FTD: Traum in Schwarz15.04.2008 - 22:48 Viel Öl, voreilige Versprechen und darbende Aktienmärkte - diese Gemengelage hat den Börsen einen kurzen, heftigen Tagtraum beschert. Dreiunddreißig Milliarden Barrel Erdöl. Mehr als die gesamten Reserven der USA - und das in einem einzigen Feld. Haroldo Lima war die Superzahl kaum entschlüpft, da verbreitete sie sich schon über den Globus. Keine halbe Stunde nachdem der Direktor der staatlichen brasilianischen Ölagentur ANP die frohe Botschaft vom vermeintlichen Sensationsfund im Atlantik verkündet hatte, zuckte der Kurs der Petrobras-Aktie erstmals am Montag nach oben. Und dann ging er los: der Run von Investoren aus aller Welt auf die Papiere des halbstaatlichen brasilianischen Ölkonzerns. An der Wall Street legten die Aktien in der Nacht zu Dienstag gut sechs Prozent zu, am Ende war der Konzern fast 15 Mrd. $ mehr wert als 24 Stunden zuvor. Dass Petrobras selbst sich nur zurückhaltend zum neuen Gigafeld äußerte, dass Lima für die Verkündung solcher delikater Zahlen gar nicht zuständig war - all das ging im Hype unter. Er wisse aus inoffiziellen Kanälen im Umfeld des Konzerns, dass im Feld Carioca vor der Südostküste Brasiliens etwa 33 Milliarden Barrel (je 159 Liter) bestes Erdöl ruhten, verkündete der 68-Jährige auf einer Podiumsdiskussion in Rio de Janeiro. Eine so gewaltige Lagerstätte ist seit 1949 nicht mehr gefunden worden; Carioca wäre das drittgrößte Feld der Erde Diese Entdeckung werde "Brasilien zu einem der größten Ölproduzenten der Erde machen", schwärmte Lima. Zwar reicht die nationale Ölförderung bisher gerade für den Eigenbedarf. Doch weil Petrobras kürzlich einige große Felder gefunden hat, weil der Konzern gerade Probebohrungen in Carioca macht, glaubten die Investoren Lima jedes Wort. Tags drauf ist Haroldo Lima plötzlich kleinlaut. "Ich habe keine offiziellen Ankündigungen gemacht", verteidigt er sich, "sondern nur gesagt, dass es großartige Chancen gibt." Er muss jetzt zurückrudern, denn er kann seine Behauptungen nicht beweisen. Petrobras hat soeben erklärt, man habe erst eine einzige Bohrung in Carioca abgeschlossen und könne noch keine Aussagen über die Größe des Feldes machen. Der sichtlich verärgerte Staatspräsident Luis Inácio Lula da Silva rügt seinen Behördenchef wegen "unnötigen Vorpreschens". Und die Börsenaufsicht erwägt, gegen Lima zu ermitteln - wegen Verdachts auf Kursmanipulation. Was bei den Aktienhändlern für so große Euphorie gesorgt hatte, dämpfte die tiefe Skepsis der Ölbroker übrigens ganz und gar nicht. "Bislang gibt es noch keine Bestätigung von Petrobras oder einer anderen Gesellschaft", sagt André Frick, Ölexperte bei Credit Suisse, lediglich kühl. An der New Yorker Rohstoffbörse Nymex verteuerte sich die US-Sorte WTI am Dienstag bis auf ein Rekordhoch von knapp 114 $ je 159-Liter-Fass. Händler nannten als Grund Produktionsausfälle in Nigeria - von gerade einmal 5000 Barrel pro Tag. Autor/Autoren: Claus Hecking (c) FTD http://www.finanztreff.de/...3952,quelle,,r,3,sektion,uebersicht.html -------------- Schade für die Horde Gutgläubiger, die heute 'billigst' und 'hektischst' in Petrobras reingehechtet sind
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