Alea iacta est.

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neuester Beitrag: 01.01.07 14:03
eröffnet am: 01.01.07 11:42 von: dEsiSchES Anzahl Beiträge: 8
neuester Beitrag: 01.01.07 14:03 von: kleinlieschen Leser gesamt: 4990
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01.01.07 11:42
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408 Postings, 7237 Tage dEsiSchESAlea iacta est.

Der Würfel ist geworfen" (ursprünglich in dem Sinne: "Das Wagnis ist eingegangen", nicht: "Die Entscheidung ist gefallen"). Sueton, Caesar 32 (Iacta alea est). Als Caesar am 10./11. Januar 49 v. Chr. den Grenzfluß Rubico nördlich von Ariminum (heute Rimini), überschritt und damit unwiderruflich den Bürgerkrieg gegen Pompeius eröffnete, rief er, ein verbreitetes griechisches Sprichwort aus Menanders Komödie "Arrhephoros" zitierend, in griechischer Sprache (so bezeugt bei Plutarch, Pompeius 60, 4): Ἀνερρίφθω κύβος, "Aufgeworfen sei der Würfel!" (Plutarch, Caesar 32, 8; Pompeius 60, 4). Das Sprichwort bezeichnet den Augenblick des Wagnisses, da der Würfel aus der Hand "aufgeworfen", aber noch nicht zu Boden gefallen ist; die geläufige Übersetzung "Der Würfel ist gefallen" wird weder dem griechischen noch dem lateinischen Wortlaut gerecht. Der Menandervers (bei Athenaios, Deipnosophisten 13, 8. 559 E; Fragment 59, 4 Körte) lautet vollständig: Δεδογμένον τὸ πρᾶγμ᾿ ἀνερρίφθω κύβος, "Beschlossen ist die Sache; aufgeworfen sei der Würfel!" Caesar erwähnt die Episode in seinem "Bürgerkrieg" nicht. Die dem griechischen Wortlaut nicht vollkommen entsprechende lateinische Fassung Iacta alea est, "... ist geworfen", findet sich zuerst bei Sueton; zur Angleichung der lateinischen Übersetzung an das griechische Original hat Erasmus für die Stelle die Lesung Iacta alea esto, "... sei geworfen", vorgeschlagen. Vgl. die Anspielung bei Petron, Satiricon 122, Vers 174: Iudice Fortuna cadat alea, "Fortuna sei Richterin, wenn der Würfel fällt". Einen anderen Bogen von der Glücksgöttin zum Würfelglück hat Erasmus, Lob der Torheit 61, geschlagen: Amat Fortuna parum cordatos, amat audaciores et quibus illud placet: Πᾶς ἐρρίφθω κύβος, "Fortuna liebt die weniger Vernünftigen, liebt die Wagemutigeren und denen dieses Wort gefällt: Jeder Würfel sei geworfen!"

Dieses geflügelte Wort ist entnommen aus: Veni vidi vici. Geflügelte Worte aus dem Griechischen und Lateinischen, zusammengestellt, übersetzt und erläutert von Klaus Bartels, 11., durchgehend erneuerte und erweiterte Auflage, Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2006, 216 Seiten. Der Band bringt gegen 500 Geflügelte Worte, gegen 300 Stück "Kleingeflügel", einen Essay "Geflügelt, entflogen" und ein deutsches Schlagwortregister.
 

01.01.07 11:45
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408 Postings, 7237 Tage dEsiSchESHomo sum: humani nil a me alienum puto

"Ich bin ein Mensch: Nichts Menschliches nenne ich mir fremd." Terenz, Heautontimorumenos 77. Der nachbarlich besorgte alte Chremes, der den neu zugezogenen Menedemus über den Gartenzaun hinweg auf dessen auffällige Selbstquälerei angesprochen hat, verwahrt sich gegen die abweisende Gegenfrage: "Hast du denn bei deinen eigenen Dingen so viel Zeit übrig, daß du dich um fremde kümmern kannst, Dinge, die dich doch gar nichts angehen?" Chremes pariert den Ausfall mit einer grotesken Übersteigerung: Als Mensch, der er sei, zähle er nichts "Menschliches", nichts, was Menschen betrifft, zum "Fremden". Der Vers geht wie das ganze Stück auf den griechischen Komödiendichter Menander zurück. Die Sentenz war allgemein geläufig; Zitate finden sich bei Cicero, De officiis 1, 9, 30 (Quamquam Terentianus ille Chremes humani nihil a se alienum putat); De legibus 1, 12, 33 (Quod si ... homines humani, ut ait poeta, nihil a se alienum putarent ...); Seneca, Briefe an Lucilius 95, 53 (Ille versus et in pectore et in ore sit: Homo sum ...); vgl. auch die Anspielungen auf den Terenzvers bei Juvenal, Satiren 15, 140ff., und Ambrosius, De officiis ministrorum 3, 7, 45. Der Kirchenvater Augustin, Briefe 155, 14, bezeugt, "ganze Theater voll gewöhnlicher, ungebildeter Leute" hätten diesem Komödienvers auf offener Szene Beifall geklatscht, und das sei nicht verwunderlich: So "natürlich" sei es, ut nullus ... hominum nisi cuiuslibet hominis proximum se esse sentiret, daß "kein Mensch sich nicht als den Nächsten jedes beliebigen anderen Menschen verstehe".


 

01.01.07 11:52
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408 Postings, 7237 Tage dEsiSchESOmnia mea mecum porto.

"Alle meine Habe trage ich bei mir." Nach Cicero, Paradoxa 1, 1, 8: Nach der Eroberung seiner Vaterstadt erwidert Bias von Priëne, einer der Sieben Weisen, auf die Aufforderung eines Mitbürgers, er solle doch wie sie alle, soviel er nur könne, von seiner Habe mitnehmen: Ego vero facio; nam omnia mecum porto mea, "Aber das tue ich ja: Alle meine Habe trage ich bei mir"; vgl. Valerius Maximus, Denkwürdige Taten und Worte 7, 2, externi 3, wo Bias fast wortgleich antwortet: Ego vero bona omnia mea mecum porto, "Aber ich trage ja alle meine Güter bei mir". Bei Seneca, De constantia sapientis 5, 6, ist der Ausspruch Stilpon von Megara zugeschrieben; dort erwidert der Philosoph nach der Eroberung seiner Vaterstadt durch Demetrios Poliorketes, den "Städteeroberer", auf die Frage des Siegers, ob er etwas verloren habe: Nihil; omnia mea mecum sunt, "Nichts; alle meine Habe ist bei mir"; vgl. Briefe an Lucilius, 9, 18, wo die Antwort lautet: Omnia bona mea mecum sunt, "Alle meine Güter sind bei mir". Diogenes Laërtios, Leben und Lehre der Philosophen 2, 115, läßt Stilpon hinzufügen, seine Bildung habe ihm niemand davongetragen, und auch seine Vernunft und sein Wissen habe er noch. Phaedrus, Fabeln 4, 23, 14 und 26f. (Nr. 519 Perry), hat das souveräne Bekenntnis zur Selbstgenügsamkeit des geistigen Menschen von dem weisen Bias auf den Dichter Simonides übertragen; in seiner Fabel erklärt Simonides nach einem Schiffsuntergang auf die entsprechende Frage eines Leidensgenossen: Mecum mea sunt cuncta, "Bei mir ist alle meine Habe". Die Sentenz, die Phaedrus seiner Fabel voranstellt: Homo doctus in se semper divitias habet, "Ein gebildeter Mensch hat seine Reichtümer immer in sich", geht auf Menander, Sentenzen 569 Jäkel, zurück: Ὁ σοφὸς ἐν αὑτῷ περιφέρει τὴν οὐσίαν, "Der Weise trägt seinen Besitz in sich selbst (mit sich) herum". Vgl. die dem Varro zugeschriebene Sentenz unter Ubi bene, ibi patria.

 

01.01.07 11:54
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408 Postings, 7237 Tage dEsiSchESVeni vidi vici

Ich kam, ich sah, ich siegte." Sueton, Caesar 37, 2. Wie Plutarch, Caesar 50, 3f., berichtet, hat Caesar mit diesen drei syntaktisch gleichgeordneten, rhythmisch gleichgewichtigen, gleich an- und auslautenden Worten seinem Vertrauensmann Gaius Matius in Rom seinen Sieg über König Pharnakes II. von Bosporos mitgeteilt. Innerhalb von nur vier Stunden hatte Caesar am 2. August 47 v. Chr. bei der pontischen Tempelstadt Zela (heute Zile, im Nordosten Kleinasiens) das feindliche Heer aufgerieben und sein Lager eingenommen; König Pharnakes floh mit wenigen Getreuen und fand bald darauf den Tod. Plutarch zitiert Caesars Siegesbotschaft in griechischer Sprache: Ἦλθον, εἶδον, ἐνίκησα, weist jedoch auf den "gleichlautenden Ausklang der Worte und die eindrückliche Kürze des Ausdrucks" im Lateinischen hin. Als Caesar im folgenden Jahr, 46 v. Chr., seinen vierfachen Triumph über Gallien und Ägypten und die Könige Pharnakes und Juba feierte, ließ er nach dem Zeugnis Suetons (Caesar 37, 2) für den Pontischen Triumphzug statt der Aufzählung einzelner Kriegstaten nur die drei Worte VENI VIDI VICI auf die vorangetragenen Siegestransparente setzen. Die brillante Prägung, ein Musterbeispiel für die lapidare Knappheit der lateinischen Sprache, ist zitiert bei Seneca dem Älteren, Suasoriae 2, 22, und - wieder in der griechischen Version - bei Appian, Bürgerkriege 2, 91, 384; vgl. auch die Anspielung bei Dio Cassius, Römische Geschichte 42, 48, 1. - Eine entsprechende Formel findet sich in der Sprichwortsammlung des Apostolios 12, 58 (in: Leutsch-Schneidewin, Paroemiographi Graeci, Band II, S. 556): Ὁ κόσμος σκηνή, ὁ βίος πάροδος ἦλθες, εἶδες, ἀπῆλθες, "Die Welt ist eine Bühne, das Leben ein Auftritt: Du kamst, sahst, gingst fort".
 

01.01.07 12:00
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408 Postings, 7237 Tage dEsiSchESlatein

Weltsprache von 200 v.Chr. bis 500 n.Chr. von Portugal bis in den Irak, von Tunesien bis Holland, geschrieben und gesprochen von Wissenschaftlern bis ins 19. Jahrhundert, verwendet in der Messe der katholischen Kirche, gesprochen und geschrieben vom Papst in wichtigen Angelegenheiten bis heute, dient zur Bildung wissenschaftlicher Begriffe in der Medizin, der Rechtswissenschaft, Biologie, Chemie, Mathematik, Physik, Informatik und in allen anderen Fachbereichen.  

01.01.07 12:08

408 Postings, 7237 Tage dEsiSchESLatein für Angeber

Ich hab den größten, das ist doch wohl klar. Wer das bestreitet, bekommt ein paar Fremdwörter vorgeknallt, die er bestimmt nicht versteht. Intellektuelle Klugscheißer erschlag ich mit angeblichen Theorien angeblich wichtiger Autoren. Und etwas simplere Geister kriegen einige Brocken Latein hin geworfen, dann sind sie auch still. Sic itur ad astra.

Modus vivendi die Art (mit etwas) zu leben
Carpe diem! Pflücke den Tag! (Genieße den Tag!)
Curriculum vitae Lebenslauf
Expressis verbis mit ausdrücklichen Worten
Alter ego zweites Ich
Hic et nunc Hier und Jetzt
Errare humanum est Irren ist menschlich
Ad acta zu den Akten
In spe in Hoffnung, zukünftig
Persona non grata nicht willkommene Person
In dubio pro reo Im Zweifel für den Angeklagten
Ultima ratio letzte Möglichkeit, äußerstes Mittel
Conditio sine qua non Bedingung, ohne die nicht ... (unerlässliche Voraussetzung)
Primus inter pares Erster unter Gleichen
Modus vivendi Kompromiss
Ad hoc zu diesem Zweck (kurzfristig, aus dem Stegreif)
Cogito, ergo sum Ich denke, also bin ich
Credo, ergo sum Ich glaube, also bin ich
Nolens volens Ob du willst oder nicht
Stante pede mit stehendem Fuß, sofort
Post festum nach dem Fest (= zu spät)
In statu nascendi Im Zustand des Werdens
Ars amandi Die Kunst zu lieben
q.e.d. - Quod erat demonstrandum Was zu beweisen war
Non olet Es stinkt nicht
Casus belli Im Kriegsfalle
Sui generis Von seiner eigenen Art
Deus ex machina Gott aus der Maschine
Honoris causa Der Ehre wegen
Nomen est omen Der Namen ist eine Vorbedeutung
Ex officio Von Amts wegen, offiziell
Ad absurdum Ins Unmögliche
A priori Von vornherein
Cui bono? Wem zum Vorteil?
De facto Von der Tat her
Eo ipso Gerade dadurch
Ergo Also, folglich
Et cetera und das Übrige
In abstracto - in concreto Im Abstrakten - im Konkreten
In continuo fortlaufend
In infinitum unbegrenzt, unendlich
In medias res Mitten in die Dinge hinein
In puncto Was ... betrifft
Lapsus Fehler
Nota bene! Merke wohl!
Per pedes zu Fuß
Per se an sich
Post mortem Nach dem Tod
Pro forma Der Form halber
Pro domo Für das Haus
Filia hospitalis Die Tochter des Wirtes, des Hauses
Non liquet nicht spruchreif
Tempus fugit Die Zeit flieht, läuft dahin
In perpetuam momoriam Zum ewigen Gedenken
Deo gratias Gott sei Dank
In puris naturalibus Im reinen Naturzustand
Si tacuisses, philosophus mansisses hättest du geschwiegen, wärst du ein Philosoph geblieben
Invenit patella operculum Die Schale fand einen Deckel
Ius primae noctis Das Recht der ersten Nacht
Matura, dum libido manet Beeile dich, solange die Leidenschaft besteht
Mea virtute mea involvo Ich hülle mich in meine Tugend
Naturalia non sunt turpia Natürliches ist keine Schande
Omnia vincit amor Alles bezwingt die Liebe
Variatio delectat Abwechslung erfreut
De mortuis nil nisi bene Über Tote nichts ausser Gutes (sprechen)
Absolvo te Ich vergebe dir
Duo quum faciunt idem, non est idem Wenn zwei dasselbe tun, ist es nicht dasselbe
Gaudeamus igitur, iuvenes dum sumus Daher lasst uns lustig sein, solange wir jung sind
Intimus Vertraut
Nil admirari Sich über nichts wundern
Nulla fere causa est, in qua non femina litem moverit Es gibt wohl keinen Streit, den nicht eine Frau begonnen hätte
Parta tueri Das Erworbene zu wahren wissen
Quieta non movere Was ruht, soll man nicht aufrühren
Tertium non datur Ein Drittes gibt es nicht
Citius, altius, fortius schneller, höher, weiter
Ad interim In der Zwischenzeit
Ad meliorem Auf bessere Zeiten
Alea iacta est Der Würfel wurde geworfen (ist gefallen)
Ex propriis Aus eigener Kraft
Exercitatio artem parat Übung macht den Meister
Fortes fortuna adiuvat Den Mutigen hilft das Glück
Lege artis Nach allen Regeln der Kunst
Locus minoris resistentiae Ort des geringsten Widerstandes (Schwachstelle)
Male parta male dillabuntur Wie gewonnen, so zerronnen
Panem et circenses Brot und Spiele
De gustibus non est disputandum über Geschmack lässt sich nicht streiten
Aetas volat Die Zeit entflieht schnell
Decies repetita placebit Es wird auch noch gefallen, wenn es zehnmal wiederholt wurde
In vino veritas Im Wein ist Wahrheit
Ne quid nimis Nichts zu sehr
Post scriptum Nach der Schrift
Sic itur ad astra So steigt man zu den Sternen empor
Tunica proprior pallio Das Hemd ist mir näher als der Rock
Alma mater Die Nährmutter
Dies diem docet Ein Tag lehrt den anderen
Pons asini Eselsbrücke
Primo loco An erster Stelle
Salvo errore calculi Mit Vorbehalt eines Rechenfehlers
Spirtus rector Der leitende Geist
Summa cum laude Mit höchstem Lob
Testimonium paupertatis Zeugnis der Bedürftigkeit (Armutszeugnis)
Acu tetigisti Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen
Ad latus Zur Seite
Causa finita est Die Sache ist entschieden
Fac totum Tue alles
Principiis obsta Widerstehe den Anfängen, wehre den Anfängen
Sapienti sat Dem Wissen genügt es
Utile dulci Das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden
Ab ovo Vom Ei an, von Anfang an
In curia Beim Amt, an öffentlicher Stelle
Homo homini lupus Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf
Sine tempore ohne Zeit
Terra incognita nnbekanntes Land
Ecce homo! welch ein Mensch!
mea culpa, mea maxima culpa meine Schuld, meine größte Schuld
Quo vadis? Wohin gehst du?
Tempus fugit Die Zeit flieht, läuft dahin
Tertium non datur Ein Drittes wird nicht gegeben, kein Kompromiss
Vivat, crescat, floreat! Er möge leben, wachsen und gedeihen!
Ultima ratio Die letzte Vernunft
Summa summarum Die Summe der Summe
 
 


 

01.01.07 12:11
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1276 Postings, 6598 Tage RochusSchmidt@dEsiSchEs

Denk an die Quellenangabe!
Sonst kann es passieren, dass du für sieben Tage in den Kieler Knast mußt.  

01.01.07 14:03

8541 Postings, 7139 Tage kleinlieschencarrus lactus est ante pericolosi -

(der Milchwagen ist vorgefahren :-)

gruß -kl.  

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