit "Bild" wie mit der Bombe: Gerhard Henschel hat eine neue Polemik über das Boulevardblatt verfasst. Es ist die Abrechnung mit der Dreistigkeit dieser papiernen Ringelpietzbrutalität.
Von Gustav Seibt

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Der Bild-Zeitung gegenüber hat die kritische Intelligenz im Lauf der Jahrzehnte so etwas wie das Stockholm-Syndrom entwickelt. Die Widerwärtigkeit und Unerträglichkeit des Boulevardblatts ist immer wieder beschrieben worden. Schriftsteller, Künstler, Engagierte aus allen Richtungen haben sich dem Kampf gegen Bild verschrieben, die Studentenbewegung wurde handgreiflich, Boykott-Verpflichtungen gegen den Verlag Axel Springer wurden mit großen Ernst und lange Zeit mit Erfolg eingegangen. In der Geschichte der deutschen Nachkriegsliteratur hat Bild ihren festen, unrühmlichen Platz, sei es, dass Heinrich Böll die hetzerische Gewalt des Blatts an einem Einzelfall darstellte, oder dass Günter Wallraff dessen dubiose journalistische Praktiken erkundete.

Aber all das blieb fruchtlos, und im Lauf der Jahre zerbröselten Boykott und Verachtung, um einem sonderbaren Gleichmut Platz zu machen. Schwankend zwischen Verdrängung und angewiderter Anerkennung haben wir mit Bild zu leben gelernt wie mit der Bombe - der Vergleich stammt von Hans Magnus Enzensberger, der Bild wie Bombe als abgründigen Ausdruck unserer Freiheit begriff und im Übrigen der grellen Ästhetik des Boulevards mit dem Rubrum vom ,,Barockblatt‘‘ seinen Tribut zollte.

Damit aber sind wir beim Stockholm-Syndrom, beim selbsttherapeutischen Schönreden des eigentlich Unerträglichen, das wir doch nicht loswerden können. Bild wird dann ,,witzig‘‘ gefunden, manchmal sogar als ,,Kult‘‘ anerkannt, und die Dreistigkeit seiner Ringelpietzbrutalität entlockt sarkastischen Schöngeistern sogar eine gewisse faulige Amüsiertheit. Kurzum, Bild hat gesiegt. Das Blatt ist, was es ist, eine Macht in unserer Öffentlichkeit, das Pferd in der Stube, nur dass es viel unedler ist als ein Pferd.

Das Verdienst von Gerhard Henschels neuem Buch Gossenreport besteht allein schon darin, dass er sich mit dieser Lage nicht abfindet. Er stellt den immerwährenden Skandal wieder her, und zwar auf die einfachste, eindringlichste Weise: Henschels Polemik zitiert unentwegt aus Bild, und zwar sowohl aus dem redaktionellen Teil wie aus den Anzeigen. Es geht nicht um exzesshafte Fehltritte, sondern um den Alltag des Blattes, seine moralische Atmosphäre. Das insistente Gemisch aus Spannertum, ordinärer Geilheit, Schadenfreude und käuflichem Sex wird aufs Niederschmetterndste vorgeführt. So werden wir einer moralischen Korruption wieder ansichtig, die als anthropologische Ekelhaftigkeit einen täglichen Angriff auf die Menschenwürde bedeutet.

,,Menschenwürde‘‘ ist der geheime Zentralbegriff von Henschels Tirade. Klugerweise hält sich der Schriftsteller nicht bei politischen Richtungsfragen auf, mit denen frühere Bild-Kritiker ihre Position schwächten. Nein, hier schreibt ein wertkonservativer, vorpolitisch wahrnehmender Leser aus der Schule von Karl Kraus, dem es unerträglich ist, dass Bild physische Details des sexuellen Ehelebens von Charles und Diana ausposaunt; der es abscheulich findet, wenn eine Ministerin über ihren Orgasmus berichtet; der das ,,Schaumglocken‘‘- und ,,Hupen‘‘-Vokabular für eine Beleidigung weiblicher Brüste hält; für den die Abbildung zerfetzter Terroristenleichen inakzeptabel bleibt.

Natürlich zitiert Henschel auch die gut belegten Fälle, in denen Bild Menschen in den Selbstmord getrieben hat, er benennt Fälschungen und Erpressungen. Aber vor allem konfrontiert der Autor den täglichen Sex-Dreck des Blattes mit den Werten jener staats- und kirchentragenden Größen, die Bild als Gesprächspartner oder Autoren zur Verfügung stehen, sei es der evangelische Bischof Wolfgang Huber, seien es der vorige und der aktuelle Papst, die über ,,Volksbibeln‘‘ von Bild freuen. Und er stellt die Frage, wie wohl die verantwortliche Verlegerin darauf reagieren würde, wenn man in ihrem Bett genauso schnüffeln würde, wie es Bild für ihr unverbrüchliches Recht gegenüber sonstigen Prominenten hält.


Und wirklich bedeutet die Herausarbeitung des permanenten Angriffs auf die Menschenwürde einen viel wirksameren Angriff, als wenn man den politischen Proporz im Kampagnengeschäft des Boulevardblattes eruiert. Zeitungen dürfen ,,Tendenzen‘‘ haben, solange genügend verschiedene Zeitungen auf dem Markt sind. Aber warum treten Moralprediger in Umgebungen auf, wo ,,naturgeil und unrasiert‘‘ gestöhnt wird, wo sich ,,Hausfrauen mit Riesentitten‘‘ anbieten oder wo gefragt wird: ,,Pinkelte Paris Hilton ins Taxi?‘‘ Gerhard Henschel geht es um die tagtägliche Verletzung der Scham, aus der eigentlich nur eines folgen kann: Dass diejenigen, die sie betreiben und verantworten, zu gesellschaftlichen Parias werden müssten. Wer mag, wenn er eine Woche Bild intensiv gelesen hat, noch vorbehaltlos Chefredakteur Kai Diekmann, Verlagschef Mathias Döpfner und Verlegerin Friede Springer begegnen? Dass diese Personen geachtete Mitglieder der bürgerlichen Gesellschaft bleiben können, das ist das eigentlich unfassbare Skandalon, das Henschels Buch wieder ans Licht hebt.

Dass Bild mit seinem jüngsten Werbetrick, dem ,,Bild-Leser-Reporter‘‘, also der Sozialisierung des Schnüffel- und Paparazzi-Wesens durch Appell an die Geldgier, zu einer gesamtgesellschaftlichen Seuche zu machen droht, verdient das Attribut satanisch. Wer möchte auf Dauer in einer Gesellschaft leben, in der der Typus Bild-Reporter zur Massenerscheinung wird?

Bewirken wird Henschels Angriff im Allgemeinen nichts, er kann vorerst nur die Widerstandskraft Einzelner stärken. Eine Gesellschaft, die die Bild-Verantwortlichen ächtet, bleibt Utopie. Oder nicht? Gerhard Henschel zitiert aus dem rechtskräftigen Urteil, das im dem Prozess gesprochen wurde, den Diekmann wegen einer taz-Satire Henschels angestrengt hatte. Dort wird kühl festgehalten, Diekmann habe sich ,,mit Wissen und Wollen in das Geschäft der Persönlichkeitsrechtsverletzungen begeben‘‘, beziehungsweise er suche ,,bewusst seinen wirtschaftlichen Vorteil aus der Persönlichkeitsrechtsverletzung anderer‘‘.

So hat es ein Gericht glasklar gesagt. Was aber folgt daraus? Was ist von einem Rechtsstaat zu halten, der feststellt, ein Chefredakteur ziehe seinen wirtschaftlichen Vorteil aus der Persönlichkeitsrechtsverletzung anderer, und der dagegen doch nicht einschreitet? Ist es wirklich unmöglich, hier eine neue Grenze zu ziehen, um dergleichen Vorteilsnahmen zu unterbinden, ohne deshalb der bürgerlichen Meinungsfreiheit Schaden zuzufügen, die ein politisches Recht ist, aber bestimmt nicht den täglichen Angriff auf die Menschenwürde deckt? Diese verstörende Frage wird man immer wieder stellen müssen.


Gerhard Henschel: Gossenreport. Betriebsgeheimnisse der Bild-Zeitung. Edition Tiamat, Berlin 2006.

http://www.sueddeutsche.de/,panm2/kultur/artikel/315/85230/

 

06.11.06 11:31

95441 Postings, 8500 Tage Happy EndRufmord an einem schwulen Politiker

...siehe auch: http://www.bildblog.de/?p=1791

Die unauslöschliche Schuld

Ein eingestelltes Vergewaltigungs-Verfahren ist kein neuer Skandal: Die "Bild" hetzt in Bremen gegen den schwulen CDU-Politiker Helmut Pflugradt. Der soll einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss im Fall Kevin leiten

Die Bremer Bürgerschaft hat gestern im Fall des tot aufgefundenen zweijährigen Kevin K. einen parlamentarischen Untersuchungsausschus eingesetzt. Leiter des Gremiums wird der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Fraktion, Helmut Pflugradt sein. Das war erwartet worden - und ist laut Bild-Zeitung ein Skandal. Ja mehr noch, der Unions-Abgeordnete mit 21 Jahren Parlamentserfahrung ist ein "Skandal-Politiker".

Der 54-jährige Pflugradt hatte, das entspricht der Wahrheit, als junger Mann Sex mit jungen Männern. Und er stand vor zwölf Jahren einmal unter bösem Verdacht. Und wer verdächtigt wird, ist schuldig - woran weder eine Verfahrenseinstellung noch ein Freispruch etwas ändern kann. Vor allem nicht bei Schwulen. Wahrscheinlich in keinem Unrechtssystem dieser Welt. Auch nicht in der Bild.

Deren gestrige Bremer Skandal-Ausgabe hat deshalb ihr Skandal-Archiv vor den Skandal-Lesern ausgebreitet. Es dokumentiert, wie das Blatt seinerzeit vorverurteilend berichtet hat - und sich auch heute noch der Einsicht der Justizbehörden nicht beugen will: "Das Verfahren gegen den Christdemokraten wurde eingestellt. Ohne diesen Skandal wäre Pflugradt garantiert Senator geworden."

Ja wie denn nun: War die Einstellung des Verfahrens ein Skandal? Das Ausbleiben der Beförderung? Und warum wird ein zwölf Jahre alter Zeitungs-Skandal plötzlich ein neuer? Verantwortlich für den Skandal-Fund ist Skandal-Redakteur Holger Bloethe: Und wer könnte besser sagen als der Lokalskandal-Redakteur, wo der eigentliche Skandal versteckt liegen könnte?

Problem nur: Skandal-Bloethe will dazu nichts sagen. Oder darf er vielleicht nicht? Skandal! Man müsse diesbezüglich, das ist zu erfahren, über die Skandal-Pressestelle gehen. Die verwaltet die Skandal-Interpretation und die Meinungen der Skandal-Autoren. Was Zeitungs-Skandal-Pressestellen zu sagen haben, interessiert aber niemanden. Pflugradt selbst wollte sich gestern zu der Skandal-Darstellung nicht äußern: "Was soll ich denn dazu sagen", sagte der Unions-Politiker am Rande der Bürgerschaftssitzung. So etwas kommentiere er nicht.

Verständlich. Ist auch nicht nötig. Schließlich hatte der Landtag über ihn zu befinden. Der Kommentar des Plenums zur Personalie Pflugradt war eindeutig: Widerstand gegen seine Berufung zum Ausschuss-Vorsitzenden wurde gestern nicht registriert. Die Wahl erfolgte einstimmig. BENNO SCHIRRMEISTER

taz Nord vom 3.11.2006  

17.11.06 09:25
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95441 Postings, 8500 Tage Happy EndBild versus Wikipedia

TELEPOLIS

Bild versus Wikipedia

Ernst Corinth 16.11.2006

Wer macht die meisten Fehler?

Wer im Glashaus sitzt, der sollte bekanntlich lieber nicht mit Steinen werfen. Doch bei Bild.de (1) kennt man dieses alte Sprichwort offenbar nicht. Dieser viel gelesene Online-Ableger der "Bild-Zeitung" neigt zwar, wie ein kurzer Blick in Bildblog.de (2) fast täglich beweist, selbst gern zu Fehlern. Dennoch hat nun ausgerechnet Bild.de seine Leser aufgerufen (3), Fehler im Online-Lexikon Wikipedia.de zu suchen, um sie dann per E-Mail der Redaktion zuzuschicken.

Warum, weiß wohl allein der "Bild"-Chefredakteur Kai Dieckmann, der in dem Lexikon übrigens auch schon mal recht derb hier (4) oder hier (5) beleidigt wurde.

Da bekanntlich jeder bei Wikipedia Einträge schreiben oder verändern kann, weiß man nie, folgert also Bild.de eiskalt, ob die jeweiligen Autoren Experten, Laien oder Spaßvögel sind. "Immer wieder schreiben Internet-Vagabunden mit erfundenen Identitäten absichtlich Fehler in Einträge." Und wie gefährlich das sein kann, wird mit einem Zitat des "amerikanischen Digital-Visionärs Jaron Lanier" belegt, der in einem Interview mit dem "Spiegel" sagte: "Die Gefahr von Wiki-Lynchjustiz halte ich für sehr real. In der Wikipedia-Welt bestimmen jene die Wahrheit, die am stärksten besessen sind. Dahinter steckt der Narzissmus all dieser kleinen Jungs, die ihre Initialen an die Mauer sprayen, aber gleichzeitig zu feige sind, ihr Gesicht zu zeigen."

Da mag ja durchaus etwas dran sein. Und nun hat Bild.de schon den ersten dicken Wikipedia-Skandal (6) aufgedeckt. Das erste "Promi-Opfer" von "Wikifehlia" (lustiges Wortspiel!) ist demnach unser aller Dieter Thomas Heck, der im Internet-Lexikon wie folgt beleidigt wird:

So heißt es (...) in Hecks Lebenslauf, er habe "nach einem Bombenangriff drei Tage lang onanierend unter einer Kellertreppe" gelegen: "Wegen dieses Traumas begann er nach seiner Rettung zu stottern." Weiter heißt es: "Heck nahm Gesangsunterricht, um seine Impotenz loszuwerden" – und es wird sogar behauptet, Heck habe "vor dem Krieg als Verkaufsleiter einer Kondomfirma gearbeitet"!

Ziemlich unappetitliche Dinge, obwohl Verkaufsleiter einer Kondomfirma ja ein überaus ehrenwerter Beruf ist.

Inzwischen wurde dieser deftige Unsinn von Wikipedia gelöscht, dennoch kann man sich dort unter dem Punkt "Versionen" noch jede Menge von Spaßvögel-Behauptungen über Heck anschauen. So hat kürzlich jemand geschrieben (7):

Dieter Thomas Schreck (* 29. Dezember 1837 in Flensburg) eigentlich "Carl-Dieter Wonneproppen" ist ein deutscher Schlagersänger, Moderator, Möchtegernschauspieler, Showmaster, Produzent und Autoverkäufer.

Behauptungen, die allerdings auch ziemlich schnell gelöscht wurden - verbunden mit der Bitte (8), solchen Unsinn in Wikipedia-Artikel zukünftig nicht mehr einzufügen.

Dies wird als Vandalismus angesehen. Für Tests gibt es die Spielwiese. Danke.

Ob diese Bitte irgendetwas bewirken wird, ist allerdings mehr als fraglich. Dennoch sollte man im Glashaus lieber nicht mit Steinen werfen. Was natürlich auch auf die "Bild"-Zeitung zutrifft. Und dazu ein ganz kurzes Beispiel von Bildblog.de (9). Demnach schreibt also "Bild" am Anfang der Woche über die Aufstellung des deutschen Teams für das Fußball-EM-Qualifikationsspiel: "Löws Entscheidung, Hannovers Robert Enke erst mal hinter Lehmann und Oliver Kahn als Nummer 3 zu nominieren, sorgte nicht nur in Dortmund für Verwunderung." Kein Wunder, dass nicht nur Dortmund verwundert ist, schließlich trat Kahn nach der WM als Nationalspieler zurück. Was der "Bild"-Schreiber übrigens auch bei Wikipedia hätte nachlesen können.

Telepolis Artikel-URL: http://www.telepolis.de/r4/artikel/23/23980/1.html

 

24.11.06 14:07

95441 Postings, 8500 Tage Happy EndBILD und Persönlichkeitsrechte

Jeder ist seines eigenen Glückes Feind

1Das Erstaunliche vorweg: Offenbar weiß man bei "Bild" über Persönlichkeitsrechte eigentlich ganz gut Bescheid. Theoretisch.

Als Nicolaus Fest, einer der stellvertretenden "Bild"-Chefredakteure, gestern abend vor den Toren Hamburgs (eigentlich vor den Toren Wedels) im Hörsaal 5 der Fachhochschule Wedel einen Gastvortrag über "Medien und Persönlichkeitsrecht" hält, hat seine Sekretärin leider vergessen, ihm auch das Vortragsmanuskript einzupacken. Immerhin hat der gelernte Jurist und Kunsthistoriker aber einen dicken Aktenordner mit Fallbeispielen dabei. Und das Grundsätzliche ist ohnehin schnell gesagt: "Journalismus kommt ja von jour, der Tag", und jeden Tag aufs Neue gebe es einen Konflikt zwischen dem Recht des Einzelnen auf den Schutz seiner Persönlichkeit einerseits und dem öffentlichen Interesse andererseits. Dazwischen gelte es abzuwägen.

"Natürlich ist es ein Verstoß gegen das Persönlichkeitsrecht, wenn man ungefragt irgendwelche Leute 'abschießt'", sagt Fest. Aber das Ganze sei "eigentlich ein Thema für Juristen" und die Abwägung immer eine Einzelfallentscheidung. Zudem entschieden die Gerichte unterschiedlich (in Berlin meist zugunsten des Medienopfers, in Hamburg zugunsten von "Bild" der Pressefreiheit), und – um Fests unausgesprochene Quintessenz gleich vorwegzunehmen – Schuld sind immer die anderen.

Fest selbst hingegen formuliert seine These wie folgt: "Alle denken: Der größte Feind des Persönlichkeitsrechts ist die 'Bild'-Zeitung." Aber das, so Fest, stimme gar nicht, denn:

"Der größte Feind des Persönlichkeitsrechts ist im Zweifel der Inhaber selbst."

Und in der Tat scheint Fests mitgebrachte Beweislast erdrückend: Da schrieb doch eine "bekannte Schauspielerin" in einem persönlichen Brief an "Bild" ausführlich und detailliert über Ehestreitigkeiten, um das Blatt abschließend zu bitten, von weiterer Berichterstattung abzusehen! (Die rund 50 Zuhörer im mäßig gefüllten Hörsaal sind amüsiert.) Andere Prominente wiederum verbeten sich 2die angelegentliche Berichterstattung über ihr Privatleben – aber, wie sich herausstellt, nur, weil sie mit irgendeinem anderen Medium einen Exklusivvertrag geschlossen haben. (Die Zuhörer staunen.) "Unterdrücken, steuern, wirtschaftliche Marktposition stärken", das sei es, was der Prominente mit der Berichterstattung über ihn wolle.

Zwischen den Zeilen wird deutlich: Wer einem Promimagazin ein exklusives Interview gibt, muss sich gefallen lassen, dass "Bild" in seinem Privatleben herumschnüffelt. Wer Mutter ist und sich (trotzdem) für ein Erotikmagazin fotografieren lässt, muss sich (deshalb) von "Bild" fragen lassen, ob man da denn seinen Erziehungsaufgaben nachkomme. Wer irgendwann mal ein Buch übers Jogging geschrieben hat, muss natürlich auch Jahre später hinnehmen, dass "Bild" ihren elf Millionen Lesern zeigt, dass er irgendwo auf der Welt in einer Patisserie gewesen ist. Wer als Schauspieler die Rolle eines polizeilichen Ermittlers übernimmt, muss einsehen, dass "Bild" eventuelle Ermittlungen gegen ihn zu Schlagzeilen macht. Und wenn sie das nicht hinnehmen wollen, diese Prominenten, dann liegt das nicht zuletzt an der florierenden "Anwaltsindustrie", die aus jeder Persönlichkeitsrechtsverletzung Kapital zu schlagen versuche. Dass das offenbar ein Geschäftsmodell ist, dass sich "Bild" ungern streitig machen lässt, sagt er nicht.

Ebenfalls unerwähnt bleiben am Abend in Wedel all jene Fälle, in denen "Bild" auch das Privatleben von Prominenten in die Öffentlichkeit zerrte, die selbst nie Privates preisgeben. Oder die vielen nicht-prominenten "tätowierten Liebesmonster" und vorverurteilten "Bestien" auf dem Weg in den Gerichtssaal – und auch nicht die Kinder, deren Gesichter "Bild" immer mal wieder ohne Einverständnis der Eltern auf ihre Titelseiten druckt: für Fest offenbar alles Einzelfälle, über die man sich streiten kann – im Zweifel vor Gericht.

Am Ende des Abends aber erhalten wir von Fest immerhin endlich Antwort auf eine Frage, die wir vor einem knappen Vierteljahr an "Bild" gestellt und bislang nicht beantwortet bekommen hatten - nämlich, ob "Bild" das Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte in Straßburg3 (von "Bild" schlicht "Maulkorb-Urteil" genannt) eigentlich anerkenne. Fest tastet sich langsam heran: Das Urteil, das Prominenten einen weitreichenden Schutz ihres Privatlebens zubilligt, sei auf europäischer Ebene nicht unumstritten, zudem sei auch die Straßburger Entscheidung nur ein Einzelfall und "Bild" ohnehin nicht prozessbeteiligt gewesen. Aber dann sagt er zusammenfassend:

"Wir halten uns an die etablierte Rechtsprechung, weil sie verlässlicher ist, bevor wir uns auf das außerordentlich dünne Eis des Straßburger Urteils begeben."

Das ist zwar nicht wahr, weil "Bild" immer wieder auch gegen die "etablierte Rechtsprechung" verstößt. Aber klar: Wenn die Gerichte dann doch gegen "Bild" entscheiden – dann sind es eben die falschen Gerichte, die sich von den falschen Anwälten haben überzeugen lassen.

 

24.11.06 14:21

79561 Postings, 8937 Tage Kicky@JP so interessant das Thema des Bildniveaus ist

was ist eigentlich bei den Bewertungen passiert? eben war es noch 1x interessant,nach meinem Kreuzchen waren es 12...und wo gibt es lesenswert in der Beurteilung? frei erfunden und der schwarze für uninteressant ist völlig untergegangen....
dann könnt ihr ja die Beurteilung gleich ganz abschaffen,was ich doch schade fände

(wobei ich immer noch bedauere, dass die Möglichkeit jemanden zu sperren mit 5 schwarzen verloren gegangen ist,das hat doch richtig Spass gemacht)  

24.11.06 19:17
1

79561 Postings, 8937 Tage Kickywer kennt TinaSchüler, Bernd Kelm Ilka Roxin,...

Was die Bild-Zeitung derzeit mit der jungen Schauspielerin [extern] Sibel Kekilli und Hauptdarstellerin des Films "Gegen die Wand" on- und offline treibt, kann man nennen, wie man will. Aber schmierig ist die Art auf jeden Fall, wie hier mit Blick auf die Verkaufszahlen eine Hexenjagd, ja ein Kesseltreiben inszeniert wird, bei denen es den Machern völlig egal ist, wie ihre Opfer die Vorgänge verkraften. Dass diese Jagd zudem geleitet wird von einem Chef, der vor einiger Zeit die [extern] Gerichte bemüht hat, weil jemand Scherze über seinen angeblich zu kleinen Kai gerissen hat, passt ganz gut ins Bild. Schließlich hat man beim Lesen dieser Texte das ungute Gefühl, dass der Verfasser sie von seinem Unterleib diktiert bekommen hat.

So weit, so pervers. Aber warum soll man den Spieß nicht einfach mal umdrehen. Schließlich ist das, was mit Sibel Kekilli geschieht, kein Einzelfall, sondern vielmehr seit Jahren eine bewährte Bild-Praxis. Und da die betreffenden Texte namentlich gekennzeichnet sind, könnte man doch eigentlich auch mal in der Vergangenheit dieser Bild-Autoren herumschnüffeln. - Und das soll nun und hiermit geschehen: Wer also Geschichten aus dem Leben von TINA SCHÜLER, BERND KELM, ILKA ROXIN, B. A. FRIEDRICH oder D. JURKO kennt, möge sie bitte an folgende E-Mail-Adresse schicken: bildstinkt@aol.com. Interessant sind Verfehlungen und Peinlichkeiten jeglicher Art. Auch aus den Kindertagen dieser Autoren. Und besonders schön wären ein paar wirklich unangenehme Fotos der betreffenden Personen. Wir veröffentlichen alles - genau wie Bild. http://www.heise.de/tp/r4/artikel/16/16832/1.html  

24.11.06 23:48

7985 Postings, 7532 Tage hotte39# 89, 1. Absatz:"Bild"-der Teutel soll sie holen!

Wenn das stimmt. Ich lese seit Jahren zwar keine Bild-Zeitung mehr. Aber was die sich erlauben geht zu weit. Nur um die Auflagen zu steigern ist denen wohl jedes Mittel recht. Allerdings frage ich mich, weshalb die betreffenden Leute sich das gefallen lassen? 

Man braucht sich doch nur an die Veröffentlichungen der Fotos der Bundeswehrsoldaten in Afganistan zu erinnern. Aus einer Mücke machten die einen Elefantnen. Die haben uns mehr geschadet als alle Fotoaufnahmen zusammen. Sie hätten alles unter der Decke halten können. Aber auch hier ging es ihnen darum, deren Auflagen zu steigern.

 

 

29.11.06 15:53
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36845 Postings, 7516 Tage TaliskerInterview mit dem BildblogGründer

Stefan Niggemeier: Sympathien für den Boulevard
29. Nov 07:12

Hasst er die «Bild»-Zeitung? Träumt er schlecht von ihrem Chefredakteur? Und findet er die «Fotografiert Kai Diekmann»-Aktion wirklich gut? 39 Fragen an den Bildblog-Gründer Stefan Niggemeier.

Fünf Jahre lang verantwortete er das Medienressort der «FAS». 2003 bekam er den Bert-Donnepp-Preis: Stefan Niggemeier (geb. 1969) zählt zu den renommiertesten deutschen Medienkritikern. Eine breitere Öffentlichkeit kennt ihn natürlich als Herausgeber eines «Fernsehlexikons» (zusammen mit Michael Reufsteck) - und eben als Gründer und Sprachrohr des Bildblogs.

Der eine oder andere Leser denkt wohl auch an seine harsche Kritik an der Netzeitung aus dem Sommer 2004. Was soll man sagen? Damals lebten John Peel, Marlon Brando, Russ Meyer und Peter Boenisch noch; es waren andere Zeiten. Unser Gespräch mit Stefan Niggemeier im Spätherbst 2006 fand im alten Berliner Zeitungsviertel statt.


1 Wir sind hier in der Axel-Springer-Passage. Haben Sie beklemmende Gefühle?

Nein.

2 Waren Sie schon mal hier?

Hier in der Passage nicht, im Springer-Hochhaus schon.

3 Was Herr Diekmann wohl jetzt gerade macht?

Tja. Er wird wohl in Hamburg sein und von einer Konferenz zur nächsten laufen. Ich denke da ehrlich nicht drüber nach, so schlimm ist es bei mir noch nicht.

4 Hassen Sie die «Bild»-Zeitung?

Nein. Das Wort «Hass» ist bestimmt falsch. Das ist keine Grundlage, auf der man sich journalistisch mit einer Zeitung auseinandersetzen kann. Hass würde einen vermutlich eher dazu bringen, sich zu überlegen, in welches «Bild»-Redaktionsfenster man einen Stein werfen und welchen «Bild»-Kiosk man anzünden soll. Und nicht, die Berichte der Zeitung täglich akribisch auseinander zu nehmen.

5 Welche Leidenschaft ist es dann, die Sie umtreibt?

Schwer zu beschreiben. Im Alltag ist es oft Fassungslosigkeit oder Wut, die ich bekomme, wenn ich die «Bild»-Zeitung lese und sehe, was sie schreibt und wie sie arbeitet. Auf die Gefahr hin, dass das zu pathetisch klingt: Meine Leidenschaft ist mein Beruf. Ich bin Journalist geworden, um – ganz naiv – die Welt zu verbessern. Um die Menschen über Dinge, die ich als schlecht, gefährlich oder falsch empfinde, aufzuklären.

Und «Bild» ist eine schlimme Zeitung. Ich glaube, von Günter Wallraff stammt der pathetische Satz, dass Deutschland ohne die «Bild»-Zeitung ein besseres Land wäre. Das klingt nach einer maßlosen Überschätzung der Zeitung, aber es stimmt. Fast zwölf Millionen Leute lesen sie täglich, und die Wirkung dieser Zeitung ist meiner Meinung nach fast ausschließlich negativ.

6 Ist das eine persönliche oder eine berufliche Leidenschaft?

Die Idee war eine journalistische. Ich habe immer schon kritisch über die «Bild»-Zeitung geschrieben und irgendwann gemerkt, dass ich mich in Tageszeitungen nicht in dem Maße mit ihr auseinandersetzen kann, wie ich es gerne würde. Aber in dem Moment, wo man daraus ein eigenes Medium macht und später sogar quasi ein Geschäft, bekommt die Auseinandersetzung auch etwas Persönliches. Persönlich ist zum Beispiel auch, dass ich mich früher immer machtlos gegenüber «Bild» gefühlt habe und heute nicht mehr.

7 Von der Leidenschaft zur Obsession ist es ja nicht weit. Träumen Sie manchmal von Kai Diekmann?

Nein, oh Gott, nein, zum Glück nicht. Aber ich merke, dass ich die Welt viel mehr durch die Augen der «Bild»-Zeitung wahrnehme, als mir gut tut. Das kann auf Dauer nicht gesund sein, insofern, ja, vielleicht hat es etwas von einer Obsession.

8 Die deutsche Pressegeschichte kennt ja viele solcher Obsessionen. Das linke Magazin «Konkret» war über Jahre ohne die neuesten Analysen der Texte Theo Sommers aus der «Zeit» gar nicht denkbar.

Insofern sind wir dann doch nicht obsessiv, weil wir uns davor hüten, reflexartig bei jeder scheinbaren Gelegenheit auf «Bild» einzuprügeln. Ich weiß, wie viele Bildblog-Einträge wir nicht geschrieben haben, weil wir uns dann doch journalistisch dem Gegenstand nähern und nach einer Recherche oder nüchternen Überlegung zum Ergebnis gekommen sind: Nein, das kann man «Bild» wirklich nicht vorwerfen.

Das wäre anders, wenn Obsession unsere Arbeit bestimmen würde. Da ist es gut, so etwas nicht alleine zu machen, und da ist es gut, locker zu bleiben und nicht jeden Beitrag mit zusammengebissenen Zähnen zu schreiben.

9 Läuft eigentlich die «Fotografiert-Kai-Diekmann-Aktion» noch?

Wir haben ein paar Bilder bekommen und werden demnächst auch einige zeigen. Es sind noch nicht sehr viele. Aber wir werden die Aktion fortführen, weil wir glauben, dass sie Zeit braucht. Unsere Leser haben sich zum Glück nicht massenhaft vor das Schlafzimmer Diekmanns gestellt, um ihn «abzuschießen». Insofern sind es natürlich fast immer Zufallsbegegnungen, aus denen die Fotos entstehen können. Und die ergeben sich nicht unbedingt von heute auf morgen.

10 Diese Aktion muss einem nicht gefallen, das sind «Bild»- Zeitungsmethoden, ist Unterhosenschnüffelei.

Ja, das ist eine Methode, die auch «Bild» anwendet. Aber warum soll Kai Diekmann der einzige Mensch in Deutschland sein, der sich nicht dauernd darum sorgen muss, dass gerade ein Kamerahandy auf ihn gerichtet ist?

Im Übrigen: Das wir uns in den vergangenen Wochen sehr mit der Person Kai Diekmann beschäftigt haben, ist kein Konzept. Es war nur ein Zufall, dass unsere Aktion «Fotografiert-Kai-Diekmann» und die Berichterstattung über seine Mitgliedschaft in einer Burschenschaft ohne Berührungsängste nach rechts außen zeitlich so nah beieinander lagen.

11 Sie würden es doch bestimmt ablehnen, Chefredakteur von «Bild» zu sein.

Ja. Weil ich es nicht will und weil ich es nicht kann.

12 Und wenn es nur für einen Tag wäre? Mit Thomas Gottschalk können Sie doch mithalten.

Auch dann nicht. Der Gedanke, dass man «Bild» an einem Tag ganz anders machen könnte, ist absurd. Die Leute, die dort arbeiten, arbeiten so, wie sie es gelernt haben. Mit «Bild»-Methoden. Nein, das hätte für mich keinen Reiz.

13 Lehnen Sie eigentlich Boulevardjournalismus generell ab?

Nein. Aber der Boulevardjournalismus, wie «Bild» ihn betriebt, ist ein System aus Druck, Rache, falschen Versprechungen, Wiedergutmachungs- Angeboten, Deals aller Art - das hat eine andere Qualität. Guter Boulevard schafft es, komplizierte Sachverhalte einfach zu erklären. Guter Boulevard verdreht sie nicht. Zum Boulevard gehört auch, die Themen zu behandeln, die die Leute lesen wollen, und nicht die Themen, von denen man glaubt, dass sie sie lesen müssten.

Es geht darum, es den Leuten leicht zu machen – mit einfacher Sprache, einer attraktiven Überschrift, einem guten Bild, wie auch immer – sich auf ein Thema einzulassen. Auch meiner Lieblingszeitung, dem britischen «Guardian», alles andere als eine Boulevardzeitung, gelingt das großartig. Bei Qualitätszeitungen in Deutschland fehlt dieses Selbstverständnis, den Leser erreichen zu wollen, häufig - das ist mir fremd, insofern habe ich größere Sympathien für den Boulevard.

Mit Stefan Niggemeier spricht Maik Söhler. Lesen Sie morgen den zweiten Teil des Interviews.

http://www.netzeitung.de/voiceofgermany/39fragen/455824.html
 

30.11.06 14:59

36845 Postings, 7516 Tage Talisker2. Teil der "Mission Medienkritik"

Stefan Niggemeier: Mission Medienkritik
30. Nov 07:12

Ist der Bildblog schlechter geworden? Manipulieren alle Zeitungen? Und welcher Wahn beherrscht die Online-Medien? Zweiter Teil des Interviews mit Stefan Niggemeier.

14 Herr Niggemeier, können Sie mit dem Bildblog Geld verdienen?

Ja, im Moment verdienen wir allerdings sehr wenig. Ich habe aber die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass man auch mehr damit verdienen kann.

15 Wie hoch sind die Besucherzahlen derzeit?

40000 Besucher täglich, 2,2 Millionen Page Impressions pro Monat.

16 Bildblog lebt ja davon, dass die Leser Tipps geben. Nun gibt zwar immer mehr Leser, aber die Einträge werden weniger.

Die Voraussetzung für Hinweise ist ja, dass die Leute auch die «Bild»-Zeitung lesen. Ich glaube, dass die Anzahl derer, die beides, also «Bild» und Bildblog lesen, gar nicht so sehr gewachsen ist. Viele Hinweise kommen zum Beispiel von Leuten, die professionell mit «Bild» zu tun haben, etwa in den Boulevardredaktionen beim Fernsehen arbeiten. Die waren sehr früh dabei. Vielleicht sind viele unserer Leser, die später hinzugekommen sind, eher passiv.

17 Die Kritik am Bildblog häuft sich. Ist Bildblog schwächer oder ist «Bild» besser geworden?

Das haben wir uns letztens auch gefragt: Kann es sein, dass «Bild» besser geworden ist? Und vor ein paar Wochen waren wir fast schon überzeugt, dass sie sich bestimmte offensichtliche Manipulationen kaum noch erlauben. Und dann kamen drei Tage, in denen «Bild» und «Bild.de» ein wahres Feuerwerk von Fehlern, Verdrehungen und Lügen abschossen. Ich weiß es ehrlich nicht, ob «Bild» besser geworden ist. Ich glaube nicht.

18 Und Bildblog schlechter?

Das glaube ich auch nicht. Wir sind professioneller geworden. Ich verstehe den öfter zu hörenden Vorwurf nicht, wir würden heute so viel Kleinkram aufschreiben. Wir haben früher viel mehr Kleinkram aufgeschrieben. Die Schwelle liegt heute höher. Dafür liefern wir heute oft auch Geschichten, die zeigen, wie Medien insgesamt funktionieren, also wer bei wem abschreibt, welche Karriere «Bild»-Themen und «Bild»-Interpretationen machen, welche Agenturmeldung wie den Weg durch die Medien gefunden hat.

19 «Bild» ist doch nicht die einzige Zeitung, die Meinung manipuliert. Wie wäre es mit einem «Spiegel»-Blog? Einem «FAZ»-Blog?

Alle Zeitungen machen Fehler, aber bei anderen hat das nicht unbedingt System. Einzig den «Spiegel» fände ich reizvoll als Objekt für eine gründliche Beobachtung. Da gibt es ein Watchblog namens spiegelkritik.de. Da passiert zwar noch nicht so viel, aber das ist kein Wunder: Vermutlich ist es schwer, den Fehlern und Einseitigkeiten des «Spiegel» auf die Spur zu kommen. Es ist ja viel mehr Stoff und die Manipulation ist viel subtiler. «Bild» ist dagegen der Holzhammer. Abgesehen davon wären noch Regional- und Lokalzeitungen ohne örtliche Konkurrenz interessant, um eine Gegenöffentlichkeit zu einem solchen Monopol herzustellen.

20 Wie könnte sich Bildblog weiterentwickeln?

Eine Überlegung ist es, sich die über 30 Regionalausgaben der «Bild» genauer anzusehen. Über die haben wir hier bislang keinen systematischen Überblick. Da in der Provinz tun sich sicher noch ganz andere Abgründe auf als in «Bild» Berlin oder Hamburg. Neulich hat die «taz» so einen Fall aufgedeckt: «Bild» Bremen verleumdete auf das widerlichste einen schwulen CDU-Politiker. Wenn ich manchmal einen schlechten Tag habe und mich frage, warum ich das alles mache, dann weiß ich bei solchen Fällen wieder, warum es wichtig ist, gegen diese Zeitung und ihre Auswüchse zu kämpfen.

21 Sagen Sie mal, sind Sie ein Missionar?

Im engeren Wortsinn ja: Wir wollen der Welt mitteilen: So ist «Bild» wirklich. Das ist unsere «Mission». Und vermutlich in einem weiteren Sinne auch. Natürlich ist das Wort mit all seinen Konnotationen heikel. Aber wenn ich realistisch bin und sehe, wie viel Zeit wir da rein stecken, dann muss das was Missionarisches haben.

22 Haben Sie als freier Medienjournalist und ehemaliger Medienredakteur überhaupt noch Spaß an Medien? Es soll ja Fleischer geben, die selbst nichts Tierisches mehr essen.

Ich habe immer noch Spaß daran, Medien kritisch zu begleiten.

23 Zu welcher Zeitung greifen Sie morgens zuerst?

Zur «Süddeutschen», weil ich die abonniert habe. Im Grunde fängt mein Zeitungslesetag schon am Abend vorher an, wenn die neuen Ausgaben online gehen. Dann lese ich die Medienseiten aus «Berliner Zeitung», «Tagesspiegel» und «taz». Am nächsten Tag auf jeden Fall noch «FAZ» und «Bild».

24 Lesen Sie häufig in Netzmedien?

Ja, aber nicht systematisch oder ritualisiert. Ich schaue regelmäßig bei «Spiegel Online» rein, versuche aber auch, die Online-Ableger von «Focus», «Stern» oder «Tagesschau» nicht aus den Augen zu verlieren, um nicht so einen typischen Tunnelblick zu bekommen, wie ihn, glaube ich, viele Kollegen haben, die mit «Online-Journalismus» allein «Spiegel Online» identifizieren. Ich lese diverse Fernsehnachrichtenseiten, in der «Netzeitung» manchmal das Altpapier, und dann noch eine Reihe Blogs. Ach ja, und natürlich «Bild-Online».

25 Welche Ansprüche haben Sie an Online-Medien?

Sie sollen die Möglichkeiten des Internet nutzen – nicht zuletzt all die, die den Printmedien nicht zur Verfügung stehen. Sie sollen schnell sein und viel verlinken, zu den Quellen einer Nachricht oder zu anderen Medien. Ich glaube, Online-Medien könnten es einem viel leichter machen, in unterschiedlicher Tiefe in Themen einzusteigen. Und sie könnten anders mit Fotos umgehen als Printmedien. Im Moment scheint sich das allerdings fast ausschließlich darauf zu beschränken, möglichst viele und beliebige Fotos in eine Bildergalerie zupacken, um die Klickzahlen künstlich zu steigern. Dieser Wahn wird sich hoffentlich bald erledigen.

26 Sie sprechen jetzt nur über die Form, nicht über die Inhalte.

Das Netz ist voller tausendfach kopierter Agenturmeldungen. Ich glaube, die Chance von Qualitäts-Online-Medien ist es, dem Analyse, fundierte Interpretation und Meinung entgegen zu setzen. «Spiegel Online» zeigt ganz gut, wie erfolgreich man sich mit meinungsstarken und lauten Stücken profilieren kann – und auch, wie schnell man mit der damit oft verbundenen Boulevardisierung Grenzen überschreitet.

Mit Stefan Niggemeier spricht Maik Söhler. Lesen Sie morgen den dritten Teil des Interviews.

http://www.netzeitung.de/voiceofgermany/39fragen/455860.html
 

01.12.06 15:27

36845 Postings, 7516 Tage Talisker3. und letzter Teil

Stefan Niggemeier: Schlauer werden
01. Dez 07:12

Was gefällt ihm an der «Bild»-Zeitung? Hätte er gerne mehr Macht? Dritter Teil des Interviews mit Stefan Niggemeier.

27 Bildblog ist nicht so meinungsstark. Warum halten Sie sich so zurück?

Wir diskutieren immer wieder darüber, mit wie viel eigener Meinung wir auftreten sollen oder müssen. Unsere Haltung aber ist klar: Die «Bild»-Zeitung geht mit der Macht, die sie hat, nicht sehr verantwortungsvoll um.

28 Haltung ist etwas anderes als Meinung.

Klar. Aber wir sind uns einig, erstmal möglichst wenig Ideologiekritik zu betreiben. In 95 Prozent aller Bildblog-Einträge geht es um Dinge, die journalistisch objektiv falsch oder unzulässig sind, die gegen Rechte verstoßen oder ethische Grundsätze. Fälle also, bei denen es eigentlich keine Diskussion geben dürfte, dass das nicht in Ordnung ist. Ich glaube, das ist gut so, denn damit kommt man weg aus einer Nische oder linken Ecke, in der «Bild» ganz grundsätzlich diskutiert wird.

29 Droht da nicht die Gefahr, sich an Kleinigkeiten abzuarbeiten und das große Ganze aus den Augen zu verlieren?

Ich glaube, die Form des Blogs eignet sich gut dafür, konkrete tägliche Fälle aufzuarbeiten. Für das Grundsätzliche gibt es ja immer noch Tages- und Wochenzeitungen. Aber wir sind uns bewusst, dass das ein schmaler Grat ist. Wir haben ja verschiedene Rubriken wie «Kommerzielles», «Grob Fahrlässiges» und so weiter.

Darüber hinaus fallen uns und unseren Lesern immer wieder bemerkenswerte Elemente der «Bild»-Berichterstattung auf, die wir intern «Diskussionswürdiges» nennen – Kampagnen, die man beunruhigend oder gefährlich finden kann. Da diskutieren wir intern lange, in welchen Fällen wir diese Themen aufgreifen und dadurch unserer Meinung zu den Themen Ausdruck verleihen. Manchmal löst sich dieser Widerspruch von selbst auf, etwa wenn wir an konkreten Beispielen journalistisch einen Fehler belegen können, der für etwas Ideologisches steht.

30 Ein Beispiel?

Die Berichterstattung von «Bild» über den Libanonkrieg war meiner Meinung nach vom ersten Tag an einseitig. Wir griffen das Thema aber erst auf, als wir es an konkreten Beispielen belegen konnten: Aus Stellungnahmen des israelischen Militärs hat «Bild» einfach objektive Tatsachen gemacht. Die Zeitung berichtete konsequent über jeden toten Zivilisten in Israel, teilweise doppelt, verschwieg aber fast alle toten Zivilisten im Libanon.

31 In anderen Zeitungen war es genau umgekehrt.

Ich glaube nicht, aber selbst wenn: Das macht es doch nicht besser!

32 Eine Kritik an Bildblog zielt auf die fehlende Möglichkeit für den Leser, Beiträge zu kommentieren.

Kennen Sie «Heise.de»? Den Friedhof von Kommentaren, den Heise selbst inzwischen offenbar so zu verstecken versucht, dass Nicht-Kundige dort nicht versehentlich hineingeraten können. Ich fürchte, bei uns sähe das ähnlich aus. Sowohl, was die Zahl der Kommentare angeht, als auch möglicherweise die Inhalte. Ganz schnell würden die Leute bei uns über den Libanonkrieg diskutieren und nicht darüber, wie «Bild» darüber berichtet.

Am Anfang hatten wir ja Kommentare, und die ersten zwei oder drei beschäftigten sich auch wirklich mit der Zeitung, der vierte spricht dann zur Sache und danach tobten sich die Leute über alles Mögliche aus und führten ihre Kleinkriege. Abgesehen davon, hätten wir gar nicht die Möglichkeiten, diese Kommentare zu verfolgen und, wenn nötig, zu moderieren.

33 Gibt es nicht doch etwas Gutes, das Sie der «Bild»-Zeitung abgewinnen können?

Hm. Hm. Also. Da fällt mir wenig ein. Wenn Sie mit gut meinen, dass «Bild» «gut gemacht» ist, dass die Redakteure wissen, wie sie so berichten, dass das Publikum darauf anspringt und zum Beispiel seine Vorurteile bestätigt findet, wie sie Schlagzeilen formulieren, an denen man nicht vorbeigehen kann und so weiter - dann ja, dann sind viele Berichte in «Bild» gut gemacht.

34 Das meine ich nicht. Sondern das, was Ihnen gut an «Bild» gefällt.

Da fällt mir gerade nichts ein.

35 Gibt es Kontakte zwischen Bildblog und «Bild»?

Kaum. Als ich noch bei der «FAS» war, hat mir die Pressestelle auf Anfragen wenigstens noch mitgeteilt, dass ich keine Antwort kriege. Beim Bildblog bekommen wir meistens nicht einmal mehr diese Antwort. Hier und da kommt mal ein Leserbrief eines «Bild»-Mitarbeiters, der sich auf den Schlips getreten fühlt, und darum bittet, das vertraulich zu behandeln. Aber sonst ist da nichts, nicht mal informell.

36. Bedauern Sie das?

Ja, es wäre sehr nützlich, bei vielen Geschichten auch mal die Version von «Bild» zu hören. Als Journalist hilft es einem doch immer, auch die andere Seite zu hören. Und mit den Leuten, die es betrifft, reden zu können. Hinterher sind alle schlauer.

37 Und «Bild» wäre besser, der Bildblog würde überflüssig.

Nein, Bildbblog würde besser, weil wir umfassender informiert wären. Wieso würde «Bild» besser? Um einen etwas gewagtes Vergleich zu nehmen: Ein Ganove, der im Autoradio den Polizeifunk eingestellt hat, wird dadurch ja auch nicht besser.

38 Aber geschickter. Er wird seltener erwischt, weil er besser planen kann.

Das wäre dann ja nicht die bessere «Bild»-Zeitung, sondern die noch schlechtere «Bild»-Zeitung. Es kann ja nicht darum gehen, der «Bild» dabei zu helfen, ihre Kungeleien besser zu verbergen.

39 Ich möchte zum Schluss noch einmal die Machtfrage stellen. Als «Bild»-Redakteur könnten Sie der politischen und kulturellen Prominenz in Deutschland endlich mal richtig nahe kommen. Für freie Journalisten ein hoffnungsloses Unterfangen.

Och, so hoffnungslos ist das gar nicht. Ich sehe schon den Reiz und weiß noch genau, wie stolz ich war, als ich mal Anke Engelke getroffen habe. Aber ich fühle mich ganz wohl in der Rolle, ein Beobachter zu sein und eher ein wenig am Rande zu stehen. Nähe kann auch befangen machen.

http://www.netzeitung.de/voiceofgermany/39fragen/459163.html
 

05.12.06 16:10

95441 Postings, 8500 Tage Happy EndWozu Beamte taugen

07.12.06 13:48
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95441 Postings, 8500 Tage Happy EndGesagt ist gesagt?

Gesagt ist gesagt?

Manchmal lässt sich ganz eindeutig dokumentieren, wie "Bild" ein Zitat verfälscht. Bei diesem "Bild"-Artikel vom Montag über den Grünen-Parteitag zum Beispiel:

Auf ihrem Parteitag in Köln stauchten die Delegierten ihre Parteispitze fröhlich zusammen: Claudia Roth sackte bei der Wahl zur Vorsitzenden auf 66 Prozent (minus 11). Noch schlimmer traf's Reinhard Bütikofer: 72 Prozent (minus 13!). Roth fauchte: 'Wir bieten uns nicht an wie Sauerbier!'

Die "Bild"-Zeitung gibt ihren Lesern nur eine Möglichkeit, das Zitat von Claudia Roth zu interpretieren: als pampige Reaktion auf das schlechte Wahlergebnis.

Diese Interpretation ist ohne jeden Zweifel falsch. Claudia Roths Satz bezieht sich keineswegs, wie "Bild" suggeriert, auf ihr schlechtes Wahlergebnis, sondern auf mögliche Koalitionen. Vollständig lautet er nämlich so:

"Wir hecheln anderen Parteien nicht hinterher, wir bieten uns nicht an wie Sauerbier."

Dass Claudia Roth den Satz nicht so gemeint haben kann, wie "Bild" behauptet, ist offensichtlich und muss auch "Bild" bekannt gewesen sein. Sie sagte ihn nämlich nachweislich am Freitag. Das schlechte Wahlergebnis bekam sie aber erst am Samstag.

Und man möchte sich nun gar nicht ausmalen, wie "Bild" mit Zitaten umgeht, die nicht so gut dokumentiert sind.

 

07.12.06 13:53
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95441 Postings, 8500 Tage Happy EndDank BILD: Erste Chefs erhöhen Lohn!

Da nich' für

Ist es nicht erstaunlich, wie flexibel manch ein Unternehmen zuweilen reagieren kann? Gestern noch "Exklusiv in BILD: Der Mehr-Lohn-Antrag" zum Ausfüllen und zur Vorlage an den Chef mit dazugehörigem Seite-1-Aufmacher, heute schon meldet "Bild" den Erfolg ihrer "großen" Aktion:

'"Dank

Fünf "Chefs" hat "Bild" gefunden, die angeblich "jetzt" und "Dank BILD!" die Gehälter erhöhen:

(…) weil Mitarbeiter mit dem BILD-Formular mehr Geld gefordert haben.

So steht es jedenfalls auf der Seite 1. Und im Seite-2-Text schreibt "Bild" nochmal:

Nach der großen BILD-Aktion mit dem "Mehr-Lohn-Antrag" meldeten sich jetzt erste Firmenchefs, die sagen: Ja, jetzt gibt es mehr Geld für meine Mitarbeiter (siehe Umfrage).

So schnell geht das? Und alles wegen "Bild"? Konnten wir uns ehrlich gesagt nicht vorstellen und haben vorsichtshalber mal nachgefragt, was es mit den Prämien, Bonus-Zahlungen und Extra-Gehältern, von denen "Bild" heute berichtet, so auf sich hat. Bei drei Firmen konnte oder wollte man uns jedoch keine Auskunft darüber geben, wann die Lohnerhöhungen oder Bonus-Zahlungen beschlossen wurden. Und in einer davon soll es nach unseren Informationen sogar noch nicht mal feststehen, ob es überhaupt mehr Geld für die Mitarbeiter gibt und wenn ja, wie viel. Aber sei's drum.

12Der Hamburger Dönerproduzent Celik Döner jedenfalls zahlt angeblich "Dank BILD!" 300 Euro "Extra-Weihnachtsgeld" und erhöht die Löhne ab Januar 2007 um 3-5 Prozent (siehe Ausriss). Auf die Frage, wann das beschlossen worden sei, und ob es da einen Zusammenhang zum gestrigen "Bild"-Artikel gebe, sagt uns Ertan Celik:

Das haben wir vor etwa sechs Wochen beschlossen. Mit "Bild" hat das nichts zu tun.

13Ähnlich sieht es bei der Stollenbäckerei Dr. Quendt aus. Dort soll es "Dank BILD!" ein erfolgsabhängiges 13. und 14. Monatsgehalt geben, sowie eine Extra-Gratifikation (siehe Ausriss). Auf die Frage, seit wann es das gebe, erklärt uns Matthias Quendt:

Das haben wir letztes Jahr auch schon gezahlt. Das System gilt bei uns im Haus seit 2000.

Und dann ist da noch Peter Pohl vom Fernsehsender "Help TV". Hier14 kann "Bild" ausnahmsweise den Foto-Beweis antreten, der zumindest belegt, dass Pohl das "Mehr-Lohn-Formular" aus der gestrigen "Bild" in der Hand hält (siehe Ausriss). Neben ihm steht seine Sekretärin. Die "beantragte 200 Euro mehr im Monat", schreibt "Bild". "Help TV", bei dessen Geschäftsmodell Bild.de erst kürzlich "Abzocke" witterte, haben wir nicht gefragt. Das war auch nicht nötig. Schließlich schreibt "Bild" selbst über die Lohnforderung:

Der Chef überlegt noch …

http://www.bildblog.de/?p=1884

 

15.12.06 13:36

95441 Postings, 8500 Tage Happy EndUnterhosenjournalismus

Herr Henschel, gibt es eigentlich irgendetwas, das Ihnen an der Bild-Zeitung gefällt?

Henschel: Angeblich soll ja der Sportteil gut sein. Aber wenn man weiß, daß auch in der Sportredaktion knüppelharte Politik betrieben wird, trübt das doch etwas die Freude. Nein, es gibt nichts Gutes an der Bild-Zeitung.

Wie sind Sie eigentlich als Schriftsteller darauf gekommen, ein Pamphlet oder eine Polemik gegen die Bild-Zeitung zu schreiben?

Henschel: Merkwürdiger finde ich, daß sich in den letzten dreißig Jahren kaum noch jemand ernsthaft mit dem Kulturproblem der Bild-Zeitung auseinandergesetzt hat.

Worin könnte Ihrer Ansicht nach die Ursache dafür liegen?

Henschel: Man hat sich damit abgefunden, daß dieses Blatt in der Welt ist und eine Macht erobert hat, die seit Günter Wallraffs Tagen nicht geringer geworden ist. Und was Bild kolportiert, lassen heute auch andere Medien durchsickern, im vorabendlichen Schrottfernsehen oder auf der Seite mit den vermischten Nachrichten in den sogenannten Qualitätszeitungen: Da erfährt man, wer zur Zeit in Hollywood oder Berlin-Mitte Bettnässer, schwanger oder scheidungswillig sei. Manche Leute, wie der Bischof Huber, der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, der der Bild-Zeitung als Kolumnist dient, scheinen dies alles von der heiteren Seite zu betrachten, als Pop oder ich weiß nicht was. Ich bin da etwas altmodischer.

Ihr Buch heißt „Gossenreport“. Darin schrieben Sie mehrmals, daß Bild Gossenjournalismus sei. Was meinen Sie damit?

Henschel: Die Gossenpressenvertreter haben sich ihre journalistischen Aktivitäten in den Unterhosen von Dieter Bohlen, Udo Jürgens und zahlloser Vergewaltigungsopfer als „Boulevardjournalismus“ schöngeredet, aber was hätte solcher Schmodder auf einem Boulevard zu suchen? Von einem Boulevard erwarte ich, daß dort Charles Aznavour Arm in Arm mit Lino Ventura flaniert und daß sie beide Simone Signoret zu einem Café au Lait oder Schlimmerem einladen. Was die Bild-Zeitung an Puff-Geständnissen aus Knalltüten wie Heiner Lauterbach und Ottfried Fischer herausleiert, hat damit herzlich wenig zu tun. Das ist kein „Boulevard“. Das sind glipschige Speichelbatzen.

Und was genau verstehen Sie dann unter Gosse?

Henschel: Schlechte Manieren. Tratschen. Pöbeln. Grölen. Alles das, was vor rund vierzig Jahren zu einem Verweis von der Ursulinenschule geführt hätte: Treppenhausklatsch zu verbreiten oder Straßenausdrücke bei Tisch zu verwenden. Und genau damit hat die Bild-Zeitung mittlerweile enorme Macht erworben. Sie wird sogar im Vatikan vorgelassen, aufgrund der Tatsache, daß sie sich eine Großmachtstellung ergrölt und erpöbelt hat. Das ist ja das Perverse.

Und was finden Sie daran pervers?

Henschel: Daß der Papst mit der Arsch- und Tittenpresse kooperiert. Ich bin nicht katholisch und möchte nicht päpstlicher sein als der Papst, aber ich wundere mich darüber, daß er keinen Widerspruch zwischen den von Bild im Anzeigenteil vermittelten „Bumskontakten“ mit „Abspritzgarantie“ einerseits und dem Katechismus der Katholischen Kirche andererseits zu erkennen scheint.

Die Bild-Zeitung hat täglich circa zwölf Millionen Leser. Sind das aus Ihrer Sicht dumme oder naive Menschen?

Henschel: Nein. Die Bild-Zeitung ist ja, auf ihre Weise, ein Qualitätsprodukt.

Das sollten Sie erklären.

Henschel: Sie wird von Profis gemacht, die sich exzellent darauf verstehen, die niedrigsten Bedürfnisse der Leserschaft zu befriedigen.

An welche Bedürfnisse denken Sie da?

Henschel: An die gute alte Schadenfreude und an die Lust, etwas zu begaffen, das einen nichts angeht – ein wildfremdes Verkehrsunfallopfer, den Harnstrahl eines britischen Prinzen, die Brustoperationsnarbe eines weiblichen Popstars, die DNA-Spuren einer Geisel am Bettlaken ihres Entführers oder auch die Kotze eines berühmten Fußballspielers, die in der Bild-Zeitung mehrmals vierfarbig aufgetischt worden ist.

Harald Schmidt hat dieses Phänomen als Unterschichtenfernsehen bezeichnet. Könnte man sagen, die Bild-Zeitung betreibe Unterschichtenjournalismus?

Henschel: Ich würde es eher Unterhosenjournalismus nennen. Die Bild-Zeitung wird ja schon längst nicht mehr allein vom klassischen Bauarbeiter auf dem Dixi-Mietklo konsumiert. Sie wird in allen Klassen, Schichten und Milieus gelesen, und kein Vorstandsvorsitzender und kein Bischof geniert sich, wenn er von einem Bild-Leser-Reporter bei der Lektüre der Bild-Zeitung fotografiert wird. Es gibt ein Foto, auf dem Sabine Christiansen, die Bild-Verlegerin Friede Springer und die Bundeskanzlerin Angela Merkel zu sehen sind, einträchtig nebeneinander sitzend, während eine der Damen in einem Exemplar der Bild-Zeitung blättert, mit einer säuischen Schlagzeile auf der ersten Seite, aber keine der Damen hat darin etwas Ehrenrühriges erblickt. Sie betrachten die Union von Gosse und Regierung als das Normalste von der Welt.

Was halten Sie eigentlich von Schlagzeilen wie „Wir sind Papst“ oder „Schwarz-Rot-Geil“?

Henschel: Wenn es der Bild-Zeitung glückt, sich mit einprägsamen Formeln ins Gespräch zu bringen, kann ich als altmodischer Miesepeter, dem die ganze Richtung widerstrebt, nur abermals bedauern, daß Bild von Profis und nicht von Stümpern produziert wird.

Sie können aber verstehen, wenn Leute darüber lachen?

Henschel: Ein altes Sprichwort sagt: Humor ist, wenn auch Trotzki lacht. Friede Springer hätte Grund zur Trauer, wenn Sie keine Redakteure mehr fände, die die Leser durch ulkige Schlagzeilen und im Schweinestall ausgescharrte Mädchenleichen zum Wiehern brächten. Wer da mitwiehern möchte, wird von Bild aufs köstlichste bedient.

In Ihrem Buch greifen Sie die Bild-Zeitung moralisch an. Was ist daran besser, gegenüber dem Vorwurf der inhaltlichen Schlampigkeit, den zum Beispiel Günter Wallraff erhoben hat?

Henschel: Es ist verdienstvoll, die journalistischen Schlampereien der Bild-Zeitung zu kritisieren. Das hat Günter Wallraff getan, so wie es heute viele fleißige Menschen für www.bildblog.de tun. Daß die Bild-Redaktion diese wunderbare Website als kostenlosen Reparaturbetrieb für die Korrektur der eigenen Falschmeldungen mißbraucht, ist bedauerlich, aber daran läßt sich wohl nichts ändern. Was mich selbst an der Bild-Zeitung anwidert, ist nicht ihre Schludrigkeit und auch nicht ihre politische Stoßrichtung, sondern ihre Gemeinheit. Es interessiert mich nicht, wie gründlich eine Reportage über die Bordellbesuche irgendeines Schauspielers recherchiert worden ist. Mir reicht es schon, wenn Bild mit der Nachricht herausplatzt: „Ich war auch im Bordell“. Ob der betreffende Herr tatsächlich ein Bordell aufgesucht hat oder nicht, geht nur ihn selbst etwas an. Mir geht es um die allgemeine, von Einzelfällen unabhängige Skrupellosigkeit des Bild-Journalismus. Ich wünsche mir keine besser gemachte Bild-Zeitung, sondern gar keine Bild-Zeitung.

Wenn Angela Merkel und der evangelische Bischof Huber Artikel in der Bild-Zeitung veröffentlichen und damit Menschen erreichen, die sie sonst nicht erreichen würden, dann ist das doch erst mal gar nicht schlecht, oder?

Henschel: Eine noch größere Aufmerksamkeit könnte der Bischof Huber auf sich lenken, wenn er nackt einen Veitstanz auf der Reeperbahn aufführte. Auf diese Weise könnte er noch mehr Menschen erreichen, die sonst nichts von ihm wüßten. Er müßte dafür nur einige seiner Glaubensgrundsätze vorübergehend verleugnen. Daß er dazu fähig ist, hat er als Bild-Kolumnist bewiesen.

Sie kritisieren besonders das Nebeneinander von Sexanzeigen und Äußerungen von Politikern oder Geistlichen. Aber gehört nicht dieses Nebeneinander zu einer modernen Gesellschaft? Anders gefragt: Muss eine moderne Gesellschaft nicht in der Lage sein, das aushalten zu können?

Henschel: Wenn unsere Gesellschaft es aushält, Einzelheiten der Bordellbesuche eines Schauspielers von dem Bild-Herausgeber Kai Diekmann serviert zu bekommen und damit zu leben, daß der Herausgeber anschließend vom Bundespräsidenten empfangen worden ist, dann wird unsere Gesellschaft wohl auch damit leben können, daß der Autor eines Kleinverlags daran Anstoß nimmt. Politiker und Geistliche, die sich in der Bild-Zeitung äußern, werten sie auf und scheinen sich nicht im geringsten daran zu stören, daß im gleichen Blatt des breiten über die Jungfräulichkeit einer Dreizehnjährigen berichtet wird, die tot in einem Schweinestall gefunden worden ist. Wer den Unterleib eines ermordeten Kindes sensationsjournalistisch ausweidet, sollte geächtet und nicht vom Bundespräsidenten empfangen werden.

Im Berliner Stadtmagazin Zitty gibt es einen Anzeigenteil, der sich „Verbalerotik“ nennt. Dort heißt es zum Beispiel: „Hose auf! Ich garantiere, dass du kommst.“ Worin besteht der Unterschied, ob ein Stadtmagazin so etwas macht oder die Bild-Zeitung?

Henschel: Da gibt es keinen Unterschied. Wer darauf steht, mag sich daran erbauen. Als störend empfinde ich den Umstand, daß solche Töne inzwischen nahezu alle Medien durchdrungen haben. Es gab einmal eine schöne Zeit, da existierten nur drei Fernsehprogramme, und nachts kam das Testbild. Im Zuge der geistig-moralischen Wende hat die CDU/CSU im Verbund mit der FDP das Privatfernsehen durchgesetzt und damit die Stöhntelefonwerbung flächendeckend etabliert. Ich erkenne darin keinen Fortschritt.

Aber das betrifft ja nicht nur die Bild-Zeitung.

Henschel: Natürlich nicht. In meinem Buch behandele ich auch den Einfluß des Bild-Journalismus auf andere Medien. Und zweifellos hat Bild diesen ordinären Anzeigensound nicht erfunden, aber ihn doch aus der pornographischen Subkultur in die Mitte der Gesellschaft befördert. Und nun hat Bild sowohl „Bumskontakte“ als auch „Gold-Bibeln“ im Angebot, und der Papst hat seinen Segen dazu erteilt. Schön ist das nicht.

Sie nennen den Bild-Chefredakteur Kai Diekmann einen „Puff-Journalisten“. Warum werden Sie so persönlich?

Henschel: Es geht mir nicht um Herrn Diekmann persönlich, sondern um seine Funktion. Er ist presserechtlich dafür verantwortlich, daß die Bild-Zeitung einen Politiker (den Bundestagsabgeordneten Gert Winkelmeier – Linkspartei, d. Red.) als „Puff-Politiker“ bezeichnet hat, weil zu seinen Mieterinnen, wie es hieß, Prostituierte gehörten. Bild hat damals gefordert: „Raus aus dem Bundestag mit dem Puff-Politiker!“ Einige Tage später ist der Schauspieler Heiner Lauterbach in Bild mit der Schlagzeile „So wild trieb ich’s im Puff“ gewürdigt worden. Wenn das kein Puff-Journalismus ist, was dann?

Also kritisieren Sie die Bigotterie und Widersprüchlichkeit, sich nicht an den eigenen Werten messen zu lassen?

Henschel: Was Sie sagen, läßt sich vielleicht am besten im Begriff der Obszönität zusammenfassen.

Kennen Sie eigentlich persönlich Journalisten der Bild-Zeitung?

Henschel: Nein.

Sie möchte auch keinen kennenlernen?

Henschel: Wozu? Ich habe mein Buch in der Hoffnung geschrieben, daß es etwas zur sozialen Ächtung der Bild-Journalisten beiträgt.

Auch ohne soziale Ächtung wird aber zumindest hin und wieder Schmerzensgeld vor Gericht erstritten.

Henschel: Das stimmt. Als juristischer Laie wundere ich mich über die Geringfügigkeit der verhängten Schmerzensgeldbußen. In der Regel sind das Beträge, die Springer aus der Portokasse begleichen kann. Erstaunt hat mich auch, daß kürzlich, wie ich gelesen habe, eine Meute von Paparazzi vor der Wohnung eines Betreuers von Natascha Kampusch campieren durfte, ohne vom Fleck weg verhaftet zu werden. Diese Leute wollten Frau Kampusch aufstöbern, wie Kopfgeldjäger, im Auftrag der Gossenjournaille, koste es, was es wolle. Daß es gegen solche Aufmärsche und Rottenbildungen von Pressehyänen auch in Österreich kein Gesetz zu geben scheint, verblüfft mich.

Der Deutsche Presserat rügt aber öfter Veröffentlichungen der Bild-Zeitung.

Henschel: Und die Chefredaktion kann sich ein Ei darauf pellen. Der Deutsche Presserat ist der zahmste Tiger seit König Alfons dem Viertel-vor-Zwölften.

Hat die Bild-Zeitung eine Sonderstellung im deutschen Pressemarkt oder gilt das, was Sie schreiben, generell für den Boulevardjournalismus?

Henschel: Es gibt alle möglichen Graustufen. Manches, was Bild mit großem Getöse abfeiert, also beispielsweise die öffentlichen Einlassungen einer Bundesministerin über ihr Sexualleben oder den Urin eines britischen Prinzen, fassen Journalisten, die eine bessere Kinderstube genossen haben, zwar nur mit spitzen Fingern an, aber auf die Idee, solche schmuddeligen Fundsachen im Rinnstein liegenzulassen, scheint kaum jemand mehr zu kommen, der seinen Lebensunterhalt als Gesellschaftsreporter verdient. Bild ist in diesem Segment tonangebend oder, wie Kai Diekmann es ausgedrückt hat, „Schrittmacher und Marktführer“, und kleinere Käseblättchen eifern dem Leitmedium nach.

Die Bild-Zeitung ist also eine unter vielen?

Henschel: In Deutschland ist sie die mächtigste. Andere westliche Länder haben ähnliche Kulturprobleme. England hat die Sun am Hals. Zur Zeit ist man bei Springer mit dem Projekt befaßt, auch Frankreich ein Problem in dieser gossenjournalistischen Größenordnung aufzuhalsen.

Glauben Sie, dass die Bild-Zeitung ihre publizistische Macht benutzt, um bestimmte Meinungen in der Öffentlichkeit zu verbreiten, oder glauben Sie, dass sie ihre Leser gut kennt und nur das abdruckt, was diese lesen wollen?

Henschel: Die Bild-Zeitung wird ihren Durchschnittsleser jedenfalls nicht mit verwirrenden Kommentaren vor den Kopf stoßen.

Sie glauben also nicht, dass Bild bestimmte Kampagnen mit einem politischen Hintergedanken fährt?

Henschel: Das mag vorkommen, aber meine Kritik gilt nicht irgendwelchen tagespolitischen Interessen der Bild-Zeitung, sondern ihrem Dasein.

Sie schreiben, dass viele Institutionen in Deutschland Angst davor haben, sich mit der Bild-Zeitung anzulegen. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

Henschel: Es ist jedem Bundesbürger freigestellt, einmal scharf darüber nachzudenken, woran das wohl liegen könnte. Meiner Meinung nach liegt es an der Fähigkeit der Bild-Zeitung, den guten Ruf jedes Menschen in den Dreck zu ziehen. In meinem Buch zitiere ich den Minister Walter Riester, der mutig genug war zu erzählen, wie Bild ein Interview mit ihm förmlich erpreßt hat. Jeder Politiker, Unternehmer, Sportler, Musiker, Quizmaster, Eckensteher oder Prominentenfriseur muß sich dreißigmal überlegen, ob er es sich leisten kann, dieser Großmacht einen Wunsch abzuschlagen. Vor Bild wird gekuscht, vom kleinsten Hinterbänkler mit Frau, zwei Kindern und Bausparvertrag bis hinauf zum Bundespräsidenten. Im selbstherrlichen Bewußtsein dieser Machtfülle hat der Springer-Konzern sogar versucht, sich als Gast mit Fotografenschwarm in die private Hochzeitsfeier von Günther Jauch hineinzuklagen. Auf so eine abenteuerliche Unverschämtheit können nur Leute kommen, die es gewohnt sind, daß vor ihnen alle Welt auf den Knien herumrutscht.

Sie schreiben, dass die FAZ mit der Bild-Zeitung medienpolitisch, geschäftlich und kameradschaftlich verstrickt sei. Wie drückt sich diese Verstrickung aus?

Henschel: Wenn der FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher ein neues Sachbuch verfaßt hat, begibt er sich, inzwischen wohl schon gewohnheitsmäßig, in die Niederungen der Bild-Zeitung. Er beantwortet ihre Interviewfragen, läßt sich dort knipsen und gestattet den Vorabdruck der aufregendsten Passagen, und schon schrapnellt sein Buch an die Bestsellerlistenspitze. Er scheint nicht anzunehmen, daß es unter seiner Würde wäre, sich in Kai Diekmanns Fickgeschichtenbörse herumzuflegeln und anderntags aufs neue als Ritter vom Geist in Erscheinung zu treten.

Glauben Sie, dass die FAZ ein Buch von Kai Diekmann abdrucken würde?

Henschel: Wenn er eins schreiben könnte – warum nicht?

Wir sprachen über die Verletzung der Privatsphäre. Nun gibt es seit einiger Zeit die sogenannten Bild-Leser-Reporter. Was halten Sie denn davon?

Henschel: Hier bildet sich, wie Gustav Seibt in der Süddeutschen Zeitung geschrieben hat, eine „Sozialisierung des Schnüffelns“ heraus. Jeder Dämlack macht sich jetzt mit seinem Foto-Handy auf die Jagd nach Voll-, Halb-, Viertel-, Achtel- oder Sechzehntel-Prominenten. Bild hat die Leser ausdrücklich dazu angespornt, Prominente beim Nasebohren abzulichten. Das sind teuflische Zustände, von deren Grauenhaftigkeit ich mir vor einem Dreivierteljahr, zu Beginn der Arbeit an meinem „Gossenreport“, noch keine Vorstellung gemacht habe.

Auf der Homepage von Bild steht: „Respektieren Sie bei Ihren Foto-Aufnahmen die Privatsphäre anderer Menschen. Behindern Sie nicht die Arbeit von Polizei oder Rettungsdiensten.“ Glauben Sie, daß diese Leitlinien ausreichend berücksichtigt werden?

Henschel: Dreimal dürfen Sie raten. Selbstverständlich respektieren Friede Springer, Mathias Döpfner und Kai Diekmann ihrerseits, so gut sie es können, die Menschenwürde. Sie würden es niemals übers Herz bringen, aus Geldgier die Leiche eines dreizehnjährigen Mordopfers aus einem Schweinestall herauszuzerren und die Leserschaft über die Beschaffenheit der Jungfernhaut des toten Mädchens zu informieren. Oder doch? Die Tatsache, daß die Bild-Zeitung eben dies getan hat, deutet darauf hin, daß Frau Springer und die Herren Döpfner und Diekmann eine noch dreistere publizistische Handhabung der Jungfernhäutchen ermordeter Mädchen anstreben. Dem Grundgesetz zufolge ist die Würde des Menschen unantastbar und ihr Schutz die Aufgabe aller staatlichen Gewalt. Und es ist ein Skandal, daß die Staatsgewalt, statt die Menschenwürde zu schützen, mit der Bild-Zeitung poussiert und mit Friede Springer herumschmust.

Welche Intention hat Ihr Buch? Welche Forderungen stellen Sie?

Henschel: Ich habe keine Forderungen zu stellen. Ich bin nur ein Privatmann, der „Aua“ sagt, wenn es ihm wehtut, und der einen Herzenswunsch hat.

Und der wäre?

Henschel: Der Untergang des Hauses Springer.

Rudolf Augstein, der Gründer und langjährige Herausgeber des Spiegel, hat gesagt: Der Spiegel ist das Sturmgeschütz der Demokratie. Was ist dann die Bild-Zeitung?

Henschel: Gut, daß Sie mich danach fragen. Die Bild-Zeitung, würde ich sagen, ist das Sturmgeschütz des Sauerkrauts.

Das Interview entstand im Oktober 2006.

http://www.planet-interview.de/interviews/...enschel-gerhard-12122006

 

10.01.07 10:25

95441 Postings, 8500 Tage Happy EndDr. rer. pol. Gabriele Pauli, Dipl. Kauffrau

Dr. rer. pol. Gabriele Pauli, Dipl. Kauffrau

Gabriele Pauli, 1957 in Schweich an der Mosel geboren und seit 1977 CSU-Mitglied, ist seit 1990 Landrätin des Landkreises Fürth in Bayern. Man könnte sie "beliebt", "erfolgreich" oder "populär" nennen. Die "Bild am Sonntag" nannte sie gestern "redegewandt und siegesgewohnt". Aber das sind offenbar nicht die entscheidenden Attribute für "Bild" und "BamS". Wir zitieren.

"Bild" vom 22.12.2006:

"Die attraktive CSU-Landrätin Gabriele Pauli (49) erhebt schwere Vorwürfe gegen Stoibers Staatskanzlei."

"Bild" vom 23.12.2006:

"Sex-Spitzel-Affäre um diese schöne CSU-Frau"

"In der Sex-Spitzel-Affäre um die schöne Landrätin Gabriele Pauli gab es den 1. Rücktritt."

"Gestern Paukenschlag in der Sex-Spitzel-Affäre um die schöne CSU-Landrätin Gabriele Pauli!"

"Angeblich hatte der enge Stoiber-Vertraute (…) sich nach möglichen 'Männerbekanntschaften' und Alkoholproblemen der attraktiven Politikerin erkundigt."

"Doch damit ist die 'schöne Landrätin' nicht zufrieden:"

"CSU-Generalsekretär Markus Söder griff die schöne Landrätin gestern massiv an:"

"Wer ist die attraktive CSU-Frau, die an Stoibers Denkmal rüttelt?"

"BamS" vom 24.12.2006:

"Die schöne CSU-Landrätin Gabriele Pauli gibt im Spitzel-Streit nicht nach."

"Die schöne Fürther Landrätin und Stoiber-Rivalin Gabriele Pauli (49)"

"Bild" vom 29.12.2006:

"Kommt es jetzt zum offenen Duell zwischen der schönen Landrätin und Stoiber in den Tegernseer Bergen?"

"Will Mitglieder über Stoiber entscheiden lassen: die schöne CSU-Rebellin Gabriele Pauli (49)"

"BamS" vom 30.12.2006:

"SCHÖNE REBELLIN - Die Fürther CSU-Landrätin Gabriele Pauli (49) will Stoiber in seiner Heimat besuchen"

"Bild" vom 6.1.2007:

"Die schöne Stoiber-Rebellin: Hat sie das Zeug zur Minister-Präsidentin?"

"Gabriele Pauli (49) - vor dem 18. Dezember kannten außerhalb Frankens nur CSU-Insider die flotte Landrätin (…)."

"Will die attraktive Christsoziale am Ende selbst Edmund Stoiber in der Münchner Staatskanzlei beerben?"

"Die attraktive Landrätin aus Fürth wurde 2002 mit 65,42 % wiedergewählt."

"BamS" vom 7.1.2007:

"Schöne Landrätin soll konstruktiv in der CSU mitarbeiten"

"Bild" vom 8.1.2007:

"In der BamS hatte Stoiber seiner Partei-internen Gegenspielerin, der schönen Fürther Landrätin Gabriele Pauli, eine Aussprache angeboten."

Und dann ist da heute natürlich noch dies:

http://www.bildblog.de/?p=1987

 

10.01.07 10:30
1

19524 Postings, 8482 Tage gurkenfredtja, bei der bild, die haben

eben ganz SCHÖN einen an der waffel.


mfg
GF

 

10.01.07 10:31

9500 Postings, 6752 Tage Der WOLFJaja ... in der Pahls sind die Kühe schöner als ..

die Mädels ... also kein Neid Happy *gg*

Gruesschen
 
Der WOLF
 

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