Da ich als Antizykliker gern runtergeprügelte Aktien einsammle, habe ich mich schon mal mit Boeing und Airbus beschäftigt, die mehr als die Hälfte ihres Kurses eingebüßt haben. Ich bin allerdings zu dem Schluss gekommen, dass Käufe bei Boeing gefährlich und bei Airbus verfrüht wären.
Bei Seeking Alpha hab ich etliche Artikel zu Boeing und Airbus gelesen. Speziell von Boeing raten einige Cracks dort ab, weil eine Chapter 11 Pleite nicht ausgeschlossen werden kann. Das würde bedeuten, dass Boeing ähnlich wie GM nach der Chapter-11-Pleite weitermacht wie bisher (allerdings schuldenfrei) während die Aktionäre Totalverlust erleiden.
Die Airlines dürften weltweit noch lange kränkeln, und viele versuchen, ihre Neubestellungen zu canceln. Wegen des billigen Öl ist der Druck, auf neue Modelle umzusteigen, auch niedriger als sonst. Aufgrund der 737-800 MAX Probleme bevorzugen Airlines die Airbus 320-Serie, aber bislang war die Warteschlange bei Airbus sehr lang. Wenn sich der Order Backlog infolge zahlreicher Stornierungen verkürzt, droht die 737-800 MAX endgültig zum Ladenhüter werden.
Einer der Autoren hat die Boeing-Bestellungen nach der SARS-Krise 2003 untersucht. Damals herrschte ebenfalls Flugangst wegen der Seuche. Es dauerte rund fünf Jahre, bis Boeings Auslieferungen wieder der Stand von 2002 erreicht hatten. Und dabei starben an SARS gerade mal 800 Menschen. An Corona sind bereits 50.000 gestorben, und es ist eine Pandemie.
Daher ist bei Boeing ein L-Boden wie bei vielen Banken nach 2008/9 nicht ausgeschlossen. Boeing verbrennt zurzeit Milliarden. Wenn es keine Chapter-11-Pleite gibt, drohen alternativ massive Kapitalerhöhungen, die den Kurs ebenfalls langfristig am Boden halten. Bei Airbus sollte man in aller Ruhe eine Bodenbildung abwarten. 2009 stand Airbus bei 10 Euro, aktuell bei 50 Euro.
Diese Überlegungen sind mMn auch auf Airlines übertragbar. Es wird mit hoher Wahrscheinlichkeit keine V-Erholung bei den Airline-Kursen geben, weil sich die Probleme und Ängste über Jahre hinziehen dürften, so dass man z B. auch bei Lufthansa (schönen Gruß an Walter) nicht ins fallende Messer greifen muss bzw. sollte.
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