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SZ, 18. Mai 2020
Spanische Parteien streiten über Großdemonstration Anfang März
...Spanien ist zurück auf der Straße. Ende vergangener Woche hallte der Lärm von Kochlöffeln, die auf Töpfe geschlagen wurden, durch das Zentrum Madrids, dazu Schreie: die Regierung solle zurücktreten, und auch immer wieder "Libertad", Freiheit! Dazwischen eindringliche Polizeidurchsagen: Bitte halten Sie den Mindestabstand ein! Doch daran hielten sich weder die etwas mehr als hundert Demonstranten, die meisten von ihnen mittleren Alters, noch viele Journalisten, die diese erste Demonstration seit dem äußerst strengen Lockdown vom 13. März offenbar sozusagen hautnah miterleben wollten. Nur sehr wenige Demonstranten waren allerdings ohne Maske gekommen.
Es schien sich dort eine Wut Bahn zu brechen, von der bisher in sieben Wochen confinamiento wenig zu spüren war. Das mag nicht nur an den Restriktionen selbst gelegen haben, sondern auch an ihrer Vorgeschichte. Lange Zeit hatte die Regierung die Pandemiegefahr verharmlost, noch Ende Februar sagte der oberste Seuchenmanager im Gesundheitsministerium, Fernando Simón, Corona sei kein Grund sich groß aufzuregen. Die Menschen fühlten sich sicher, was dazu führte, dass am Wochenende des 7. und 8. März allerlei stattfand, Fußball, Fiestas und vor allem zwei politische Großveranstaltungen, die seitdem im Zentrum eines erbitterten Streits stehen. Am Sonntag, dem 8. März, wurde in Madrid eine Großkundgebung zum internationalen Frauentag abgehalten, zu der Zehntausende kamen, einander herzten, Küsschen verteilten, sangen und feierten - darunter viele Vertreterinnen der links-linken Regierung aus Sozialisten und Podemos. "Der Machismo ist schlimmer als das Coronavirus", lautete einer der Slogans.
Zahlreiche Teilnehmerinnen wurden danach positiv auf Corona getestet, darunter hochrangige Politikerinnen wie Irene Montero, Gleichstellungsministerin und Lebenspartnerin des stellvertretenden Regierungschefs Pablo Iglesias (Podemos). Auch die Ehefrau von Ministerpräsident Pedro Sánchez, Begoña Gómez, bekam Covid. Fünf Tage später, am 13. März, sah sich die Regierung gezwungen, einen der strengsten Lockdowns der Welt zu verhängen, vielleicht hallt der 8. März, und was an diesem Tag geschah, deshalb so stark nach.
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