scheinen bei dieser Thematik eh den Impuls zu haben, sich zu äußern. Dabei finde ich es recht schwierig, sich sowohl einigermaßen differenziert mit der Nazi-Geschichte als auch mit der BRD/DDR-Geschichte in der direkten Folge davon zu beschäftigen. Der Film (ich hab nur den 2. Teil gesehen) ist natürlich recht emotional und aufwühlend - was keine Kritik sein soll. Denn er führt schon vor Augen, wie infam und demütigend Diktaturen letztlich für diejenigen sind, die ins Fadenkreuz der Machthaber geraten. Und wie wichtig rechtsstaatliche Strukturen sind, auch wenn sie nicht immer perfekt funktionieren.
Aber was mir schon auffällt: Wenn Leute, die mit der politischen Linken sympathisieren (was nun wirklich kein Verbrechen sein muss) mit solchen Themen konfrontiert werden, kommen sie reflexhaft auf die Nazis zu sprechen, ohne bereit zu sein, sich mit den immensen Verbrechen konfrontieren zu lassen, die im Namen linker Ideologien begangen wurden. Wobei diese Verbrechen in Intensität und Ausmaß insgesamt keineswegs den Naziverbrechen nachstehen. Insgesamt, jetzt nicht auf die DDR bezogen. Gleichwohl hat sich die DDR selbst in die Tradition eines der größten Verbrecher, nämlich Stalin, gestellt. Indem sie den Antifaschismus für sich vereinnahmt hat, hat sie sich aus der Auseinandersetzung mit der grässlichen Geschichte (und zu DDR-Zeiten auch Gegenwart) der eigenen Tradition des Leninismus/Stalinismus elegant davongestohlen. Und die Tendenz dazu haben sehr viele Linken. Man bemüht den Antifaschismus als Schutzschild gegen die mörderischen Traditionen eines Stalin, Mao oder Pol Pot, um nur mal drei der schlimmsten Mörder und Menschenschinder im Namen des Sozialismus zu nennen. Das ist unredlich - auch von der jetzt existierenden PDS wird man dazu nur Ausflüchte, Dementis, sich windende Kritik und schließlich den Verweis auf den Antifaschismus hören. Nicht dass ich sie deshalb in eine Reihe mit den genannten stellen möchte. Aber eine wirklich glaubwürdige Wende sieht für mich anders aus. Die Nachkriegs-SPD hat diese Wende jedenfalls wesentlich glaubwürdiger geschafft.
Aber ich sehe die Funktion der PDS der ersten Jahre in etwa ähnlich wie die Funktion der CDU der 50er-Jahre. Wobei: Die CDU stand keineswegs in der Tradition der Nazis und war eine echte antifaschistische Neugründung. Aber als konservative Partei hatte sie auch die Aufgabe, den rechten Rand abzufischen und die Menschen in die Demokratie zu führen - auch die, die unter den Nazis mitgelaufen sind oder auch - zumindest moderat - mitgemacht haben. Man konnte das Volk ja nicht austauschen, das in Massen einem Hitler nachgerannt war. Und eine ähnliche Funktion hatte für mich, wie gesagt, die PDS. Allerdings ist das jetzt durch. Wer jetzt noch nicht angekommen ist im demokratischen System, der muss damit Leben, als unverbesserlich angesehen zu werden. Jetzt, 17 Jahre später, als Linke mit gesamtdeutschem Anspruch, vertreten in Parlamenten und Regionalregierungen, muss man die PDS nur noch an ihrer Politik messen. Wie sie sich gegenüber der Geschichte der Linken mit all ihren unsäglichen Untiefen verhält, ist ein Teil davon. Und so richtig glaubwürdig erscheint sie mir da nicht. Aber sie ist natürlich nicht mehr die SED. Auch wenn sich da noch alte Genossen tummeln, die womöglich Dreck am Stecken haben. Das Problem hatte die CDU als oben beschriebenes Auffangbecken auch lange Jahre. Da tummelten sich auch unschöne Fälle der Geschichtsverleugnung in deren Reihen. Aber das wurde durch 68 und die dadurch (notwendigerweise) geistige Öffnung gegenüber der bis dahin brütenden Verdrängung dann ja auch meist aufgedeckt und skandalisiert. Sowas fehlt der PDS noch...
Vorsicht! Zelig! ----------------------- Nur weil du paranoid bist, heißt das noch lange nicht, dass sie nicht wirklich hinter dir her sind...
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