6.5.2009 07:30Wie Öko-Technik die deutsche Industrie revolutioniert
Solaranlagen, effiziente Fabriken und sauberes Wasser: Mit grüner Technik erobert die deutsche Industrie schneller als erwartet neue Märkte und schafft eine Million Jobs. Die Krise gibt der Boom-Branche zusätzlich Auftrieb.
Es ist nach Mitternacht. Ein scharfer Nordostwind fegt über die flache Seenlandschaft der Uckermark. Drei Windräder am Ortsrand des brandenburgischen Städtchens Prenzlau laufen auf Hochtouren. Die sechs Megawatt Strom, die sie produzieren, gehen aber nicht ins Netz, sie fließen in eine kleine Halle unweit der Windräder. Dort spaltet der Strom in einem sogenannten Elektrolyseur Wasser in seine Bestandteile, Sauerstoff und Wasserstoff. Pumpen pressen den Wasserstoff anschließend in fünf mannshohe Stahltanks.
Wenn Prenzlau morgens erwacht, sind die Wasserstofftanks gut gefüllt. Vermischt mit dem Gas einer Biogasanlage, die die örtlichen Bauern betreiben, befeuert der Wasserstoff ein Blockheizkraftwerk, das Strom und Wärme erzeugt – bei Sturm genauso wie bei tagelanger Flaute. Windenergie, selbst wenn der Wind nicht weht. Das ist neu.
Noch existiert diese Kombination aus Biomasse- und Windkraft-Anlage – ein sogenanntes Hybridkraftwerk – nur auf dem Papier. Doch den Grundstein für das Kraftwerk der brandenburgischen Enertrag AG hat Bundeskanzlerin Angela Merkel bereits gelegt. Schon Mitte 2010 werden einige Tausend Prenzlauer mit der Öko-Energie fernsehen, Rasen mähen und heizen.
Die neue Kraftwerkstechnik überwindet das größte Problem der Windenergie: ihre Unzuverlässigkeit. Es macht Windkraft zur planbaren Energie, die auch bei Windstille zur Verfügung steht. Das Hybridprinzip funktioniert auch mit Solarstrom. Anlagen in aller Welt könnten mit dem Know-how aus der Uckermark zuverlässiger und rentabler werden.
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